Wie ein mutiger Mann aus Saudi-Arabien den Distanzsport revolutionieren will

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Vergangene Woche tagte in Lausanne das Sportforum der FEI. Thema war unter anderem der Distanzsport. Gabriele Pochhammer über das, was in der Schweiz – deutlich! – zur Sprache kam.

Tarek Taher ist ein mutiger Mann. Der saudi-arabische Distanzreiter, frühere Springreiter, Rennpferde-Trainer und immer noch Pferdezüchter, las seinen Landsleuten aus dem arabischen Raum so deutlich die Leviten, dass ich an seiner Stelle keine saudische Botschaft mehr betreten würde. Der 61-Jährige ist Athletensprecher für die skandalgeschüttelte Disziplin Endurance, zu Deutsch: Distanzreiten. Er gehörte dem vom Weltreiterverband FEI eingesetzten temporären Komitee an, das in den letzten Monaten keinen Stein auf dem anderen ließ, um Missstände aufzudecken, zu definieren und dem FEI Sportforum im April in Lausanne Vorschläge zur Abhilfe zu unterbreiten.

Die waren am Ende nichts anderes, als Ratschläge zur Rettung einer Sportart, die in der Form, in der sie sich in den letzten Jahren präsentierte, keiner mehr will: Doping, prügelnde Reiter, bestochene Offizielle, sterbende Pferde. Die anderen, die reellen Reiter, die ihr Pferd respektvoll behandeln und mit Sinn und Verstand einsetzen, verschwanden zunehmend hinter dieser hässlichen, von wenigen Reitern vornehmlich aus dem arabischen Raum beherrschten Kulisse.

Ursünde Doping

Taher, der nach eigener Aussagen aus einer traditionellen islamischen arabischen Kultur entstammt, liebt den Distanzsport. „Aber ich habe seinen Niedergang in den letzten Jahren miterlebt“, sagte er. Die Weltmeisterschaft in Tryon, die abgebrochen wurde, nachdem die Hälfte aller Pferde in einer Klinik behandelt werden musste, war „der Strohhalm, der dem Kamel das Rückgrat brach“. Ein eindrückliches Bild für das, was man in regenreicheren Gefilden als den Tropfen bezeichnet, der das Fass zum Überlaufen brachte.

Dabei machte Taher Doping als das Hauptübel aus. „Doping ist in der Spitze unseres Sports eine Seuche.“ Distanzreiten liegt, was die Zahl der Doping- und Medikationsfälle angeht, weit vor allen anderen Pferdesportdisziplinen. Und Doping steht in engem Zusammenhang mit überhöhter Geschwindigkeit. „Doping und überhöhte Geschwindigkeit gehen Hand in Hand.“

Es sei nicht ohne Doping möglich, den Puls des Pferdes nach einem 160 Kilometer langen Ritt nach wenigen Minuten wieder auf normal zu bringen. „Das sagt einem schon der gesunde Menschenverstand.“ Beides zusammen führe am Ende zum Tod des Pferdes.

Gedopte Pferde sind häufig schwer zu handhaben, als Folge wird die Ausrüstung verschärft: kurzes Martingal, fixierte Zügel. „Was haben diese armen Pferde getan, um solche Strafe zu verdienen? Anstatt dass wir sie ehren und respektieren?“, rief Taher in den (leider nicht allzu dicht besetzten) Zuschauerraum.

Die Reiter zu „Horsemen“ erziehen

Und dann kam er ganz schnell auf den Begriff Horsemanship zu sprechen, von dem auch an dieser Stelle schon die Rede war. Was ist Horsemanship? Sich auf ein Pferd zu setzen und loszureiten? Geschwindigkeitsrekorde zu brechen? Trophäen und Preisgeld zu gewinnen? Natürlich nichts von alledem. Sondern „ein Lebenstil, der sich jeden Tag im respektvollen Umgang mit dem Pferd offenbart“. Und das ist, so sah es nicht nur Taher sondern das gesamte Interimskomitee, vor allem eine Frage der Erziehung und Ausbildung der Reiter.

