Spannender Dressur-Nationenpreis in Aachen. Nach der ersten Wertung liegt Dänemark vor dem deutschen Team, für das Frederic Wandres maßgeblich punktete. Cathrine Dufour ritt in einer eigenen Liga und gewann mit 4,3 Prozent Abstand den CDIO5* Grand Prix. Isabell Werth knackte die 76 Prozent-Marke, Benjamin Werndl kratzte an den 75 Prozent und Franziskus wollte Ingrid Klimke kurz vorher gerne aus seinem Sattel entfernen.
Langweilig war dieser erste Teil des Dressur-Nationenpreis‘ in Aachen nicht im Gegenteil. Nach dem Ausfall von Showtime und Dorothee Schneider waren die Dänen endgültig in der Rolle der Favoriten. Der wurden sie gerecht. Vor allem dank Cathrine Dufor, die im CDIO5* Grand Prix ihren Weltcup-Zweiten Vamos Amigos gesattelt hatte. Es war ein Ritt, bei dem eigentlich alles funktionierte. Das spiegelt auch das Protokoll wider: Siebenmal gab es eine 7,o. Und achtmal die Idealnote 10,0, für den Sitz und die Harmonie, jeweils eine für jede Pirouette, eine für einen der vielen gleitenden Passage/Piaffe-Übergänge und drei für den Schlussgruß. Geliefert! Und zwar souverän, auch beim Applaus. „Ich denke, das heute war ein Statement von ihm: ,Ich bin kein Baby mehr!‘“
Wenn nicht schon vorher alle Cathrine Dufour für die Top-Anwärterin auf den Einzeltitel bei den Weltmeisterschaften gehalten hatten, dann haben die Ritte gestern und heute auch die letzten Zweifler verstummen lassen. 81,544 Prozent für den Siegesritt, 4,327 Prozent vor dem Zweitplatzierten.
Wandres der Retter im Dressur-Nationenpreis
Mit 77,217 Prozent war Frederic Wandres mit Duke of Britain der beste deutsche Mannschaftsreiter. Der Fuchs ging so, wie er sich schon bei den Deutschen Meisterschaften in Balve gezeigt hatte und mit zwei Vizemeister-Titel für seinen Reiter belohnt wurde. Lektionssicher, stabil im Genick, leicht in der Anlehnung, die Nase dort, wo sie hingehört. Von Punkt zu Punkt schnurte der Dimaggio durch die Lektionen und ließ nirgendwo Punkte liegen. Seinen Platz im WM-Team dürfte er mit dieser „Anchor-Leistung“ endgültig sicher haben.
Chefrichterin Mariette Sanders-van Gansewinkel aus den Niederlanden hatte „Freddie“ nur auf Platz fünf gesehen. Aber die Richterin, die schon in Rotterdam vor einer Woche unter anderem die orangefarben eingetönte Brille auf der Nase hatte, lag auch in Aachen mit ihren Urteilen nicht immer im Bereich der anderen Bewertenden. Allerdings hatte sie diesmal ihre Landsgenossin Thamar Zweistra nicht besser gesehen als der Rest, im Gegenteil. Sanders-van Gansewinkel hatte sie an Position 25 einrangiert, andere bei 8 und 17.
Der Finne Henri Ruoste wurde mit dem Belgier Kontestro Dritter mit Wertungen zwischen knapp 74 und über 78 Prozent. Der lange Braune, der mit tiefem Rücken und hohem Hals vorgestellt wurde, punktete in der Passage und den Pirouetten mit Noten über Acht. In der Rechtstraversale, dem starken Schritt und dem Rückwärtsrichten mussten sich das Duo mit Noten um 6,5 begnügen (76,783).
Der Dressur-Nationenpreis wird in zwei Prüfungen entschieden. Dänemark liegt nach dem Grand Prix mit 229,74 Punkten vor Deutschland (228,499). Neun Punkte dahinter rangieren die Niederländer.
Die Britin Charlotte Fry und Everdale, Olympia-Pferd in Tokio, wurden knapp hinter Ruoste Vierte (76,5). Der Hengst ging wie gewohnt mit absoluter Aufrichtung durch die Prüfung. Die einzige, die das ahndete war die deutsche Richterin Elke Ebert, der Rest hat sich wohl an den Anblick gewöhnt.
Isabell Werth, Problem ausgerechnet in der Pirouette
„Das kann sie ja“, fasste eine Zuschauerin des morgendlichen Trainings als Isabell Werth mit Quantaz die ein oder andere Pirouette drehte, die besondere Spezialität der 52-Jährigen zusammen.Doch die Queen der 360-Grad-Drehung hatte heute ausgerechnet in der Linkspirouette einen Aussetzer. Zuvor hatte sich der Quaterback-Sohn Quantaz schon an der kurzen Seite nach den Einerwechseln auf der Diagonalen „festgeguckt“ und war nicht ohne Spannung auf die Mittellinie gekommen. Die Piaffen waren nicht immer regelmäßig, die Kruppe wünschte man sich da tiefer, das Abfußen phasenweise aktiver. 76,413 Prozent bedeuteten Platz fünf.
