Persönliche Bestleistung in der Kür von Bella Rose und Isabell Werth, ebenso von Dorothee Schneider und Showtime. Auch Jessica von Bredow-Werndl und Dalera mit persönlichem Rekord. Die US-Richterin Foy war das Zünglein an der Waage in Aachen. Hätte sie Schneider nicht deutlich tiefer gesehen, wäre möglicherweise Showtime an der Tête der Siegerehrung galoppiert.
Es war eine Grand Prix Kür der Superlative. Acht Kombinationen über 80 Prozent plus drei weitere jenseits der 79-Prozent-Marke – das sind nüchterne Zahlen. Aber viel schöner, dass es ein Triumph schönen Reitens war. Es waren harmonische Bilder. Das Wort von den „tanzenden Pferden“, das oftmals kitschig klingt, hier wurde es wahr.
50. Geburtstag, 13. Sieg in Aachen, Kür-Triumph
Isabell Werth war als letzte Starterin gelost worden. Da führte Dorothee Schneider mit Showtime mit knapp unter 90 Prozent. Wie beim gestrigen Grand Prix Special würde es also wieder spannend und eng werden.
Das Team um Kürkomponist Michael Erdmann hatte in der vergangenen Woche die Kürmusik, zu der früher Emilio gegangen war noch einmal neu eingespielt. Isabell Werth hatte die Choreographie noch einmal leicht verändert, um den Schwierigkeitsgrad zu erhöhen. Melodien von Verdi, Puccini und Beethoven.
Schon der Auftakt war ein Hammer: 360-Grad-Piaffe, daraus direkt in die Passage-Traversale. Dann zu Beethovens 9. Sinfonie, „Freude schöner Götterfunken“, leicht intoniert auf dem Glockenspiel, in die Rechtstraversale im versammelten Trab. Dann eine Diagonale starker Trab, in der ein Chor die „Ode an die Freude“ schmettert.
Puccinis Arie „O mio babbino caro“ begleitete Passage. Die Traversale nach links dann etwas kräftiger orchestriert. Beethoven, diesmal die 5. Sinfonie – hier mit Hörnern, Streichern plus Percussion – unterstützten die doppelte Galopppirouette und Zweierwechsel auf gebogener Linie. Die zweite Pirouette ist recht groß, dann folgen Einerwechsel aus gebogener Linie. Am Scheitelpunkt dieser Linie fällt Bella Rose kurz aus. „Ich bin mit Bella das erste Mal diese Kür geritten. Wir haben nicht viel geändert. Aber die gebogene Linie mit den Einern müssen wir noch mal üben“. 90,45 Prozent lautete das Resultat. Der 13. Sieg von Isabell Werth im Großen Aachener Dressurpreis. Aber: Es sind gerade einmal 0,79 Prozent mehr als Dorothee Schneider bekommen hatte. Die US-amerikanische Richterin Janet Lee Foy lag in ihrer Bewertung von Schneiders Ritt anteilig 1,67 Prozent tiefer.
Showtime auf dem Weg zur Nummer Eins!?
Show must go on! Großes Kino. Dorothee Schneider und Showtime krönten ihr grandioses Aachen-Wochenende mit dieser Grand Prix Kür. Queen-Melodien zu Passage-Traversalen nach dem Gruß, dann fließende Traversalen nach links im versammelten Trab. Es folgte eine Power-Diagonale starker Trab und das Thema dieser Kür kam zu Gehör: „Show must go on“ – das große musikalische Vermächtnis von Freddie Mercury. Passage, Piaffe-Piroutte mit 90 Grad-Drehung zur Mittellinie, dort sofort Passage-Traversale. Das Pferd exakt auf den Taktschlag zur Musik, Dorothee Schneider kann Dressur zelebrieren.
Wenn jemals jemand sich gefragt hat, warum Losgelassenheit eben nie aus der Mode kommen wird, dann gibt diese Kür die Antwort.
