Eigentlich sollten die Europameisterschaften 2021 ausfallen, nachdem die Olympischen Spiele in Tokio wegen der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben wurden. Jetzt sind die Aussichten gar nicht schlecht, dass es doch Europachampionate geben wird, anders, kleiner und später als sonst, sodass sie mit den Tokio-Spielen – falls sie denn stattfinden – nicht kollidieren und Reiter wie Pferde genügend Pause zwischen den beiden Events haben. Deutschland ist mit zwei Bewerbern am Ball.
Der Satz passt zu ihm. „Wir denken vorwärts“, sagt Ullrich Kasselmann. Er hofft, die Oberen der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI) auch und hat sich mit einem “Letter of Intent“, also einer Absichtserklärung, um die Europameisterschaften Dressur 2021 in Hagen beworben.
Auch für die Spring-EM gibt es einen Interessenten, wie die französische Website Grand Prix verriet, zu einem Zeitpunkt freilich, als es hierzulande bereits die Spatzen von den Dächern pfiffen. Das aufstrebende Reitsportzentrum „Riesenbeck International“ mit dem Motor Ludger Beerbaum zeigt sich bereit für eine Spring-EM, vorläufig noch inoffiziell, weil sich die FEI noch nicht entschieden hat, ob sie überhaupt ihr OK zu den EM 2021 geben wird und vieles, vor allem die Finanzierung, noch ausgehandelt werden muss.
Für die Vielseitigkeit haben das irische Millstreet und in Frankreich Haras du Pin in der Normandie Interesse gezeigt, Schauplatz der Weltmeisterschaften 2014. Dort sollte ohnehin die EM 2021 stattfinden, Springen und Dressur in Budapest. Aus Ungarn wurde bereits abgewinkt, der ursprüngliche Frühjahrstermin ließ sich nicht in den Herbst verlegen. Und um eine Terminverschiebung kommen die Europameisterschaften nicht herum, wenn es für dieselben Top-Reiter mit ihren Top-Pferden möglich sein soll, an beiden Championaten teilzunehmen.
Zwei Highlights im Herbst?
Es war vor allem der Wunsch der Springreiter nach Europameisterschaften 2021, dem sich schließlich auch der Europäische Pferdesportverband, die European Equestrian Federation (EEF), anschloss. Die meisten Top-Springreiter haben mehr als ein Pferd für höhere Aufgaben und der Abstand von sechs bis sieben Wochen zwischen dem Ende der Tokio-Spiele am 8. August und der EM Ende September ist vertretbar.
Allerdings gibt es mit dem Nationenpreisfinale in Barcelona ein weiteres herbstliches Highlight, sodass am Ende vielleicht die Stunde der zweiten Garde, Pferde wie Reiter, schlägt. Das muss nicht das schlechteste sein. Dafür erhalten viele europäische Nationen eine Chance, ihre Reiter auf die große Bühne zu schicken, die sich nicht für Olympia qualifizieren konnten, wo ja mit maximal drei Reitern pro Nation, ein sehr eingeschränktes Starterfeld unterwegs ist.
„Wir müssen einfach was machen“
Riesenbeck International mit seiner weitläufigen Turnieranlage, wo Mitte November zum ersten Mal ein CSI*** verbunden mit der offenen Deutschen Springreiter-Meisterschaft ausgetragen wird, zeigt sich gewappnet. Genauso wie der Hof Kasselmann, bereits im Jahre 2005 Schauplatz einer gelungenen Dressur-EM und allein in diesem Jahr Ausrichter von insgesamt sechs Turnieren. „Die Reiter sind mit der Bitte an uns herangetreten“, sagt auch Kasselmann. „Wir müssen einfach was machen, wenn man gar nichts macht, passiert auch nichts.“
In seinen Planungen fährt er auf Sicht, wie er es nennt, mit Plan A und Plan B, mit Zuschauern (und damit Ausstellern) und ohne Zuschauer, mit Impfstoff oder ohne, all das kann die Lage von einem Tag auf den anderen verändern. Zwei mögliche Daten im September hat er schon, angedacht wird auch, die Nachwuchs-EM für die verschiedenen Altersklassenmit einzubauen.
Dass wirklich die Olympiareiter mit ihren Tokio-Pferden zur Dressur-EM nach Hagen kommen, bezweifelt allerdings Frank Kempermann, als Vorsitzender des Dressurausschusses auch Mitglied im FEI-Board. „Die Top-Pferde gehen doch sowieso so selten, und ich kenne nur eine Reiterin, die vier Pferde für Championate hätte,“ sagt er, ohne den Namen Isabell Werth auszusprechen. Er fürchtet, dass dann nicht mehr die Besten des Sports am Start wären, wie es sich für ein Championat gehört. Dabei geht er davon aus, dass Olympia in Tokio wirklich stattfindet. „Wir planen auf jeden Fall mit den Spielen in Tokio“, sagt er.
Das tut auch Stefan Ellenbruch, Vorsitzender des Springausschusses und ebenfalls FEI-Board-Mitglied. Er hofft auf einen breiten Konsens innerhalb des Boards, vorausgesetzt die Kernpunkte sind geklärt, also die Finanzierung und die Frage der Sponsorenverträge. Die FEI müsste wohl auf einen Teil der Gebühren verzichten, laut Ullrich Kasselmann hat sie das bereits signalisiert.
Aber vieles ist noch in der Schwebe. „Ob Zuschauer kommen dürfen, wissen wir vielleicht erst eine Woche vorher, auch mögliche Reisebeschränkungen machen uns Sorgen,“ sagt Ellenbruch, „alle arbeiten an einer Lösung. Wir können nicht einfach die Hände in den Schoß legen, wir wollen vor allem guten Sport und uns zurück auf unser Kerngeschäft besinnen.“ Das wäre doch schon mal ein passendes Motto für die Videokonferenz des FEI-Boards zum Thema EM am 20. Oktober.Men’s Air Jordans 1 release dates | best nike basketball shoes
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