Internationaler Dressurreiter Club – Im starken Galopp in die Zukunft

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Moment mal! Die Kolumne von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer (© Foto Bugtrup/Montage: www.st-georg.de)

Der Internationale Dressurreiter Club (IDRC) ist aus dem Dornröschenschlaf erwacht. Man will bei wichtigen Entscheidungen mitreden, wie es die Springreiter schon lange tun. Auf der Agenda steht unter anderem nichts anderes als die Schlachtung einer heiligen Kuh, des Eine-Nation-eine Stimme-Prinzip.

Mit dem Einsatz für den vierten Reiter bei Olympischen Spielen, das Streichergebnis, haben die Spitzenreiter den Kampf gegen Windmühlen aufgenommen. Ein Brief des Internationalen Olympischen Komitees IOC hat die FEI-Führung in diesem Punkt – nur noch drei Reiter – bestärkt. Begründung: More Flags, mehr Flaggen sollen am olympischen Reitstadion wehen. Die aktiven Reiter hat keiner gefragt, und die wehren sich jetzt vehement.

Während der Internationale Springreiter Club (IJRC) längst als das Sprachrohr der Top-Reiter wahrgenommen wird, das nicht alle Entscheidungen des Weltreiterverbandes klaglos hinzunehmen bereit ist – schließlich verdienen die meisten damit ihren Lebensunterhalt ­– sind die Dressurreiter gerade erst dabei, sich zu einer Stimme zusammen zu finden, die gehört wird.

Im Internationalen Dressurreiter Club (IDRC) wird zur Zeit öfters mal Deutsch gesprochen. Dem Vorstand gehören Präsidentin Isabell Werth, Generalsekretär Klaus Röser und Michael Klimke als Schatzmeister an. Weitere Vorstandsmitglieder sind die FEI-Aktivensprecherin Beatrice Ferrer-Salat (Spanien), Catherine Haddad aus den USA, der Brite Carl Hester, die Finnin Kyra Kyrklund, Hans Peter Minderhoud (NED), Vicky Max-Theurer aus Österreich und Yvonne Losos de Muniz aus der Dominikanischen Republik. Bis auf Röser, der dem deutschen Dressurausschuss vorsteht, haben alle ihre Meriten im Dressursattel auf Championatsniveau erworben. Sie wissen also, worum es geht, wenn sie von ihrem Sport reden.

Anders als im Busch oder im Parcours ist auf dem Viereck der vierte Reiter zwar ein angenehmes Back-up, aber Totalausfälle in diesem Sport sind zum Glück selten. Es sei denn, es kommt mal wieder eine Blutspur am Maul oder an der Flanke dazwischen. Bis 1984 ritten nur drei Reiter ins olympische Dressurviereck, es gab dennoch verdiente Sieger und großen Sport. Nachdem für Paris 2024 der Zug wohl abgefahren ist, wollen die Dressurreiter jetzt zusammen mit Spring- und Vielseitigkeitskollegen für den vierten Reiter in Los Angeles 2028 kämpfen, als gemeinsame Gruppe von „Stakeholdern“, wie die verschiedenen Interessengruppen von der FEI genannt werden. Andere Stakeholder sind zum Beispiel Richter, Sponsoren, nationale FNs, Veranstalter. Vieles kann man diskutieren, nur eins nicht: Ohne die Reiter geht es nun mal nicht.

Stimmrecht reformieren

Nach den gegenwärtigen Konstellationen in der FEI besteht wenig Aussicht auf eine Vier-Reiter-Mehrheit. Das Abstimmungsergebnis bei der Generalversammlung 2021 in Antwerpen betrug 30 zu 70 (für drei Reiter). Jetzt peilen die Reiterclubs eine andere Strategie an, nämlich das „gewichtete Abstimmungssystem“ (weighted voting system) durchzusetzen. Das würde den starken Pferdesportnationen wie Deutschland, Großbritannien, Frankreich, Niederlande, USA mehr Einfluss zumessen, wenn es um Belange des Spitzensports geht.

Laut FEI-Database haben von den 136 Mitgliedern der FEI 20 Nationen kein einziges Pferd und keinen einzigen Reiter beim Weltreiterverband registriert. Von den 70 Nationen, die gegen den vierten Reiter stimmten, haben nicht mal sieben jemals an Olympischen Spielen, Nationenpreisen oder Fünfsterne-Turnieren teilgenommen. Ihre Stimmen zählen genauso viel wie die der führenden Nationen, die den Spitzensport tragen und finanzieren. Diese FEI-Mitglieder ohne Top-Sport sollten nicht mit abstimmen dürfen, verlangt Klaus Roeser und nicht nur er.

Das Thema kommt immer wieder auf den Tisch, bisher ohne jeden Erfolg. Denn die FEI-Führung, die vorherige Präsidentin Prinzessin Haya und der jetzige Präsident Ingmar de Vos, haben nie Zweifel daran gelassen, dass sie am One-Nation-One-Vote-Prinzip festhalten wollen. Aus gutem Grund. Diese Nationen stellen ein kalkulierbares Zustimmungsreservoir dar, das heißt, sie stimmen im Allgemeinen den von der FEI erarbeiteten Gesetzesvorlagen zu. Und der Verdacht, dass hier ein Potenzial für „Stimmenkauf“ liegt, ist ja nicht ganz abwegig. Es locken Gelder aus dem Solidaritätsfond, der schwächeren Nationen pferdesportlich in den Sattel helfen soll.

Der DFB hat beim DOSB mehr Stimmen als die FN

Das zu ändern ist schwierig, auch weil diese Nationen ihrer Selbstentmachtung wohl kaum zustimmen werden. Immerhin erhalten neue Mitglieder jetzt erst volles Stimmrecht in Spitzensportbelangen, wenn sie wenigstens einen Reiter bei einem Championat an den Start bringen, so beschlossen in Antwerpen 2021.

Auch andere Sportverbände machen übrigens Unterschiede, wie Tennis und Badminton. Desgleichen hat beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) nicht jeder Sportverband gleich viel Gewicht. „Natürlich hat der DFB mehr Gewicht als die FN“, sagt der Generalsekretär der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN), Soenke Lauterbach. „Und auch innerhalb der FN haben starke mitgliederstarke Reiterverbände wie Westfalen mehr Stimmen als das Saarland.“

Lauterbach, der auch dem Vorstand der Europäischen Equestrian Federation (EEF) angehört, gibt zu, dass das Problem nicht mal in Europa gelöst ist. „Ich musste mir eine Predigt von FN-Präsidenten aus Malta anhören, der uns Arroganz vorwarf“, sagt er. Das hat auch was mit Demokratieverständnis zu tun. „Ich finde es nicht besonders demokratisch, wenn 20 maltesische Reiter genauso viel Stimmgewicht haben wie 700.000 deutsche Reiter“, sagt Lauterbach. Das klingt vernünftig. Aber die Abkehr vom UN-Prinzip, wo Andorra soviel Stimmrecht hat wie USA oder China – das wäre ein Paradigmenwechsel, der die FEI von Grund auf verändern würde.mens jordan release dates 2022 | air jordan 1 mid light smoke grey

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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