Der Wolf polarisiert. Die einen bejubeln ihn, die anderen hassen ihn. Gibt es auch eine vernünftige Annäherung an das Thema, das so vielen Pferde- und Tierhaltern unter den Nägeln brennt.
Innerhalb weniger Jahre sollen die Wölfe in der Hüttener Harde 1275 Pferde, 255 Stück Rindvieh, dazu Kälber und Schweine gerissen haben, berichtet die Chronik der schleswig-holsteinischen Gemeinde Windeby. Und das, obwohl ausreichend Wild als Nahrung vorhanden war. Okay, das war vor 230 Jahren. 1790 wurde der letzte Wolf in der Gemeinde erlegt und angesichts dieser Zahlen kann man die Erleichterung der Bauern nachvollziehen.
Jetzt ist der Wolf zurück. Es sind zur Zeit in Deutschland geschätzte 1000 Tiere, Zuwachsrate pro Jahr 30 Prozent. Denn absolut geschützt wie nur wenige andere Wildtiere, hat der Wolf keine natürlichen Feinde und damit freie Bahn, sich am gedeckten Tisch der Zivilisation zu bedienen. Auf seinem Speiseplan stehen Schafe, Kälber und inzwischen auch Pferde beziehungsweise Fohlen und Ponys. Ich kenne Pferdehalter, die es nicht wagen, ihre Pferde über Nacht auf weiter vom Hof entfernte Weiden zu stellen. Drei dokumentierte Fälle von gerissenen Pferden in den letzten Wochen sind bekannt, eine ausgewachsene tragende Shetland-Stute, ein circa 200 Kilo schwerer Isländerjährling, ein Ponyfohlen.
Von den einen gehasst, von den anderen mit offenen Armen begrüßt, spaltet der Wolf inzwischen unsere die Gesellschaft, als ob es keine dringlicheren Probleme gäbe. Städter lieben die romantische Vorstellung vom silbergrauen Isegrim, der in unseren Fluren sozusagen Heimatrecht besitzt. In diesen Kreisen ist das Märchen von Rotkäppchen und dem bösen Wolf nichts als eine üble Hetze gegen ein argloses Tier. Leute, die ihre Tiere vor Wolfsrudeln schützen müssen, sehen das naturgemäß etwas anders.
Wenn ein Wolfsrudel in einen Schafpferch eindringt, nimmt es sich ja nicht ein Schaf und frisst es auf. Die ganze Herde, die nicht fliehen kann, wird attackiert. Die Halter finden am nächsten Tag blutende, verendende Tiere vor, denen die Gedärme aus dem Leib hängen. Dass sich landwirtschaftliche Tierhalter den Anforderungen des „Tierwohls“ zu stellen haben, ist in Ordnung. Leider können sich Weidetiere, die von Wölfen angegriffen werden, nicht ähnlicher Empathie erfreuen. Das liegt dann eben in der Natur der Sache bzw. des Wolfes. Eine ganz schön verlogene Argumentation.
Sie wird dafür sorgen, dass Halter ihre Tiere, darunter ihre Pferde, wieder mehr im Stall oder in kleinen Paddocks einsperren, um sie zu schützen. Und das zu einer Zeit, in der es sich allmählich herumgesprochen hat, wie gut die Weidehaltung und die Bewegung an frischer Luft für unsere Pferde ist. Pferde brauchen Grünland. Und wo Grünland ist, gibt es keine glyphosat-getränkten Äcker. Insofern ist Pferdehaltung auch ein Bausteinchen zum Klimaschutz und zur Erhaltung unserer natürlichen Umwelt.
Natürlich kann man Pferde- oder Schafkoppeln wolfsicher einzäunen, meinen die Wolfsfreunde. Das kostet erstmal ziemlich viel (Steuer-)Geld, das zur Zeit den Tierhaltern zur Verfügung gestellt wird. Wohlgemerkt nur für den Zaun an sich, nicht für die Arbeit, ihn zu errichten. Und die gibt es ja bekanntlich auch nicht umsonst. Im übrigen haben Wölfe bereits mehrfach angeblich wolfsichere Umzäunungen überwunden. So der Wolf im Kreis Pinneberg, von dem nun befürchtet wird, dass er den Trick, wie’s geht, seinen Kumpanen verrät. Also ein „Problemwolf“, der „entnommen“ werden soll, sprich abgeschossen. Abgesehen davon, dass kein Jäger Lust hat, sich den Zorn der Wolfsfreunde zuzuziehen, haben sie ihn bis heute nicht gekriegt. Anscheinend ein Hochbegabter unter den Isegrims.