Zum Schritt ist Freddie Mercury zu vernehmen: „Does anybody know what we are living for”. Die Abfolge von Piaffe-Pirouette und daraus direkt starker Schritt – Phänomenal! Dann Galopp: Streicher zu Zickzack-Traversalen, doppelte Pirouetten, 19 fehlerfreie Einerwechsel auf gebogener Linie, am Ende Piaffe und Passagen und ein Fächerpirouette bei X dann eine Passage mit Gänsehaut!!! Standing Ovations im Stadion! Ihr selbst hätten sich die Nackenhaare aufgestellt während des Ritts, sagt Dorothee Schneider. Bei einer speziellen Lektion? Nein – es geht um mehr. „Wir sind uns da so nah im Viereck, das ist einfach toll.“ 89,66 Prozent, die US-Richterin bei M, Janet Lee Foy, gibt sich deutlich knauseriger. Ihre 86,5 Prozent verhindern, dass die – von vielen erwarteten – 90-Prozent in der Punktsumme knapp verfehlt werden.
Dorothee Schneider ist einfach nur glücklich: „Natürlich war es ein langer Weg und wenn die Leute fragen, ob Showtime nach der Verletzungspause wirklich zurückkommt, dann kommen auch mal Zweifel auf. Aber wir haben ihm alle Zeit gegeben. Haben Schritt geführt. Und beim Antraben nach der Pause, da er sich schon gleich gut angefühlt.“ Es sei das neue Selbstbewusstsein des Sandro Hit-Sohns, das sie so glücklich mache. Seit zehn Jahren ist „Showi“ in ihrem Stall. Immer war er etwas schüchtern. Sie hat immer an ihn geglaubt, sei es beim Bundeschampionat oder der WM Junger Dressurpferde.
Früher hat er sich hinter meinem Rücken versteckt, jetzt ist er der Prinz“
Dorothee Schneider über Showtime, einst und jetzt
Dritte Rekord-Kür: Jessica von Bredow-Werndl und Dalera
„Wir sind Seelenverwandte“, sagt Jessica von Bredow-Werndl über Dalera. „Sie ist meine Piaffen-Queen“. Die Musik der beiden stammt aus dem Film La La Land. „Es ist das Leichte dieser Musik. Als ich sie das erste Mal das gehört habe, habe ich sofort gewusst, das ist unsere Musik!“
Kein anderes Pferd zeigte heute das Komplettpaket aus Passage, Piaffen und Trab in allen Tempi und Bewegungsrichtungen so schwungvoll und gleichmäßig wie die Trakehner Stute. Sei es in der Piaffe-Pirouette mit 180-Grad-Drehung, aus der es direkt in den starken Trab ging. Weit greif die Stute in den Traversalen aus. Alles schwingt, alles federt, zufriedener kann kein Pferd in den Piaffe-Pirouetten aussehen als die Trakehner Easy Game-Tochter. Und Jessica von Bredow-Werndl saß oben still drauf, die Hand ruhig, man sah keine Hilfe. Übergänge vom versammelten Schritt in die doppelte Galoppirouette, daraus Zweierwechsel auf gebogener Linie. Eine weitere doppelte Pirouette plus Galopptraversalen nach rechts und links, 16 Einerwechsel wieder auf gebogener Linie.
Dann wieder die Musik, zu der in dem Film vor der nächtlichen Skyline von Los Angeles Emma Stone und Ryan Gossling tanzen. Zum Abschluss nochmal Passagen und Piaffen satt – „City of Stars“. Auch nach diesem Ritt Standing Ovations im Stadion. 87,595 Prozent bedeuten neue persönliche Bestleistung für das Paar. Dr. Evi Eisenhart, Chefrichterin bei C, gibt mit 96,6 Prozent für den künstlerischen Eindruck dem Paar ihre Tageshöchstnote. Auch hier ist die US-amerikanische Richterin deutlich niedriger, für den technischen Wert dieses Feuerwerks an komplizierten Folgen gibt sie gerade einmal 78 Prozent.
„Wir Richter hatten auch Gänsehaut“, betont Dr. Evi Eisenhart im Anschluss. Schönes Reiten auf allerhöchstem Niveau sei es gewesen.
Neun Jahre, über 85 Prozent in der Kür!
