Mannschafts-Qualifikation Springreiten Olympia 2021: starke Deutsche, überragende Schweden

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Jumping Team Qualification – Olympic Games Tokyo 2020

Maurice Tebbel und Don Diarado bei den Olympischen Spielen in Tokio. (© www.hippofoto.be)

War das eine spannende Qualifikation zum Mannschaftsfinale im Springreiten bei Olympia 2021 in Tokio! Heute blieben die Stangen bei allen deutschen Reitern in ihren Auflagen – damit sind sie morgen im Finale dabei! Erneut enorm überzeugend war der Auftritt der Schweden. Auch die Belgier werden Samstag beim Kampf um die Medaillen ein Wörtchen mitreden.

Drei souveräne Ritte in der Mannschafts-Qualifikation Springreiten, als zweitbeste Equipe im Olympiafinale – Bundestrainer Otto Becker ist mehr als zufrieden, „sehr zufrieden!“ Mit jeweils einem Zeitfehler kamen Auftaktreiter André Thieme und Schlussreiter Daniel Deußer ins Ziel. Maurice Tebbel blieb ebenfalls ohne Springfehler und brachte zwei Zeitstrafpunkte aufs Konto. Otto Becker ist, „froh, dass wir erstens morgen dabei sind und dass wir drei souveräne Runden gesehen haben und uns gut qualifiziert haben. Ich denke, das tut uns gut für morgen“. Dann wird es wohl noch etwas schwerer werden, mutmaßt Otto Becker. Dabei wurde den Reitern heute im Olympia-Reitstadion auch nichts geschenkt.

André Thieme über Chakaria: „Ich weiß jetzt, dass sie alles springen kann.“

Den Auftakt hatte André Thieme mit Chakaria bestritten. Der norddeutsche Olympiadebütant, der nach seinem Auftakt noch geknickt war, wusste heute schon bevor er ins Stadion ritt – da geht was. „Heute hatte ich von Anfang an ein super Gefühl. Ich bin schon in diesen Parcours reingegangen und war mir sicher, dass das heute was wird, weil ich eben auch mir sicher war, dass meine Stute jetzt, am dritten Tag, unter dem Licht das annimmt und dann einfach auch wirklich diese Übervorsichtigkeit vielleicht ein bisschen zur Seite legt.“

Aber unbeeindruckt war die vorsichtige Fuchsstute immer noch nicht. Thieme musste kämpfen, drücken. Aber die Chap-Tochter sprang vermögend über alle Hindernisse. Einen kurzen Schreckmoment gab es vor der Zweifachen Kombination, dem vorletzten Hindernis. Chakaria landete nicht optimal hinter dem davor liegenden Sprung. Die Distanz zu der fehlerträchtigen Steilsprung-Kombination schien schlecht. Aber das norddeutsche Duo rettete auch diese Situation. Norddeutsches Phlegma im Sattel, das gibt auch Sicherheit, sagt der Sohn des ehemaligen Obersattelmeisters des Landgestüts Redefin: „Da blieb mir natürlich auch fast das Herz stehen, weil sie so übervorsichtig sprang, landete sie so ein bisschen im Boden und – Gott sein Dank! – , wenn ich eins kann, dann ist es wirklich ruhig bleiben. Mein Vater hat mir Jahre lang in den Hintern getreten und hat gesagt, ich soll mehr aufwachen, aber für genau solche Momente ist es natürlich Gold wert, wenn man einen bisschen ruhigeren Puls und Herzschlag hat.“ (das ganze Interview mit André Thieme finden Sie hier).

