Das Organisationsdesaster in Tryon, nächster Akt. Im Mittelpunkt: die Vierspännerfahrer und ihre Pferde, die nach den Weltreiterspielen wohl auch zum Holzrücken eingesetzt werden können. So sie denn heile wieder nach Hause kommen. Außerdem scheint die FEI nun in Sachen Distanzsport durchgreifen zu wollen.
Das nächste Desaster bahnt sich an. Samstag sollen ja die Vierspänner ins Gelände, im Prinzip genau dort, wo auch die Buschis geritten sind. FN-Fahrerchef Fritz Otto-Erley scheint mir ziemlich verzweifelt. Niemand weiß mal wieder nichts, ein fürchterliches Zuständigkeits-Kuddelmuddel soll das sein. Das sind wir ja hier gewohnt, auch wenn beim Springen alles zu klappen scheint. Immerhin wissen die Fahrer anders als die Distanzler jetzt, wo die Startlinie ist. Das macht allerdings auch nicht glücklich, denn das, was als lockere Aufwärmphase gedacht ist, wird schon zu einer Art Zugleistungsprüfung für Pferde, die eine Laufbahn als Holzrückepferd anstreben: rauf und runter über Wege, die man zu Fuß tunlichst meiden würde. Der langgezogene Berg, der auch den Buschpferden arg zugesetzt hat, muss mindestens zweimal hochgestrampelt werden, einmal bei der Aufwärmphase und dann innerhalb der Geländestrecke – und das bei der Hitze, da möchte ich nicht wissen, wie die Pferde oben ankommen.
Nach dem Berg, vor dem Scheichpalast steht das letzte Hindernis, dann kommt die Ziellinie. Offenbar fühlt sich keiner zuständig, das Problem mal praxisnahe im Sinne der Pferde zu lösen. Der Veranstalter kennt sich wohl nur mit Springen aus, das reicht halt nicht. Immerhin weiß der Stadionsprecher jetzt, dass Alice nicht aus Dänemark kommt und DSP Deutsches Sportpferd heißt. Einer meiner Lieblingsleser, FEI-Springchef Stefan Ellenbruch, hat es ihm gesteckt.
Distanzreiten vor dem FEI-Aus?
Der FEI-Vorstand bereitet offenbar den Weg vor, die Katastrophendisziplin Distanzreiten rauszuschmeißen. Wenn man mal auf der Internetseite rumklickt, und ich muss gestehen, ich habe einen Tipp bekommen, findet sich ein Vorschlag des Bureaus, das demnächst „Board“ heißt, die Statuten zu ergänzen und die Generalversammlung zu ermächtigen, Pferdesport-Disziplinen auf Empfehlung des Bureaus aufzunehmen oder auszuschließen (to remove). Den Passus gab es bisher nicht in den Statuten, und er müsste dann bei der Generalversammlung vom 16. bis 20. November in Bahrain beschlossen werden. Ausgerechnet Bahrain, von dortigen Distanzritten kursieren die grauenhaftesten Videos, auf denen ein Pferd buchstäblich durchs Ziel eines Distanzrittes geprügelt wird! Aber es wird allerhöchste Zeit, dass den Tierquälern das Handwerk gelegt wird, sonst saust der gesamte Pferdesport in den Keller!
Wo sind die Nah-Ost-Springreiter?
Übrigens waren hier im Springen bis auf die saudische Springreiterin Dalma Hayed keine arabischen Teams vor Ort. Das ist die Reiterin, die vor acht Jahren als erste Araberin eine Medaille im Springreiten gewonnen hat, bei den Olympischen Jugendspielen in Singapore 2011. Dalma lebt in Frankreich, der Saudi-Verband hatte damals nur widerwillig die Startgenehmigung erteilt mit der Auflage, dass sie alle Kosten selbst übernimmt – ist ja auch ein armes Land – ,von einem männlichen Familienmitglied begleitet wird, in diesem Fall war es der Großvater, und sich außerhalb des Platzes so kleidet, wie es in Saudi-Arabien üblich ist, also als schwarze Krähe. Ob es für Tryon ähnliche Auflagen gegeben hat, war so recht nicht herauszukriegen. Sie ziehe sich an, wie alle anderen auch, sagte sie mit unsicherem Stimmchen, und was den Parcours angeht, stimmte das auch. Morgen wird sie wohl nicht mehr am Start sein, mit 30,75 Fehlern ist sie 99. und rangiert hoffnungslos im hinteren Viertel. Die Möglichkeit in Tryon zu starten, ergab sich auch wohl nur, weil die saudische Männermannschaft wie alle anderen arabischen Mannschaften nicht da waren. Wir fragten uns natürlich warum, immerhin geht es hier auch um die Olympiaqualifikation. Hat Trump sie etwa nicht reingelassen? Dann hätte er ja auch die Scheichs und Co fürs Distanzreiten die Einreise verbieten müssen. Aber das war nicht der Grund. Sondern Saudis und Kataris ritten vor zwei Wochen bei den Asienspielen. Da war das Siegen entschieden einfacher.
Landschaftsaufnahmen
Nach einem wieder knallheißen Tag waren wir gestern schon am frühen Abend in unserem Hüttchen. Vor der Tür weidet das Westernpferd unserer Gastgeberin, ihr winziger Pudel, getrimmt wie für einen Schönheitswettbewerb, nervt, weil er im Affenzahn ums Haus saust und niemandem gehorcht, schon gar nicht seiner Besitzerin, und dabei kläfft, dass uns die Ohren dröhnen. Auch für Hundefreunde eine schwer erträgliche Kombination. Unser Weg ins Stadion, den wir nach zehn Tagen jetzt tatsächlich ohne Navi finden, ist einfach wunderschön. Parkartige Wiesen und Wälder rechts und links, und jeden Tag sehen wir mindesten eine Familie Rehe. Meine Freundin behauptet, ich würde dann gleich an Kochrezepte denken, aber das ist wirklich eine gemeine Unterstellung. Über lange Strecken ist die Straße von schicken Holzzäunen gesäumt, etwa so wie die Pferdeweiden in Kentucky. Offenbar macht der Amerikaner, sobald er ein paar Hektar Land besitzt, sofort einen Zaun drum herum. Zwischendurch finden sich niedrige dachförmige Teile, die ich erst für Geländehindernisse hielt, die aber bei näherem Hinsicht dafür gedacht sind, dem Wild die Möglichkeit zu geben, wieder in den Wald hereinzukommen. Dem Wild wohlgemerkt, nicht etwa Spaziergängern.
Daumen drücken!
Heute geht es dann zur Sache bei den Springreitern, die zweite Nationenpreisrunde, die die Entscheidung bringt. Eine Medaille ist drin und das wäre ja deutlich mehr als das Minimalziel, die Olympiaqualifikation. Also Daumen drücken, bis sie blau werden!!
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