Nochmal gibt es Queen, kein Wunder wenn ein Pferd Bohemian heißt. Diesmal ist es ein fein abgestimmtes Medley der Songs der britischen Kultband. „We will rock you“ ist das Thema für das Einreiten in der Passage bei der Kür der Dänin Cathrine Dufour. Auch hier kommt das „Show must go on“ zum Einsatz, allerdings viel langsamer im Tempo. Federnde Passage-Traversalen. „Somebody to love“ begleitet auch Passage-Momente des Westfalen v. Bordeaux. Im Schritt dann „Bohemian Rhapsody“, nur dass Freddie Mercury nicht sein „Mama“ über das Dressurstadion erschallen lässt, sondern ein Piano diesen Part übernimmt. Fein arrangierte Musik, ein Genuss. „I want it all“ zu starkem Galopp. 15 Einerwechsel auf der Diagonalen. Am Ende schien der erst neunjährige Fuchs sich ein bisschen aufzuladen, aber Cathrine Dufour gab ihm aus dem Sattel die nötige Ruhe und brachte auch die letzte Passage-Tour bis zum Gruß sicher ans Ende. 85,39 Prozent, Platz vier
Geliehenes Pferd, geliehene Kür
Die Britin Charlotte Dujardin reitet den Trakehner Erlentanz, dessen Besitzer ihn nach ausgeheiltem Beinbruch nun wieder übernehmen wird, zu der Musik „How to tame a dragon“, „Drachenzähmen leicht gemacht“, zu der Valegro das erste Mal beim Weltcupfinale von Lyon ging und gewann.
Das teilweise sehr wuchtige Arrangement – Pauken, Streicher, Bläser im Wettstreit – passte perfekt zu dem Olympiasieger, der ja stets wohlgenährt und proper das Viereck füllte. Der Trakehner Latimer-Sohn, im Gesamtzuschnitt eben eine Nummer kleiner, auch was das Bewegungspotenzial anbelangt, geht gehorsam die Abfolge von Höchstschwierigkeiten. Übrigens im letzten Drittel in der Choreographie ähnelt die Kür der von Dorothee Schneider. 84,29 Prozent, Fünfte.
US-Mainstream Songs
Salvino und Adrienne Lyle nutzten Songs aus der Heimat der Reiterin, den USA. Passagen und Piaffen bestimmten den Anfang der Kür, dazu Rock-Pop-Songs u.a Michael Boltons „Walking in Memphis“. Sichere Serienwechsel auch auf gebogener Linie sind das Highlight in der Galopptour. Manchmal hätte man sich noch ein paar überraschende Ideen in der Choreographie gewünscht. Platz sechs mit 83,56 Prozent
Therese Nilshagen und der Oldenburger Dante Weltino zeigten die beste Leistung ihres Aachen-Wochenendes. Und das war bis zum Sonntag schon gut verlaufen. Die neue Kür ist voller komplexer Abfolgen wie Passage-Traversale aus der Piaffe-Pirouette, oder einem starken Trab aus der Fächerpirouette heraus zum Schlussgruß. Musikalisch bewegte sich die Schwedin vom Dressurleistungszentrum Lodbergen im Hier und Jetzt: Adele „Rain“ zum Trab und im Galopp Sia „The greatest”, das Lied untermalte beispielsweise traumhafte Serienwechsel. 83,395 Prozent – das sind schon viele Punkte. Hätte das Paar weiter hinten auf der Startliste gestanden, vielleicht wären es noch ein paar Punkte mehr gewesen für das von Klaus Balkenhol trainierte Paar.
Etwas müde wirkte Daniel Bachmann Andersens Don Olymbrio in der ersten Piaffe seiner Kür. Passage-Traversalen im Wechsel mit solchen im versammelten Trab verteilten sich gut auf dem gesamten Viereck. Auch hier war ein großes Orchester am Werk. Die Musik ist aus einem Guss. Lange Zeit sind Pferd und Musik zu 100 Prozent synchron. Doch als die Akzente der Musik Einerwechsel vorgaben, war der Dunkelfuchs nicht zu sehr von dieser Lektion überzeugt. Auf einer zweiten, gebogenen Linie zeigte das Paar dann später dafür 16 Einerwechsel ohne Fehler. Wenn auch etwas schwankend und mit Körpereinsatz des großen Dänen. Er muss sich nun entscheiden, ob er Don Olymbrio oder Zack mit zu den Europameisterschaften nach Rotterdam nimmt – zwei 80-Prozent-Plus-Pferde, das nennt man wohl ein Luxusproblem.
