Die erste Wettkampfwoche bei den Weltreiterspielen ist geschafft. St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer bloggt über die Ankunft der Springreiter, das Finale der Vielseitigkeit – und Plastikgeschirr.
Jetzt sind also auch die Springreiter in Tryon angekommen. Die Pferde hatten einen problemlosen Direktflug, wie vorgesehen (also keinen Umweg), dafür waren die Reiter etwas länger unterwegs. Ihre ursprünglichen Flüge waren zum Teil abgesagt, Bundestrainer Otto Becker musste von Münster über Frankfurt über Washington nach Charlotte fliegen. Aber jetzt sind sie da und wie prophezeit, hochzufrieden mit allem. Es wird ja auch jeden Tag ein bisschen hübscher hier, die Sonne scheint wieder, Tropensturm Florence hat sich in Luft aufgelöst. Und der Boden auf allen Trainingsplätzen ist trotz des gestrigen Landregens einfach perfekt. Auch das Gras ist schnell abgetrocknet, aber das Stadion, das ja vorher grün war, ist jetzt mit Sand aufgefüllt. „Eigentlich schade um den schönen Rasenplatz“, sagt Marcus Ehning.
Immer noch unverständlich, warum man es nicht hingekriegt hat, die Dressurkür am Samstag auf einem der tollen Plätze auszutragen. Kein Fernsehen, sagt der eine, keine Zuschauer, sagt der andere, keine Musik, der Dritte. Und jetzt hat man keinen Sport, gar nichts. Ein Armutszeugnis für Organisation und FEI. Ein Jammer.
Was ansonsten geschah
Die beiden Mädels im Springteam, Laura Klaphake und Simone Blum, fanden es schwierig, ihre Pferde ohne sie fliegen zu lassen. Normalerweise sind sie immer dabei im LKW. „Eigentlich wollte ich aufs Rollfeld laufen und nochmal hinterherwinken“, sagte Laura. Das ging natürlich nicht.
Übrigens sind die Distanzergebnisse immer noch nicht da. Es sieht aus, als ob die FEI etwas zurückhalten will. Es gäbe keine exakten Zeiten, nur die Berichte von den Vetgates. Dabei wollen wir ja nur wissen, wer noch im Rennen ist und wer bereits wann ausgeschieden war. Vielleicht will man nicht, dass wir das wissen. Aber wir bleiben dran. Die FEI-Leute werden schon immer ganz genervt, wenn sie mich sehen, weil sie wissen, ich frage wieder nach diesen Listen.
Madeleine Winter-Schulze ist heute mit Martin Richenhagen in seinem Firmenjet nach Deutschland zurückgeflogen. Videos zeigen, wie sie nach ihrer Oberschenkelhals-OP schon ganz nett an Krücken über den Krankenausflur läuft.
Finale der Vieseitigkeit
Die einen reißen die Hände hoch, die anderen schlagen sie vors Gesicht. Das Finale heute beim Vielseitigkeitsspringen war ganz großes Drama. Als Hale Bob mit der letzten Stange auch die Goldmedaille zu Boden tritt, sackt Vielseitigkeitsausschuss-Vorsitzender Jens Adolphsen in sich zusammen. Die Briten herzen die kleine Weltmeisterin Rosalind Canter, die zwar schon 32 ist, aber aussieht wie ein Schulmädchen. Ingrid macht stiff upper lipp, lässt sich die Enttäuschung nicht anmerken. „Wenn mir einer vorher gesagt hätte, dass ich hier mit einer Bronzemedaille nach Hause komme, hätte ich gesagt, du spinnst.“ So muss man es wohl nehmen.
Übermütig wie immer die Iren mit ihren beiden Silbermedaillen, die erste WM-Einzelmedaille seit 1979, die erste Teammedaille seit 1966. Sie gewann ausgerechnet der Umschüler Padraig McCarthy (41), der vom Parcours in den Busch wechselte, als er seine Frau kennenlernte, eine niederländische Buschreiterin. In seinem früheren Leben als Springreiter hat er ausgedehnte Lehr- und Wanderjahre unternommen – unter anderem bei Max Hauri, bei Rolf Göran Bengtson, bei Hans Horn und bei Mark Todd. Und zwischendurch hat er in Zürich auch nochmal eine Uni von innen gesehen. Und jetzt das Sahnehäubchen, WM-Silber.
Amerikanische Esskultur
Gestern, am Regen-Ruhetag, konnten wir zum ersten Mal unsere einzige Kochplatte einweihen, Spiegeleier mit Speck und Tomaten. Wenn man tagelang abends nur kaltes Supermarkt food gegessen hat, schmeckt das wie Dreisterne. Im Übrigen entwickeln wir uns nolens volens zu Umweltsündern. Das Plastikgeschirr wird hier im Pressezentrum nach jeder Mahlzeit weggeworfen. In jeder Studenten-WG würde es mindestes bis zum Bachelorabschluss halten. Anfangs haben wir es immer noch abgewaschen, dann haben wir das aufgegeben, weil es ja nicht mal einen vernünftigen Wasserhahn in erreichbarer Nähe gibt. Aber da der erste Mann in diesem Staat sagt, es gibt keine Umweltprobleme, müssen wir wohl kein schlechtes Gewissen haben.nike air jordan 1 low outlet | cheap nike jordan 1 low
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