In Hamburg zählt man schon die Tage, bis zum 20. Mai, dann wird das Deutsche Spring-Derby 100 Jahre alt. 1920 wurde zum ersten Mal über den von Eduard Pulvermann konzipierten Kurs geritten.
Es ist zwar erst die 91. Derby-Auflage, weil während des Zweiten Weltkriegs und in den Jahren danach das Turnier ausfiel, aber die turbulenten 20er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts waren der Auftakt dieses ganz besonderen Springens. Es ist oft beschrieben worden mit seinen speziellen Naturhindernissen, die man auf keinem anderen Turnierplatz findet, auch wenn es inzwischen mehrere Spring-Derbys, etwa in Falsterbo und in Hickstead gibt. Aber keines hat den Nimbus von Klein-Flottbek.
Einige Hindernisse umranken Legenden, wie den Großen Wall, der bis heute bei den Zuschauern für Herzklopfen, bei manchen Pferden für Panik und bei einigen Reitern für ein dumpfes Grummeln in der Magengrube sorgt. Hier stürzten viele Derbyträume ab, unter anderem von Paul Schockemöhle, den man wohl als den berühmtesten Nicht-Sieger bezeichnen darf. Nicht weniger als 13 Mal rangierte er unter den ersten Acht, blieb auch mehrfach ohne Abwurf im Grundkurs. Mal reichte die Zeit im Stechen nicht, oder es gab doch noch einen Fehler. Auch mit dem Wall hat er so seine Erfahrungen.
Eines seiner Pferde in den 70er-Jahren hieß Abadir, und da nach dem Alphabet gestartet wurde, war er der erste Starter. Der Wallabstieg, damals noch aus reinem Mutterboden, war durch die Qualifikationen stark ausgetreten, die Rille notdürftig mit Erde aufgefüllt. „Und als wir uns der Kante näherten, stürzten wir mitsamt dem ganzen Schlamassel in die Tiefe, das Pferd auf dem Rücken“, erzählt Paul Schockemöhle heute. Beiden ist nichts passiert, aber die Erfahrung hat wohl dazu beigetragen, dass Schockmöhle, sofort als er im Jahr 2001 das Derby-Management übernommen hatte, den Wall anders konstruierte. „Ich habe ihn mit ungebrannten Ziegeln aufmauern lassen und darüber Rasen gelegt. Jetzt gibt die Kante vielleicht ein paar Zentimeter nach im Laufe des Turniers, aber nicht mehr einen halben Meter.“
Pulvermann & Pessoa
Derbyschöpfer Eduard Pulvermann gelang es bekanntlich nie, fehlerfrei über den Kurs zu kommen. Er stürzte an der Graben-Rick-Kombination, die bis heute seinen Namen trägt, Pulvermanns Grab. Erst 15 Jahre später gelang H. Neckelmann auf Raubritter der erste Nullfehlerritt. Allerdings konnte er ihn nicht in einen Sieg ummünzen, weil auch Günter Temme auf Egli ohne Abwurf blieb, im Gegensatz zu Neckelmann dann auch im Stechen.
König des Spring-Derbys bis heute ist der Brasilianer Nelson Pessoa, der siebenmal mit dem Blauen Band auf die Ehrenrunde ging. Zwischen seinem ersten Sieg mit Espartaco im Jahre 1962 und seinem letzten 1994 mit Vivaldi lagen 32 Jahre – solche Karrieren gibt es wohl nur im Reitsport. Er entthronte den großen Fritz Thiedemann, der zwischen 1950 und 1959 fünfmal mit fünf verschiedenen Pferden gewann. Dieser Rekord bleibt ihm. Bevor Meteor 1951 der Siegerkranz umgehängt wurde, hatte es im Vorjahr einen Probelauf gegeben, der nicht ganz so harmonisch verlief. „Der Ritt begann schlecht und er endete schlecht“, sagte Fritz Thiedemann später.
Dazwischen lag eine Unzahl von Fehlern und von Zweikämpfen, die fast alle Meteor gewann. Immerhin habe er zwischen all den missglückten Gewaltsätzen, bei denen er mehrfach fast auf dem Hals des Pferdes landete, „zwei- oder dreimal jenes wundervolle Gefühl des Schwebens bei einem großen Sprung gehabt, das uns nur mit einem wirklichen hervorragenden Pferd in glücklichen Momenten unseres Reiterdaseins befällt,“ schreibt Thiedemann geradezu poetisch später über diesen Ritt, an dem er trotz allem erstmalig die Weltklasse des „Dicken“ spürte.
Die weiteren Viel-Starter
Fünfmal trug sich auch der für Österreich reitende Hugo Simon in die Siegerliste ein. Der Mann, unter dem dem jedes Pferd zum Feuerstuhl wurde. Keiner hatte gewonnen, bevor Hugo Simon nicht durch den Kurs gefegt war. Sein Landsmann Thomas Frühmann gewann dreimal mit dem Hengst Grandeur, den er erst als Achtjährigen bekommen hatte und der so selbstverständlich über den Kurs galoppierte, als sei es ein ländliches S-Springen im Oldenburger Münsterland.
