Am vorletzten Sprung wurde die Europameisterschaft der Springreiter entschieden. Hier unterlief dem Pferd Explosion des Briten Ben Maher der erste Springfehler des Turniers. Diese Stange kostete den Titel. Vize-Weltmeister Martin Fuchs aus der Schweiz ist der neue Europameister. Bronze ging an Jos Verlooy aus Belgien. Es folgten zwei Deutsche.
Vize-Weltmeister in Tryon 2018, Zweiter beim Weltcup-Finale, jetzt der erste große Einzeltitel: Der 27-jährige Martin Fuchs ist Europameister 2019. Der Sohn des Schweizer Springreiters Thomas Fuchs blieb im entscheidenden Springen mit dem Westfalen Clooney (Z.: Bernd Richter) ohne Abwurf. Damit ist er der fünfte Schweizer mit einer Goldmedaille in der Einzelwertung.
Einen Zeitfehler zeigte die Anzeigetafel. Damit durfte sich der nach vier schweren Parcours führende Brite Ben Maher nach wie vor keinen Springfehler leisten. Der Cornet Obolensky-Sohn Clooney sprang brillant. Mühelos, mit schnellen Reflexen, zu keiner Zeit schien eine Nullfehlerrunde in Gefahr zu sein. Silber hatte Fuchs sicher, trotz eines Zeitfehlers (4,46). Ben Maher durfte keinen Fehler machen. „Es sah nach schon wieder Zweiter aus. Ich hätte nicht gedacht, dass Ben einen Fehler macht bei diesen Meisterschaften“, sagte Martin Fuchs.
Von Platz 20 zum Europameister
Der Auftakt hatte noch nicht wie Europameister ausgesehen. Als Zwanzigster war Fuchs in die Woche in Rotterdam gestartet. „Im Zeitspringen hatten wir einen Fehler in der Kombination, mein Fehler.“ Trotzdem sei er optimistisch gewesen. „Nach dem Zeitspringen habe ich schon gedacht, dass ich zur Pressekonferenz am Sonntag komme, aber nicht als Gewinner. Eine Medaille hatte ich mir schon noch zugetraut.“ Außerdem habe seine Freundin Paris von Kalifornien aus ihm die Daumen gedrückt. „Keine Sorge, du wirst gewinnen. Das hat sie die ganzen drei Tage gesagt“, so Fuchs.
16 Hundertstel entscheiden um Europameister-Titel
Es sah alles nach einem sicheren Sieg aus! Ben Mahers Fuchs Explosion sprang die ersten sechs Hindernisse so mühelos wie er sich in allen Tagen in Rotterdam gezeigt hatte. Damit hatte er die große Klippe des B-Parcours, die dreifache Kombination schon hinter sich. Der folgende Oxer war dann etwas brenzlig. Und am Ende, am vorletzten Sprung, einem Steilsprung, fiel dann die Stange. Endresultat 4,62 – Silber. Es war eher übersichtliche Euphorie, die Maher anschließend auf dem Treppchen bei der Medaillenzeremonie zeigte. Nur zu verständlich. Jeder hatte ihn als Top-Favoriten gehandelt und bis auf die letzten 20 Meter nach fünf schweren Kursen von Parcourschef Louis Konickx waren er und Explosion dieser Rolle stets gerecht geworden.
„Ich hatte mich für acht Galoppsprünge zu dem Sprung entschieden, mein Fehler. Aber jedes dieser Pferde hier hat es verdient, zu gewinnen“, so der Brite im Anschluss. Explosion hat er beim Züchter in den Niederlanden siebenjährig gekauft. „Dann haben ihn die Stable Riders geritten, zwischenzeitlich ich auch selbst“, erzählt Ben Maher.