Dahinter reihte sich mit Touchdown ein weiterer Quaterback-Sohn ein. Mit dem Schweden Patrik Kittel im Sattel kam der Braune auf 75,587 Prozent.
Bester der US-Equipe wurde der an siebter Stelle rangierte Steffen Peters mit Suppenkasper. Im Galopp punktete der Hüne, vorm Schritt gab es einen Knoten. Das US-Team hat nicht nur seine Top Stars im Dressur-Nationenpreis am Start. So ging Salvino unter Adrienne Lyle gestern in der CDI4*-Tour und wurde dort Zweite.
In der Zwischenwertung ist die Equipe aus den Vereinigten Staaten jetzt Fünfte, ganz knapp hinter den Schweden. Deren Topreiterin Therese Nislhagen stand heute mit den Serienwechseln auf Kriegsfuß, sodass Dante Weltino in diesem Grand Prix mit 73,152 Prozent nicht über Platz 13 hinauskam.
Benjamin Werndl und Famoso knapp 75 Prozent
Harmonisch und dem idealen Sitz recht nahekommend zeigte Benjamin Werndl den Oldenburger Famoso. Die Pirouetten zählten zu den Glanzlichtern, das Rückwärtsrichten war etwas zäh. So schwungvoll und geschmeidig sich Famoso auch präsentiert, man schnalzt innerlich immer etwas mit, zumal bei den Temperaturen, die heute in Aachen vorherrschten. Seine fehlerfreie, in den Piaffen nicht zu generös bewertete Prüfung, wurde mit 74,869 Prozent, Platz acht, beurteilt.
Hinter der Niederländerin Dinka van Liere mit Hartsuijker (74,739) kamen drei Kombinationen aus Dänemark in die Platzierung, die alle Hoffnung haben, in Herning bei der Heim-WM für ihr Vaterland zu starten: Carina Cassøe Krüth und Danciera blieben etwas unter den Erwartungen, zumal sich in der Galopptour mehrere Fehler einschlichen (74,5/10.). Daniel Bachmann Anderesen und Marshall Bell kamen ohne grobe Fehler, aber nicht ohne Spannung durch den Dressur-Nationenpreis. Der Fuchs, der dem Dänen nach dem Verkauf nun trotzdem bis zur WM zur Verfügung steht, hielt im versammelten Schritt die Luft an und drohte in den Zweierwechseln zu explodieren. Geschickt und ruhig im Sitz brachte Bachmann Andersen den Don Romantic-Sohn zu vermehrter Losgelassenheit und nach einer guten letzten Piaffe zum Punkt G, dem Ort des Schlussgrußes (73,69/11.). Nana Skodborg Merrald wurde mit Orthilia Zwölfte (73,348).
Ingrid Klimke: „vermanagt“
Mit viel Tempo und einem Luftsprung von Franziskus vorm Einreiten begann die Runde von Ingrid Klimke. Und nach der Grußaufstellung bog Klimke dann bei C auf die falsche Hand ab, ging von rechts auf die Diagonale – verritten, das macht zwei Prozent Abzug. Bitter.
Doch die Reiterin konnte diesen Ausfall, an den sich eine sichere Prüfung mit Höhepunkten im Galopp, unter anderem sehr guten Serienwechseln anschloss, erläutern. „Das ist eine absolute Premiere, dass ich mit der Uhr so verzettelt habe“, sagte sie im Anschluss gegenüber St.GEORG. „Ich kam rein und es hat geklingelt und ich hatte nicht das Vertrauen, ohne einmal rumzureiten einzureiten. Ich hatte gewartet, bis die Stute raus ist. Das war mir wichtig, aber wenn ich es nochmal machen könnte, wäre ich auf der anderen Seite links eingeritten, hätte die Stute rechts rausgehen lassen, es hätte geklingelt und ich wär eingeritten. Das habe ich leider total vermanagt und dachte, ich schaffe es noch im Vorwärts mit zwei langen Seiten zulegen und habe dann nicht damit gerechnet, dass die Geräusche ihn so irritiert haben und er einmal gebockt ist. Und dann war ich durcheinander.“
Entschieden wird der Dressur-Nationenpreis im Grand Prix Special, der am Samstag ab 8.30 Uhr auf dem Programm steht.
Die Ergebnisse des Grand Prix im Dressur-Nationenpreis finden Sie hier.
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