Das Louisdor-Preis Finale 2022 bot von allem etwas: hoch talentierte Pferde, die ihr Potenzial hier und heute in der Frankfurter Festhalle noch nicht voll entfalten konnten, andere, die nicht ganz so viel Talent mitbringen, das aber durch ihr Gerittensein wettmachen. Und es gab Fendi.
Schon bei der ersten Louisdor-Preis Etappe in Hagen 2022 hatten Sönke Rothenberger und Fendi nachdrücklich auf sich aufmerksam gemacht. Rein altersmäßig war der Wallach da gerade erst acht Jahre alt geworden. Jetzt, acht Monate später, ist er körperlich noch gereift und anders als so mancher seiner Kollegen zeigte er sich von der Kulisse in der Festhalle völlig unbeeindruckt. Innere und äußere Losgelassenheit? Check! Und das nicht nur in der Prüfung, sondern auch in der Siegerehrung, wo der Wallach gelassen still stand und der Nationalhymne lauschte. Man kann sich gut vorstellen, dass das nicht die letzte Gelegenheit war, bei der Fendi und Sönke Rothenberger unter der Deutschlandfahne stehen, während ihnen zu Ehren „Einigkeit und Recht und Freiheit“ gespielt wird.
Fendi stellte einen neuen Notenrekord im Louisdor-Preis Finale auf: 79,90 Prozent, 0,8 Prozent mehr als Isabell Werth und Emilio 2015 erhalten hatten. Es gibt keine Lektion, in der der dänische Franklin-Sohn nicht mindestens eine 8 bekommen kann und einige eines Tages auch mehr. Die beiden reihten heute Höhepunkt an Höhepunkt. Und das nicht nur in den „spektakulären“ Lektionen, sondern auch denjenigen, die die Basis abprüfen, wie das Halten und Rückwärtsrichten. Dafür gab es später ein dickes Kompliment von Kommentator Dr. Dietrich Plewa. Natürlich auch für die Passagen („sehr akzentuiert“, hier gab es auf der Schlusslinie viermal 9 und einmal 10), die Piaffen („der Reiter riskiert viel, alle Piaffen auf der Stelle“, die brauchen noch Zeit, bis sie in der Prüfung so abrufbar sind, wie etwa bei der Siegerehrung, aber dann ist auch hier alles möglich) und vor allem die Pirouetten („das geht eigentlich kaum besser“).
Rothenberger selbst freute sich jedoch am meisten über das Kompliment für das Rückwärtsrichten: „Das freut mich am meisten, weil wir das mit Johnny Hilberath viel geübt haben. Denn wenn man die internationalen Top-Paare sieht – da stimmt einfach die Basis!“ Ein Fingerzeig, wo die Reise hingehen soll. Und sie sind auf dem besten Weg.
Platz zwei und Harmoniepreis
Nein, Lord of Dance hat nicht das Talent eines Fendi. Er ist groß und schmal und von Natur aus nicht mit dem kraftvollsten Hinterbein ausgestattet, das zudem noch sehr steil ist. Aber was Ann-Kathrin Lindner aus diesem zehnjährigen Württemberger v. Lingh gemacht hat, ist großes Kino. Und wie sie ihn heute in Frankfurt präsentiert hat, auch! 73,240 Prozent gab es, das war am Ende Platz zwei.
Das war hoch verdient. Die ehemalige U25-Europameisterin, die ihr Toppferd Sunfire verabredungsgemäß abgeben musste, hat von ihrem neuen Grand Prix-Partner nie mehr gefordert, als er zu geben in der Lage ist und trotzdem hat sie in allen Phasen das Beste herausgeholt. Wie sie es schafft, diesem hochbeinigen Schlaks zu helfen, sich auszubalancieren, ist bemerkenswert. Das fiel in den Zick-Zack-Traversalen auf, aber insbesondere in den Pirouetten.
Dr. Dietrich Plewa fasste so zusammen: „Der Reiterin kann man wirklich ein Kompliment machen, Pferd geht vertrauensvoll an alle Lektionen in dem Wissen, dass er nie überfordert wird und im Rahmen seiner Möglichkeiten hat er alles ordentlich gemacht. Man muss noch mal am Ausdruck arbeiten, in den Passagen Hinterbein noch relativ matt. Aber die Reiterin kann nicht rausreiten, was nicht da ist und das Pferd will das, was er hat, bestmöglich zur Geltung bringen. Da ist nichts getrickst. Das ist einfach gutes Reiten.“
Ann-Kathrin Lindner war nach der gelungenen Runde nachvollziehbarerweise überglücklich. Seit fünf Jahren hat sie Lord of Dance bzw. „Paul“ im Stall und arbeitet mit ihm. Sichtlich bewegt sagte sie: „Mir ist heute im Stallzelt bewusst geworden, was für einen langen Weg wir gegangen sind. Bei seinem Körperbau muss er 120 Prozent geben, wo bei anderen Pferden 80 Prozent reichen. Aber er ist ein so unkompliziertes, liebes Pferd. Es macht einfach nur Spaß mit ihm!“ Und das sieht man.
