Peter Thomsen gilt als designierter neuer Bundestrainer für die deutschen Vielseitigkeitsreiter. St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer mit Hintergründen.
Sein Name kursiert schon längere Zeit in der Szene, aber jetzt verdichten sich Gerüchte zur Nahezu-Gewissheit: Der nächste Bundestrainer der Vielseitigkeit wird Peter Thomsen heißen. Bekanntlich gibt Cheftrainer Hans Melzer, Jahrgang 1951, nach den Olympischen Spielen in Tokio seinen Job auf. Unter ihm und Honorartrainer Chris Bartle erlebten die deutschen Buschreiter eine Blütezeit, in der sie quasi von Gold zu Gold eilten: Olympisches Doppelgold in Hongkong 2008 und London 2012, Gold und Silber in Rio 2016 plus etliche Weltmeisterschafts- und Europameisterschaftstitel.
Der Nachfolger tritt in große Fußstapfen, zumal sich ja auch Chris Bartle 2017 in seine britische Heimat verabschiedet hat und dort für Erfolge sorgt. Auch für den charismatischen Briten wird noch ein Nachfolger gesucht – das wird schwer werden. Die Stelle wurde öffentlich im St.GEORG ausgeschrieben. Mit mehreren Bewerbern habe er Gespräche geführt, sagt Dr. Dennis Peiler, Geschäftsführer des Deutschen Olympiade Komitees für Reiterei (DOKR). Mit wem, verrät er nicht, aber unter anderem wurde er in Warendorf mit dem australischen Topreiter Andrew Hoy gesehen, der allerdings für sich selbst mindestens die olympischen Spiele in Tokio anpeilt. „Wir müssen drei Posten neu besetzen“, sagt Peiler, „Fritz Lutter, Bundestrainer Ponys, hört ebenfalls auf.“ Der Vorsitzende des DOKR-Vielseitigkeitsausschusses, Dr. Jens Adolphsen, gibt sich zugeknöpft: „Bevor die Verträge nicht unterschrieben sind, geben wir keine Namen preis. Das ist auch für die Leute, mit denen wir gesprochen haben, sehr wichtig, weil die meisten in feste Verträge eingebunden sind, entweder als Trainer bis nach Tokio oder als Reiter mit ihren Sponsoren.“
Peter Thomsen (58) hingegen lässt seine aktive Karriere ausklingen. Er soll als Co-Trainer mit nach Tokio reisen, wo er ja bereits 2019 am Testevent teilgenommen hat und schon von daher weiß, was auf Reiter und Pferde zukommt. Er hat seit 1. Oktober die Vorruhestandsregelung seines Arbeitgebers Deutsche Post AG in Anspruch genommen, zu der gehört, dass er – um die ungekürzte Pension ausgezahlt zu bekommen – 1500 „Sozialstunden“ ableisten muss, bzw. 125 Tage. Das kann in sozialen Einrichtungen geschehen, aber auch im Sport wie in Peter Thomsens Fall. Ideale Voraussetzungen also, um sich in die neue Rolle einzuarbeiten. „Man kann es auch als eine Art Probezeit ansehen“, sagt Thomsen, ein Vertrag ist noch nicht unterschrieben. Die Bundestrainer-Verträge für die Zeit zwischen 2021 und 2024, also zwischen Tokio und Paris, dem Schauplatz der Spiele 2024, werden erst zum Jahresende gemacht.
Nach dem Rückzug von Chris Bartle nach den Rio-Spielen 2016 waren die praktischen Traineraufgaben neu verteilt worden. Im Springen hilft Markus Döhring, in der Dressur Jürgen Koschel, das Geländetraining hatte Hans Melzer selbst übernommen. Gespräche mit dem international hoch erfolgreichen Neuseeländer Andrew Nicholsen scheiterten im vergangenen Jahr, weil dieser zeitgleich seine Mitarbeit bei den Schweizern zugesagt hatte. Das Eidgenossen-Team konnte sich im vergangenen Herbst mit Nicholsons Hilfe im niederländischen Boekelo quasi im letzten Moment noch für Tokio qualifizieren. Ein Honorartrainer mit Schwerpunkt Gelände wird also noch gesucht, während man für Chefbundestrainer nun eine Lösung gefunden zu haben scheint. „Wir machen bereits in diesem Frühjahr gemeinsame Lehrgänge“, sagt Peter Thomsen.
Mit dem Trainer A-Schein hat er auch die formalen Voraussetzungen für das Amt erworben. Noch wichtiger dürften seine weitreichenden eigenen Erfahrungen im Sport sein. 1987 nahm Peter Thomsen zum ersten Mal an einer deutschen Meisterschaft teil, seitdem gehörte er immer zur Spitzengruppe der deutschen Buschreiter. Er ist bereits bei sich zuhause in Großenwiehe im Norden Schleswig-Holsteins seit vielen Jahren als Trainer erfolgreicher Schüler tätig. Eine davon ist seine Tochter Kaya, die als eine der hoffnungsvollsten Nachwuchsreiter im Busch gilt.
Alles gute Vorzeichen also. Bis auf eins: „Leider wohne ich 500 Kilometer von Warendorf entfernt“, sagt Peter Thomsen. Aber wer weiß, vielleicht ist das ja auch ein Vorteil.
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Dann wollen wir mal hoffen, dass das sich so mühsam seine Beamtenpension erkämpfende und das kleine Bundestrainergehalt empfangende Nordlicht seine jahrelang ausgeübten Nebentätigkeiten von Warendorf genehmigt bekommt, damit er die weiten Wege nach Warendorf zurücklegen kann.
Wir haben Sie vermisst, Herr Müller…