Die Ergebnisse finden Sie hier.
Longlist für die Europameisterschaft
Im Anschluss an den Nationenpreis beim CHIO Aachen hat der Dressurausschuss des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) die Longlist für die Europameisterschaft in Rotterdam benannt. Hier die nominierten Reiter und Pferde in alphabetischer Reihenfolge:
Jessica von Bredow-Werndl mit TSF Dalera BB und Zaire-E
Sönke Rothenberger mit Cosmo
Hubertus Schmidt mit Escolar
Dorothee Schneider mit Showtime FRH
Benjamin Werndl mit Daily Mirror
Isabell Werth mit Bella Rose und Weihegold OLD
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Dorothee Schneider und Showtime waren heute ganz klar die Besten in der Kür und gefühlte Siegerin. Bei allem Respekt vor I.Werth und ihrem sportlichen Werdegang,aber Bella Rose hätte heute niemals gewinnen dürfen. In den Trabverstärkungen vorne hui hinten pfui ,der Sand der vorne hochgewirbelt wird-wird mit der schleichenden Hinterhand wieder glattgezogen.
Bei der Siegerehrung bekam ich das Kotzen eine Selbstinszenierung pur. einfach abwartig Ursula von der Leyen und Mad.Schulze- Winter gratulieren zum 50. Geburtstag und dem Kür Sieg. Für mich steht fest heute hat man beim Weltfest des Pferdesports die ganz hässliche Fratze des Dressursports gesehen !!!
Was ist falsch daran, wenn Frau von der Leyen und die Pferdebesitzerin Isabell Werth gratulieren? Sie hat die Kür gewonnen und wurde 50. Hässliche Fratze des Dressursports???
Ich kann Anja nur zustimmen.
Falls jemand mit den Dressurergebnissen nicht einverstanden ist, ok. Jeder kann seine Meinung haben, da kann und muss der Sport mit leben.
Gratulationen zum Geburtstag sind ja wohl völlig ok. Mit 50 auf dem Level Reiten ist schon etwas Besonderes.
Vielleicht mag der Kollege oben die Politikerin Frau von der Leyen nicht. Das ist sein Problem. Trotzdem kann sie natürlich jemandem zu Geburtstag gratulieren.
Da kann ich Bernd nur recht geben. Völlig unverdient der Sieg. Ich hätte Isabell sogar hinter Charlotte Dujardin gesetzt, eine begnadete Reiterin übrigens. Nicht nur die Trabverstärkung von Bella Rose waren nix, es gab ja zudem noch Fehler in den Ausführungen bei den Wechseln.
Sehr schade für Dorothe, Showtime lief wie ein Uhrwerk und wurde sehr präzise geführt von Dorothe.
Da stellt sich mir ernsthaft die Frage, ob die Richter bestechlich sind…
So blind kann man doch nicht sein.
@Susi: Im Fußball nennt man es Bayern-Dusel oder Bayern-Bonus. In der Dressur ist es wohl der Werth-Bonus… Ich schließe mich der Einschätzung an, dass Showtime deutlich mehr gestrahlt hat. Aber Werth ist nun mal Werth und als beste Dressurreiterin aller Zeiten fast schon zwangsläufig die Siegerin. Da kann der Rest noch so gut sein, es ist scheinbar ein ungeschriebenes Gesetz. Und wie unpassend wäre es denn, die Geburtstagstorte samt Feierlichkeiten für die Zweitbeste vorbereitet zu haben.
Ich schliesse mich der Meinung meiner Vorschreiberin an Showtime war wirklich exellent.ABER es ist wie es ist einmal SIEGER immer Sieger