Louisdor-Dritte „Marke Meyer“
Amanyara sei „eine exklusive kleine Insel“ ließ Dr. Svenja Kämper-Meyer das Publikum in Frankfurt vor ihrem Ritt auf ihrer gleichnamigen Rappstute wissen. Die heißt allerdings vollständig Amanyara M, wobei das M für Meyer steht, die eigene Zucht, aus der diese Ampere-Tochter stammt. Reiterin und Pferd kennen sich also schon seit zehn Jahren, und auch das sieht man.
Sie zeigten heute einen sehr harmonischen Ritt, bei dem es technisch im Grunde nichts zu bemängeln gab, und der ihnen am Ende Rang drei mit 72,080 Prozent bescherte. Die Stute hat in allen Lektionen den richtigen Ansatz, aber noch nicht die Kraft, um etwa die wunderbar gesetzten und taktmäßig abfußenden Piaffen mit der Selbstverständlichkeit vorzutragen, die es braucht, damit die Noten höher werden als 7. Doch das ist wohl nur eine Frage der Zeit.
Alles in allem gefielen die beiden nicht nur durch die Lektionssicherheit, sondern auch durch die sichere Anlehnung, Selbsthaltung und Balance, in der die Stute sich bewegte. Und wie Dr. Dietrich Plewa sagte: „Diese Lektionssicherheit und das absolute ,Auf-die-Reiterin-hören‘ ist das Ergebnis vertrauensbildender Maßnahmen.“
Matchball Vierter und verkauft
Eines dieser Pferde, die alles können, aber es in der Festhalle noch nicht abrufen konnten, war der Viertplatzierte, der zehnjährige Oldenburger Rappe Matchball v. Millennium, den Stefanie Wolf ausgebildet, dreimal im Finale der Weltmeisterschaften der jungen Dressurpferde und auch im Nürnberger Burg-Pokal präsentiert hat. Für sie sei er etwas ganz Besonderes, sagte sie im Vorfeld, nicht nur wegen seiner Qualität, sondern wegen seines „einzigartigen Charakters“: „Er bemüht sich immer, alles richtig zu machen.“ Das sah man dieses Wochenende.
In der Einlaufprüfung war Matchball noch sehr abgelenkt von der Umgebung. Heute war er schon mehr angekommen im Viereck der Festhalle. Der Anfang der Prüfung war einfach toll! Super ausdrucksvolle Trabverstärkungen und Traversalen, die Passagen energisch und kadenziert, die Piaffen viel besser, als noch am Freitag, insbesondere die zweite zeigte, was da drin steckt. Mit den Übergängen hatte der Rappe auch heute noch Probleme, aber es ließ sich alles abrufen. Leider häuften sich in der Galopptour einige ärgerliche Fehler wie Einerwechsel zwischen den Zweiern und weiteren Serienwechseln am Ende der Zick-Zack-Traversalen. Das kam die beiden teuer zu stehen, 70,580 Prozent wurden es unter dem Strich. Und von Dr. Dietrich Plewa die tröstenden Worte: „Das Pferd hat eine unheimlich hohe Grundqualität! Sowohl in den Piaffen als auch in den Pirouetten sieht man die Bereitschaft des Pferdes, Last aufzunehmen. Dazu hat das Pferd ganz tolle Grundgangarten. Heute waren einfach zu viele Fehler drin. Doch die Grundqualität steht meiner Meinung nicht infrage!“
Daran kann sich in Zukunft die Familie Rothenberger erfreuen. Wie Sönke Rothenberger gegenüber St.GEORG bestätigte, zieht Matchball demnächst um auf das Gestüt Erlenhof. Wer ihn dann in Zukunft reiten soll, ist noch nicht ganz klar. „Ich muss darüber nochmal mit meinem Vater sprechen, aber ich hoffe, ich!“, schmunzelte Sönke Rothenberger.
Seine ja ebenfalls inzwischen im großen Viereck angekommene Schwester Semmieke hat ja auch gerade erst ein neues Pferd bekommen, den zwölfjährigen KWPN-Wallach Farrington v. Jazz, der zunächst unter dem US-Reiter Michael Pineo auf Grand Prix-Niveau im Einsatz war und zuletzt mit dem Belgier Nico Nyssen im U25-Lager erfolgreich war.
Die weiteren Platzierten
Fünfter wurde der Österreicher Christian Reisch im Sattel eines der beiden Quaterhall-Nachkommen dieses Finales, dem zehnjährigen Qattani. Die beiden hatten die Prüfung heute eröffnet. Der Fuchs macht nichts falsch und man sieht, wie eifrig er sich bemüht. Allerdings zeigten sich heute mitunter noch Spannungstritte in der Piaffe-Passage-Tour und insgesamt wünschte man sich etwas mehr Geschmeidigkeit und Lockerheit. 69,220 Prozent gab es für das Paar.
