Was haben Ronald Reagan, Kim Jong Un und Wladimir Putin gemeinsam? Sie alle haben sich schon einmal zu Pferd in der Öffentlichkeit inszeniert. Ein schmaler Grat zwischen Machtdarstellung und Lachnummer, findet St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer.
Vor einigen Tagen brachte die Post das CHIO Aachen Magazin, das erscheint jeden Winter, immer quasi zur Halbzeit nach dem einen und vor dem neuen CHIO, ein schöner Rückblick auf das „Weltfest des Pferdes“, der Lust macht auf die Neuauflage. Im nächsten Jahr aufgrund der Olympischen Spiele übrigens zu einem früheren Termin als gewohnt, vom 29. Mai bis 7. Juni 2020. Auf dem Titel ein Pferd bei einer Siegerehrung, das innig umarmt wird von seinem Reiter. Den hielt ich zunächst für eine Reiterin, denn in der Regel gibt es die Pferde-Schmusefotos vor allem mit Mädchen und Frauen. Männer kuscheln seltener mit ihren Pferden, das ist einfach so. Aber dies hier auf dem Titel war Kent Farrington, der Sieger im Großen Preis von Aachen 2019 und sein Dank galt seinem Pferd Gazelle. Im Heftinnern folgte dann die große Reportage über den US-Reiter.
Über Frauen bzw. Mädchen und Pferde wird ja oft psychologisiert, ich zitiere den langjährigen St.GEORG-Mitarbeiter Professor Heinz Meyer, der die Anziehungskraft des Pferdes für Mädchen auf den Nenner „Das große, weiche, warme Leben“ brachte.
Macht & Status
Bei Männern ist das offenbar ganz anders. Fast jedes Reiterdenkmal, und davon gibt es viele auf den Marktplätzen Europas, strahlt Macht, Selbstbewusstsein und Kampfeslust aus. Das genau war ja der Sinn der Sache. Ein starker Reiter auf einem mutigen, ausdauernden und gehorsamem Pferd hatte einfach die besseren Chancen, im Krieg zum Helden zu werden. Gutes Reiten konnte überlebenswichtig sein, ein statiöses Ross war viel mehr als nur ein Statussymbol. Das war es natürlich auch, und die Wirkung auf den Rest der Welt, vor allem den weiblichen, war auch nicht zu unterschätzen. Diese Rolle hat das Pferd inzwischen an Porsche, Ferrari und Co abgegeben. Aber seine Faszination als Symbol männlicher Überlegenheit hat es doch nicht ganz verloren.
Feldherren ließen sich zu allen Zeiten als Heldenfiguren in Stein meißeln oder in Kupfer gießen. Auch noch der letzte deutsche Kaiser Wilhelm II. legte großen Wert darauf, zu Pferde abgebildet zu werden, obwohl die Zeit der Reiterattacken definitiv zu Ende ging. Stolze Haltung, gekrümmter Pferdehals, meist offenes Maul, lange Sporen und dieser gewisse „Mir gehört-die-Welt-Ausdruck“, oft ein Arm lässig in der Hüfte abgestützt. Wer im Sattel sitzt, ist oben, nicht nur räumlich.
Männer zu Pferd
Ich kenne kein Standbild, das einen Soldaten im Panzer zeigt. Auch die modernen Potentaten zieht es zuweilen aufs Pferd, was dann unverhofften Unterhaltungswert besitzt. Ich erinnere mich an ein Foto, das in der britischen Pferdezeitschrift Horse & Hound erschien, in einem Betrag, der den 50. Jahrestag zum Ende des zweiten Weltkriegs feierte. Es zeigte einen kleinen arabischen Schimmel, auf dem etwas verkrampft der britische Feldherr Montgomery saß. Nur für das Foto hatten die Grooms kurz die Zügel losgelassen. Darunter stand, da sei der Hengst, mit dem Montgomerys gefürchteter Gegner, der deutsche General Rommel, nach seinem Sieg – zu dem es nie kam – in Kairo habe einreiten wollen. Das Bild war in Verden entstanden, der Schimmel hatte vermutlich nie Europa verlassen und Rommel hatte wahrlich andere Sorgen gehabt, als sich schon mal ein Pferd für den Triumphzug zu besorgen. Aber noch einmal lebte das archaische Bild vom Sieger auf, der das Pferd seines Feindes erbeutet hatte.
Bei Youtube ist das Video vom türkischen Staatchef Erdogan zu sehen, der, kaum hat er mühsam den Pferderücken erklommen, auf der anderen Seite gleich wieder runterfällt. Dort findet man auch das Filmchen von Boris Johnson, der sich in den Sattel eines Pferdes quält, bei dem Olympiasieger Nick Skelton den Steigbügelhalter macht, sonst hätte wohl auch ihn das Schicksal von Erdogan ereilt. Warum tun sich erwachsene Menschen so was an?
Andere Reitversuche endeten weniger dramatisch. Der smarte kanadische Staatschef Justin Trudeau galoppiert recht lässig, wenn auch mit hochgezogenem Absatz, über die Weiten seines Landes. Andere Fotos zeugen vom Ausritt des US-Präsidenten Ronald Reagan mit der Queen in Windsor. Sie entspannt im Gleichgewicht, er im unverbindlichen Entlastungssitz. Dabei war Reagan zu seinen Zeiten als Hollywood-Mime ein ganz passabler Westernreiter gewesen.
Selbstdarstellung zu Pferd
Dann wurden wir vor längerer Zeit mit den Bildern des halbnackten Putin auf einem Pferdchen eher einfacher Machart beglückt. Hat ihm denn keiner gesagt, wie albern das aussieht? Und dass sich die Welt die Frage stellt, ob ein Mensch mit einem Ego, das so offenkundlich psychotherapeutischer Behandlung bedarf, wirklich ein großes Land regieren sollte?
In der letzten Woche nun das Foto von Nordkoreas Diktator Kim Jong-un, der auf einem Schimmel auf den verschneiten Berg Paektusan reitet, auf der Grenze zwischen Nordkorea und China, immerhin im flotten Galopp. Das Pferd guckt zufrieden, aber der beleibte Mann wirkt nicht so, als ob ihm der Ritt Spaß macht. Aber so sieht Kim Jong-un ja eh nie aus. So gleich wurde weltweit gerätselt: Was will er uns damit sagen? Wahrscheinlich wie alle, die zum Zwecke der Selbstdarstellung in den Sattel steigen: Seht, was ich für ein toller Hecht bin!
Wie schön, dass es auch die andere Seite gibt, die uns Kent Farrington bei seinem Sieg im Großen Preis von Aachen zeigte. Der weiß, dass bei Pferden Teamplayer gefragt sind und der einfach mal Danke sagte, weil er wie jeder gute Reiter weiß: Ohne mein Pferd bin ich nur noch ein stinknormaler Fußgänger.cheap air jordan 1 mid | mens jordan release dates 2022
Herrlich, bei Herrn Putin sieht es ja tatsächlich so aus, als hätte der Herr eine Taucherbrille auf, gibts da keine PR Abteilung (hoffentlich verfolgt mich jetzt nicht der russische Geheimdienst), wie immer wunderbar geschrieben! Habe herzlich gelacht! Und richtig, es gibt auch die anderen Männer…zum Glück!