Maurice Tebbel – Stilpreis-verdächtig

Endlich durfte auch Maurice Tebbel zum Einsatz kommen. Er war für das Team nach Tokio gereist, musste heute das erste Mal zu einem Wettkampf ins Stadion. Sein Don Diarado lieferte eine beinahe perfekte Runde ab. Im Kreis der Anwärter auf den Stilpreis wären die beiden ganz weit vorn dabei. Zu Sprung neun, einem überbauten Wassergraben, sei die Distanz dann doch enger als erwartet gewesen. Der Diarado-Sohn drohte hinten in den Oxer zu fußen, aber alles blieb liegen. „Da habe ich nicht ganz so viel gedrückt, weil ich ein bisschen Angst vor der ersten Stange hatte, und da hat er sich super geholfen, hat alles versucht“. Den Zeitfehler habe er in Kauf genommen. Wie viele andere Reiter auch nahm Tebbel zu Sprung elf einen weiten Bogen. Der alternative Weg war kürzer, verlangte aber einen kringligeren Weg, der den Rhythmus aus den Pferden nahm. Zwei Zeitfehler – morgen wird schneller geritten.

Wie alle Reiter ist auch Tebbel froh, dass das Warten im Hotel – ohne sportliche Angebote dort nutzen zu können – vorbei ist: „Elf Tage kein Parcours – in meinen letzten 27 Jahren hatte ich das noch nie.“

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Daniel Deußer souverän in Mannschafts-Qualifikation Springreiten

Als letzter machte dann Daniel Deußer alles klar: Killer Queen sprang souverän. Etwas eng wurde es zur Zweifachen Kombination. Den Zeitfehler habe er gerne in Kauf genommen, so Deußer. „Ich habe auch einen Galoppsprung mehr gemacht, als ich mir beim Abgehen vorgenommen hatte.“

In beeindruckender Manier ritten die Schweden. Obwohl sie alle ins Stechen um die Einzel-Goldmedaille gegangen waren, gingen auch heute alle drei Pferde flott und souverän. Mit drei Nullfehlerritten hat sich die Equipe mit Peder Fredricson, Malin Baryard-Johnsson und Henrik von Eckermann zum Top-Favoriten entwickelt. Auch die Belgier, punktgleich mit Deutschland auf Rang zwei, sahen gut aus.

Balsiger triumphal für die Eidgenossen

Den vielleicht schönsten Ritt zeigte der Schweizer Bryan Balsiger. Mit der Stute Twentytwo des Biches, die unter Romain Duguet unter anderem beim Weltcupfinale in Omaha erfolgreich ging, ritt er eine rhythmische Nullrunde. Das gelang weder Martin Fuchs, der einen Zeitfehler mit Clooney bewusst in Kauf genommen hatte, noch Steve Guerdat, dem zwei Abwürfe am Ende des Parcours und ein Zeitfehler unterliefen. Das summiert sich auf zehn Strafpunkte der an vierter Stelle rangierenden Equipe Suisse.

Die USA (13/5.) waren nicht richtig schlecht, aber auch nicht richtig gut. Für das US-Team kam erstmals McLain Ward zum Einsatz. Er, wie auch Laura Kraut und Jessica Springsteen, hatten einen Abwurf, Ward zusätzlich einen Zeitfehler.

Die Equipen aus Frankreich (15), Großbritannien – bei denen den Olympiasiegern Explosion und Ben Maher ein Fehler am zweiten Sprung der Dreifachen Kombination – kamen auf 20 Punkte. Maher war froh, dass sich die Equipe qualifiziert hat. Zum Feiern sei er nach seinem Triumph noch nicht so richtig, Das würde aber nachgeholt werden, zuhause. Spätestens bei der Hochzeit ins zwei Wochen.

Das Starterfeld morgen komplettieren die Mannschaften aus Brasilien (25) – hier sah Rodrigo Pessoa mit Clarito’s Way (20), der wohl keine bunten Mauern mag, nicht gut aus. Marlon Modolo Zanotelli war souverän mit Edgar null gegangen. Die Niederländer schafften es gerade noch (26) und Argentinien sendet im Finale den ersten Starter. Dort geht es in umgekehrter Reihenfolge des heutigen Ergebnis ins Stadion. Deutschland also als drittletzter Starter, weil die Belgier in Summe noch etwas schneller unterwegs waren.