Das vielleicht schönste Pferd der Prüfung belegte Rang sechs mit 68,670 Prozent: der ehemalige Bundeschampion Revenant v. Rock Forever unter Rudolf Widmann. Was den zehnjährigen Hengst ausmacht, fasste sein Reiter so zusammen: „Die Arbeitseinstellung und sein Liebsein.“ Die beiden präsentierten sich heute gelassener als in der Einlaufprüfung, aber noch nicht vollständig losgelassen. Das mag der Grund für die klar erkennbare Phasenverschiebung im versammelten Schritt gewesen sein. Wie Widmann schon sagte: Die Arbeitseinstellung von Revenant ist da! Er gibt alles in den versammelten Lektionen, aber es fehlt ihm noch etwas an Kraft. Doch Dietrich Plewa betonte: „Die Vorfreude kann groß sein, denn das Pferd bringt sehr viel Talent mit und auch die Ausstrahlung, die es braucht.“ Das ist übrigens kein Zufall, sondern das Ergebnis planvoller Zucht von Katharina Hadeler. Denn Revenants Mutter Seraphina v. Sir Donnerhall ist zugleich die Großmutter der überragenden 2022er Reitpferde-Bundeschampionesse Eivissa.
Rang sieben (68,5) ging an die Zweitplatzierten der Einlaufprüfung, Frederic Wandres und seinen „Prince Charming“, wie er ihn nennt, den hübschen Hochadel-Sohn Harrods. Die beiden hatten heute einen schlechten Tag erwischt. Schon die erste Traversale war eher Schenkelweichen mit Stellung nach links, statt Stellung und Biegung nach rechts und so ähnlich ging es weiter. Auch hörte man den Wallach immer wieder mit den Zähnen knirschen. Es war einfach nicht ihr Tag. „Gerade mit jungen Pferden kann das passieren“, tröstete Plewa. Wandres nahm es gelassen: „Ich weiß, was er zuhause kann und blicke daher positiv in die Zukunft, auch wenn wir es hier und heute nicht so zeigen konnten.“
Prince Charming, der Beiname passt auch zu dem Achtplatzierten, dem Fürstenball-Sohn Facilone von Marcus Hermes. Auch bei den beiden war ein bisschen der Wurm drin. Der Wallach zog nicht wirklich ans Gebiss heran und schien sich etwas festzuhalten, so dass sich einige Fehler einschlichen. „Ich habe versucht, die Fehler, die wir in der Einlaufprüfung gemacht haben, zu vermeiden. Das hat geklappt. Dafür hatten wir heute andere. Es war irgendwie nicht mein Wochenende resümierte Hermes nach seinem Ritt, für den es 65,660 Prozent gab.
Rang neun (65,280) ging an den Trakehner Cayenne mit Ralf Kornprobst im Sattel. Auch deren Prüfung war nicht 100prozentig spannungsfrei, aber Basis und Richtung stimmen. Dietrich Plewa subsummierte: „Man hat gemerkt, dass das Pferd schon gewartet hat auf die Lektionen, die es kennt. Aber die Piaffe lässt erkennen, dass er bereit ist, Last aufzunehmen. Das Pferd bringt alles mit. Man muss man nur sehen, dass man das mit mehr Gelassenheit ins Viereck bringt.“
Das gleiche Fazit wie bei Cayenne trifft auch auf Nina Kudernak und ihren Quaterhall-Sohn Queolito zu. Kudernak erhielt vielleicht den größten Applaus der Prüfung als Lokalmatadorin. Aber er war auch verdient. Es klappte nicht alles. Aber alles war im Ansatz gut und auch hier gilt: Basis und Richtung stimmen. Heute waren es nur 65,160 Prozent. Aber wie Dr. Dietrich Plewa sagte: „Das Pferd verrät eine wirklich gute, gute Grundausbildung! Die Kriterien der Skala der Ausbildung sieht man in allen Lektionen widergespiegelt. Wenngleich auch noch technische Fehler drin sind.“ Den versammelten Schritt hob er als Höhepunkt hervor und lobte die Trabverstärkungen „in mustergültiger Rahmenerweiterung“. Sein Fazit: „Hier sind viele Dinge, die nicht normal sind, weil sie den klassischen Kriterien guter Ausbildung entsprechen.“
Womit er sicher nicht gemeint hat, dass es eine Ausnahme ist, dass „viele Dinge“ den klassischen Kriterien guter Ausbildung entsprechen, sondern dass alles, was den Kriterien guter Ausbildung entspricht, überdurchschnittlich ist. Das hat sich in dieser Prüfung deutlich gezeigt.
Alle Ergebnisse finden Sie hier.
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