Und dann gäbe es ja auch noch Entschädigungen für gerissene Tiere, heißt es. Das tröstet vielleicht, aber nur ein bisschen. Schließlich sind für die meisten von uns die Pferde mehr als nur ein Wirtschaftsgut mit Preisschild. Ich denke, auch den Schäfern geht es nicht anders. Und die Natur mit meterhohen Zäunen zuzustellen, kann auch keine Lösung sein, zumal gerade Schafherden ihren Standort häufig wechseln.
Wölfe dürfen nicht geschossen werden wie Füchse oder Rehe, aber sie werden wie diese in großer Zahl überfahren. Die Landschaft, die die sie zurückgekehrt sind, ist nicht mehr die von 1790, sondern von Straßen und Schienen durchzogen. Eine Gefahr für den Menschen gehe nicht davon aus, versichern die Wolfsfreunde. Sehr wohl aber von durch Wölfe in Panik geratene Pferde und Rinder, die Zäune durchbrechen und sich in den Straßenverkehr stürzen. Deswegen fordern Landwirte und Jäger eine reguläre Bejagung des Wolfes, wie für die meisten anderen Wildarten auch. Kein Mensch will ihn ausrotten, aber seine Zahl sozialverträglich begrenzen. Zyniker sagen, es müsse wohl erst ein Kind angegriffen werden, um zu merken, dass der Wolf nicht nur spielen will. Hoffen wir, dass es nie soweit kommt.nike sb dunk sizing and fit guide | cheap air jordan 1 from china
Wieder ein sehr gut gelungener Artikel. Ich lese den Block von Pochhammer sehr gerne, weil ich manchmal das Gefühl habe, sie ist es eine der wenigen die ein Thema von mehreren Seiten betrachten kann und vor allem logisch denkt.
Dass der Wolf mal solch ein riesen Thema wird, hätte wohl kaum einer ahnen können. Auch ich fand die Vorstelung anfangs schön, dass sich ein ausgerottetes Tier wieder bei uns ansiedelt, aber je mehr es zu solchen Vorfällen mit Wölfen kommt, muss man sich als normal denkender Mensch auch eingestehen, dass es so wie jetzt nicht weiter gehen kann. Mein Lieblingsargument der Wolfsgegener ist „Warum müssen die Tiere darunter leiden? Wir haben ihren Lebensraum zerstört, usw.“ Das Argument ist zwar zu Teilen nachvollziehbar, allerdings kann sich die Menschheit ja nun auch nicht in Luft auflösen. Es muss einfach eine Lösung geben, mit der beide Seiten leben können. Das Problem ist jedoch sowohl bei den Wolfshassern als auch bei den Wolfsliebhabern, sie haben immer Recht. Keine Seite möchte sich in die andere hineinversetzen oder auch nur ansatzweise Zugeständnisse machen. Die Leidtragenden sind (noch nicht) die Wölfe, sondern die unzähligen Weidetiere die bis dahin von Wölfen gerissen werden und das wohlgemerkt ohne, dass sie gefressen werden. Aber diesen Tieren trauern die Wolfsliebhaber leider nicht nach.
Das gleiche Problem hat die Menschheit überall auf der Welt. Die Menschen breiten sich aus, brauchen mehr Platz und dringen dadurch in die Lebensräume wilder Tiere ein oder vernichten sie.
Ob Elefanten, Tiger etc. – am Ende stehen „Übergriffe“ der Tiere und sie müssen weichen – nicht etwa der Mensch…
Schön mal Qualitätsjournalismus zu lesen, der der emotionalen Debatte gerecht wird.
Keine Stimmungsmache mit nicht verifizierbaren Zahlen, die nur instrumentalisiert werden um dem eigenen Ziel dienlich zu sein, sondern fein recherchiert aus der Zeit als noch Hexen auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden – sehr löblich!
„Für satte 1,5 Millionen Euro war der nun achtjährige, in der Lewitz gezogene Ferrari v. Foundation-Hotline 2016 über die PSI-Auktion verkauft worden. “
Es wundert mich immer wieder wie die Auktionspreisen in Deutschland stimmen!!
Machen sie bitte etwas mit denen!