Der erste von sieben Dreifach-Siegern war Carl Friedrich Freiherr v. Langen, der erste deutsche Reiterolympiasieger (1928 mit Draufgänger), erfolgreich bis in die schwerste Klassen in allen drei Disziplinen. Sein berühmtestes Pferd Hanko zelebrierte zur Derby-Siegerehrung eine klassische Levade und verharrte sekundenlang in dieser Lektion der Hohen Schule.
Alwin Schockemöhle war der jüngste Derbysieger, erst 20 Jahre alt, als er 1957 seinen ersten von drei Siegen mit Bachus feierte. Der Auftakt einer großartigen internationalen Karriere. Der Ire Eddie Macken, der zwischen 1978 und 1981 dreimal gewann, ließ den Derbykurs aussehen wie ein Jagdgalopp hinter den Hunden. „Natürlich kam mir meine Erfahrung beim Jagdreiten entgegen“, sagt er, „das war ein großer Vorteil.“
Toni Haßmann ist bisher der einzige deutsche Reiter, dem drei Siege in Folge mit demselben Pferd glückten. Und zwar mit dem Holsteiner Collin, der speziell auf diese Aufgabe vorbereitet wurde. „Das Derby ist ja das einzige Springen, das man üben kann“, sagt Haßmann. Beim Sieg Nummer zwei geriet bei der Ehrenrunde der Lorbeerkranz dem Pferd zwischen die Vorderbeine und „dann ist er mir einfach stiften gegangen“, sagt Haßmann. Im folgenden Jahr nahm er für die Siegerehrung ein anderes Pferd, das ihn dafür zum Dank am Ausritt in den Sand setzte.
Die Mecklenburger auf dem Derby
Nach der politischen Wende in Deutschland eroberten die Reiter aus Mecklenburg-Vorpommern den Derbykurs, stellten fünfmal den Sieger, dreimal André Thieme auf Nacorde. Der KWPN-Braune war ein Derbyheld der besonderen Sorte, rangierte achtmal unter den ersten acht. Titelverteidiger im Jubiläumsjahr ist Nisse Lüneburg aus Hetlingen, ein Holsteiner Junge, der schon seit Kindertagen, wie so viele vor ihm und nach ihm, vom Derbysieg geträumt hat. Jetzt hat er davon drei in der Tasche und sein Pferd Cordillo wird schon trainiert, möglichst für die Nummer vier.
Es sind heute nicht nur große Namen, die sich im Derby versuchen, sondern eher Spezialisten, die für die im übrigen Turnierzirkus ausgestorbenen Naturhindernisse vorbereitet werden. Vielen Pferden kommt entgegen, dass es keine Kombinationen mit breiten Oxern und trickigen Distanzen gibt. Die stehen dann in den Springen der Global Champions Tour; die Millionenserie hat das Überleben des Derbyturniers gerettet. Aber immer noch ist der Derbysieg was Besonderes, ein Sieg für die Ewigkeit.Sneakers Draked Viola | Atelier-lumieresShops | Sneakers search engine | is factory outlet store legit reddit
Hallo Frau Pochhammer, ich habe gerade jetzt noch mal durchgeschaut .Sie beschäftigen sich mit so vielen Themen , die am Rande des Turniersports stehen und bringen Ihre Leser immer wieder zum Nachdenken. Über die Zeit gesehen fehlt mir eine Betrachtung der Turnierreiter, die sich für die deutschen Amateurmeisterschaften qualifizieren können. Was für eine Armut, dass ein privater Sponsor auf diese Idee kommen muß, und was für ein Glück, dass er das 2 Jahre durchgehalten hat. Sicher auch,um seine Anlage bekannt zu machen.Dass im 3.Jahr Riesenbeck zum Glück“eingesprungen „ist zeigt eigentlich schon die ganze Ignoranz der FN an dieser Veranstaltung .Dieses Format ist großartig, für die vielen ambitionierten Amateure,Leute ,die morgens um 6 oder abends nach 20 Uhr aufs Pferd steigen und zwischen drin ihren Lebensunterhalt verdienen.Reiter, die in ihrer Jugend in D-Kadern, oder C-Kadern national u. international unterwegs waren.Warum läßt man die so hängen? Auch wir sind in Riesenbeck an der Anlage vorbeigefahren, weil es keine Hinweisschilder gab, weder für das Turnier , noch dass es um eine deutsche Meisterschaft geht. Entsprechend war der Besuch, alles Insider:Freunde ,Familie, Freunde von Freunden. Herr Lauterbach aber war präsent bei der Auftaktveranstaltung. Es herrschte große Unsicherheit, ob und wie man als Delegation auftreten kann. Es ist ein weites Feld, so vieles besser zu machen und diese ambitionierte Gruppe weiter zu motivieren.Man muß nur wollen und sich nicht auf die Profis verlassen, die den Reitsport schon retten werden