Keine schönen Bilder

Leider gab es nicht nur gute Bilder im Parcours. Für eine Schrecksekunde sorgte der zweite Reiter des Teams Israel, Teddy Vlock. Sein Pferd sprang vor Sprung acht, einem mächtigen Oxer hinter der bunten Mauer, die von vielen Pferden mit großen Augen betrachtet wurde, einen Galoppsprung zu früh ab. Zunächst lag Vlock regungslos im Sand, konnte aber schließlich das Stadion auf eigenen Beinen verlassen. Das Team Isreal war damit geplatzt. Die Japaner zogen zurück. Die Iren hatten nach dem Kilkenny, das Pferd von Cian O’Connor wegen des Nasenblutens im Einzelfinale, nicht weiter starten sollte, ihren Reservereiter am Start. Shane Sweetnams Schimmel Alejandro zeigte sich schon zu Beginn des Parcours von der Stadionatmosphäre beeindruckt. Festgehalten aber vorsichtig sprang er über die ersten Hindernisse. Ab der Dreifachen Kombination, Hindernis fünf, hechtete sich der Schimmel, der schon Fünf-Sterne-Platzierungen aufweisen kann, von Sprung zu Sprung. Der Sprungablauf brach ab, die Hinterbeine landeten in den Oxern, die Fehler summierten sich. Die Harmonie war dahin. Die Situation wurde von Sprung zu Sprung schlimmer. Am neunten Hindernis, dem Wassergraben, stürzte das Paar dann.

Nach dem Parcours hieß es, Alejandro habe sich beim Einsprung in die Dreifache Kombination ein Eisen abgerissen und dass ihm selbiges auch noch ans Hinterbein geflogen sei. Das habe den Rheinländer v. Acorado’s As vollkommen aus der Fassung gebracht. Das neue Format ohne Streichergebnis habe Sweetnam veranlasst weiter zu reiten, um die Teamwertung nicht zu gefährden, hieß es anschließend aus irischen Kreisen.

Die besten zehn Teams

1. Schweden

Peder FredricsonAll In0/79,04
Henrik von EckermannKing Edward0/79,52
Malin Baryard-JohnssonIndiana0/81,01

2. Belgien

Jérôme GueryQuel Homme de Hus1/82,89
Pieter DevosClaire Z1/83,29
Gregory WatheletNevados S2/86,91

3. Deutschland

André ThiemeChakaria1/82,92
Daniel DeußerKiller Queen1/84,27
Maurice TebbelDon Diarado2/87,60

4. Schweiz 

Bryan BalsigerTwentytwo des Biches0/79,34
Martin FuchsClooney1/82,60
Steve GuerdatVenard de Cerisy9/84,70

5. USA

Jessica SpringsteenDon Juan de Donkhoeve4/80,67
Laura KrautBaloutinue4/80,78
McLain WardContagious5/83,03

6. Frankreich

Simon DelestreBerlux Z1/83,34
Penelope LeprevostVancouver de Lanlore5/82,78
Mathieu BillotQuel Filou9/83,15

7. Großbritannien

Holly SmithDenver4/79,91
Ben MaherExplosion W4/80,68
Harry CharlesRomeo12/80,91

8. Brasilien

Marlon Modolo ZanotelliEdgar0/81,37
Pedro VenissQuabri de L’Isle5/82,96
Rodrigo PessoaCarlito’s Way20/96,48

9. Niederlande

Marc HoutzagerDante5/84,39
Maikel van der VleutenBeauville Z8/80,25
Willem GreveZypria13/83,61

10. Argentinien

Matias AlbarracinCannavaro6/87,36
Fabian SejanesEmir7/91,20
Martin DopazoQuintino14/86,89
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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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  1. Ralf Claus

    Hallo Herr Tönjes,
    das waren tolle Ritte. Alle Stangen blieben liegen. Besser geht es nicht. Hoffentlich sehen wir morgen auch unsere Reiter ohne Fehler. Mit Zeitfehlern kann man Leben. Ich drücke unseren Reitern auch für morgen die Daumen.


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