„Wir müssen eine neue Art Reiter heranziehen“, sagte Taher. Reiter, denen der Respekt vor dem Pferd von der ersten Reitstunde an eingeimpft wird. Bei den reichen Scheichs und ihre Abkömmlingen, die den Sport mit Arroganz, Rücksichtslosigkeit und krimineller Energie bis hin zu handfestem Betrug an den Abgrund getrieben haben, ist wahrscheinlich alle Mühe vergebens. In deren Köpfen bewegt sich nichts mehr, an ihren Händen klebt zu viel Blut der zu Tode gehetzten Pferde.

So deutlich konnte man das beim FEI-Forum natürlich nicht sagen. Immerhin wurde von mehreren Rednern klargestellt, dass jemand, der sich in einer Reitschule anmeldet, auch nicht damit rechnen kann, in zwei Jahren international gegen Isabell Werth oder Marcus Ehning anzutreten. Reiten lernen dauert lange. Nur beim Distanzreiten reicht ein halbes Jahr ohne jede Überprüfung der Reitkünste, um international auf Drei-Sterne-Niveau zu starten.

Das soll sich durch ein kompliziertes (vielleicht auf den ersten Blick zu kompliziertes) Qualifikationssystem ändern, das vor allem unerfahrenen Reitern Höchstgeschwindigkeiten auferlegt, die nicht überschritten werden dürfen. Erst wenn der Reiter genügend Erfahrung gesammelt hat, darf er das Tempo selbst wählen. Auch die Offiziellen, in der Vergangenheit häufig willfährige Gehilfen regelverachtender Organisatoren, sollen strenger an die Kandare genommen werden.

Geld oder Leben

Ein 16-Punkte-Programm hat das Komitee erarbeitet, mit dessen Hilfe das Distanzreiten gerettet werden soll. Vor allem aber die Pferde, die in diesem Metier ihr Futter verdienen müssen. Bei der Generalversammlung in Moskau im Herbst soll darüber abgestimmt werden. Widerstand kam schon in Lausanne von denen, die vom Geschäft mit dem Distanzsport leben. Auch die FEI verdankt arabischem Geld eine ganze Menge. Eine gute Gelegenheit, zu beweisen, dass es auch der Weltverband mit dem Verhaltenskodex, der in jedem Turnierprogramm abgedruckt wird, ernst meint. Der erste Satz des „Code of Conduct“ lautet: „Das Wohl des Pferdes steht über allem.“nike air force 1 uv color change da8301 100 101 release date | is the factory outlet store legit

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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  1. Heidi

    Man kann den Mut des saudischen Herrn nur bewundern, es gibt die wenigen Mutigen in diesen Ländern. Ansonsten hat der Reichtum der Menschen in der Gruppe den Tieren nur Unglück beschert. Medizinisches Fortschritt überwiegend zum Doping eingesetzt, Pferde als Verschleißteile des Sports angesehen. Kaum aus dem Flieger schon im Wettbewerb, und wenn verschlissen nach oft einem Rennen irgendwo entsorgt, wo sie einem nicht netten Ende entgegen sehen. Die schiere Anzahl der Pferde macht es schon unwahrscheinlich, dass diese alle glücklich irgendwo in Rente grasen. Von einem Pferdeschlachthof ist mir in den Ländern nichts bekannt.
    Man kann nur hoffen, dass sich die Dinge für die Pferde verbessern. Habe aber wenig Hoffnung, Geld regiert die Welt. Die üblichen Verdächtigen sind schon wieder unterwegs neues “Fleisch” für die nächste Endurance Saison zu besorgen.

  2. Ulla Huschke

    Tarek mach weiter so, die meisten Distanzreiter stehen hinter dir, auch wenn der Weg lang ist, und vielleicht, ganz vielleicht, werden wir Vorbild einer neuen Reitkultur, die wir nicht nur im Distanzsport, sondern in allen Reitsportarten dri
    ngend brauchen.


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