Bronze für Belgien, Simone Blum Vierte
Der Belgier Jos Verlooy lieferte mit Igor eine absolut makellose Runde. Vor dem vorletzten Sprung, einem Steilsprung, der später Ben Maher den Traum vom Gold verdarb, in langer Linie nach einem mächtigen Oxer, nahm er den Fuchs noch einmal deutlich zurück. Vermutlich handelte sich der Mannschaftseuropameister hier den einen Zeitfehler ein (6,68). Auf dem Treppchen jubelte er wie ein Champion. Jos, 23, ist ein Fan seines Fuchses Igor: „Er tritt in die Fußstapfen seines Vaters Emerald. Igor fühlte sich gestern schon frisch an, er hat während der Woche eine einzige Stange berührt. Und die ist dann gefallen.“
Stephan Ellenbruch, Vorsitzende des Springkomitee des Weltreiterverbandes (FEI) gab sich erfreut: „Ein junges Podium, gut für den Sport.“
In der dreifachen Kombination war der zweite Sprung ein mit einem Oxer überbauter Wassergraben. Hier unterlief Simone Blum und DSP Alice ein Patzer. Die DSP-Stute aus dem Zuchtgebiet Brandenburg-Anhalt (Z.: Ralf Mewes, Bismark) wurde damit Vierte. Ohne den Abwurf wäre eine Bronzemedaille möglich gewesen. „Natürlich bin ich etwas enttäuscht, eine Medaille wäre schön gewesen, aber es kann ja nicht immer klappen“, so das Fazit der Weltmeisterin.
Marcus Ehning Fünfter
Marcus Ehning und Comme il faut hatten während der Tage der Europameisterschaften einen weniger guten Tag, den ersten Umlauf im Nationenpreis. Da unterliefen dem Sohn von Ludger Beerbaums Ratina Z gleich zwei Fehler an Steilsprüngen. „Das hatten wir glauben ich noch nie“, sagte Marcus Ehning. Aber ansonsten sprang Comme il faut perfekt, ein Championatspferd mit Biss, Stamina und Vermögen. Und er formt mit seinem Reiter ein ideales Paar. In den kommenden zwei Monaten wird man „Commie“ nicht sehen. Er hat Pause. „Ich bin in der komfortablen Situation, so viele gute Pferde zu haben, dass so eine Pause machbar ist,“ sagte Ehning.
Otto Becker zufrieden
Bundestrainer Otto Becker zog ein positives Fazit, eine Medaille hätte er aber gerne gehabt: „Im ersten Moment überwiegt natürlich die Enttäuschung, weil Simone und Marcus nah dran waren. Sie haben sich hier super präsentiert und sich beide noch nach vorne gekämpft. Aber am Ende hatten die anderen einfach einen Fehler weniger. Wie Marcus‘ Pferd hier gesprungen ist, jeden Tag besser, das war spektakulär. Und auch Simone und Alice haben ihre Leistung bestätigt, auch wenn es nicht für eine Medaille gereicht hat. Ich denke, wir können hier am heutigen Tag nochmal sehr zufrieden sein.“
Flitzer stören Houtzager
Als der Niederländer Marc Houtzager gerade mit Calimero Sprung zwei überwunden hatte, liefen plötzlich zwei Demonstranten über den Parcours. Ein junger Mann und eine junge Frau, beide mit freiem Oberkörper, die Frau mit BH und Shorts, rannten dem Pferd in den Weg. In den Händen ein Transparent: „Equestrian Shows are abuse“ – „Turniere sind Missbrauch“. Und „EK“, die niederländische Abkürzung für Europese Kampioenschappen, Europameisterschaft. Auf dem Rücken stand in bester Femen-Manier „Stop Horse Slave“, also stoppt die Versklavung der Pferde.
Houtzager hatte sich zunächst irritiert umgeschaut. „Ich hörte das Publikum, dachte ich hätte den falschen Weg genommen,“ so der Niederländer. „Aber dann war ich wieder konzentriert. Am Rande der Dreifachen habe ich irgendetwas mitbekommen, aber ich war fokussiert und bin dann einfach weitergeritten.“ Noch etwas ist dem Reiter wichtig: „Ich will diesen Idioten gar nicht zu viele Worte schenken“, es sei halt eine „etwas ungewöhnliche Runde gewesen“. Den Zeitfehler annullierte die Jury wenig später wegen der Störung. Das Publikum im Stadion applaudierte frenetisch.
Die SchwedenHenrik von Eckermann mit Mary Lou und Peder Fredricson mit All in wurden Sechster und Siebter. Beide hatten einen Abwurf in der dreifachen Kombination. Der Belgier Gregory Wathelet und Nevado wurden Neunte, die Britin Holly Smith mit dem Kraftprotz Hearts Destiny Zehnte. Daniel Deußer und Tobago stehen in der Statistik als 14. „Das war nicht sein letztes Championat“, sagte Deußer. Aber in der kommenden Woche steht „Wiese, Wald und etwas Rennbahn“ für den Fuchs mit der grandiosen Saisonleistung an.men’s jordan 1 release date | cheapest jordan 1 low colorways
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