Ludger Beerbaum: „verständlich machen, wie tierfreundlich unser Sport bereits ist“

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Ludger Beerbaum (© LB Stables)

Zum Jahresende hat Springreiter und Unternehmer Ludger Beerbaum Journalisten vom SPIEGEL Rede und Antwort zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen gestanden. Anfang des Jahres war ihn in einem brisanten RTL-Beitrag vorgeworfen worden, seine Pferde tierschutzwidrig zu „barren“. Die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) und auch den Weltreiterverband (FEI) kritisiert Beerbaum in dem Interview scharf.

Den Vorwurf, er sei ein Tierquäler, lehnt Ludger Beerbaum in dem SPIEGEL-Interview entschieden ab. Er könne sich vorstellen, wie die bei RTL gezeigten Bilder auf nicht pferdeaffine Menschen wirken. Das sei dadurch zu begründen, dass die Menschen nicht verstehen könnten, „was da gerade vor sich geht“. Beim Touchieren gehe es gewiss nicht darum, dem Pferd Schmerzen zuzufügen, sondern lediglich um das Setzen von Impulsen. Beerbaum betont, er kümmere sich um seine Pferde und füge ihnen keine Schmerzen zu.

Ludger Beerbaum: Touchieren sei stets fachgerecht geschehen

In dem RTL-Beitrag zeigte die von Günter Wallraff eingeschleuste Praktikantin auf einer Art Dachboden auch Stangen mit Noppen und scharfen Kanten. Auf Nachfrage des SPIEGEL beteuert Beerbaum, diese seien zum Touchieren seiner Pferde nicht zum Einsatz gekommen. Stattdessen hätte man Stangen genutzt, die zum Touchieren erlaubt waren. Unklar bleibt, wieso die speziellen Stangen mit Noppen und scharfen Kanten auf dem Gelände Beerbaums existierten bzw. wem sie gehören.

Der Springreiter gibt zu, dass es schwierig war, diese Methode korrekt auszuführen. Deshalb akzeptiert er das Verbot des Touchierens.

Nur routinierte Pferde wurden touchiert

Die Methode ist bei Beerbaum laut eigener Aussage nur bei Pferden zum Einsatz gekommen, „die nach einer Ausbildung die nötige Routine hatten.“ Bei älteren Pferden könne die Aufmerksamkeit am Sprung stellenweise nachlassen, sodass „ein solches Pferd bei uns vielleicht einmal im Jahr touchiert“ wurde.

Ludger Beerbaum: Kritik an FN und FEI

Scharf kritisiert der Springreiter den nationalen und internationalen Reiterverband. Die FN lasse sich die Deutungshoheit über den Pferdesport zusehends von der Öffentlichkeit aus der Hand nehmen, ist der Eindruck von Ludger Beerbaum. Irgendwann werde die Gesellschaft jegliche Ausrüstung hinterfragen, daher müsse man „Flagge zeigen und erklären“. Die auf den RTL-Beitrag folgende Stellungnahme des FN-Generalsekretärs Soenke Lauterbach hätte sich Beerbaum „differenzierter und fachkundiger“ gewünscht. Die FEI mache es sich mit ihrer pauschalen Herangehensweise ebenso zu einfach, sagt der Springreiter. Das Disziplinarverfahren gegen Beerbaum laufe nach wie vor, ist für Beerbaum aber kein Grund zur Sorge.

„Pferdesport ist tierfreundlich“

Mit dem Argument, der Pferdesport sei aus der geschichtsträchtigen Beziehung zwischen Menschen und Pferden „übrig geblieben“, verteidigt Beerbaum die Daseinsberechtigung des Sports. Die gezielte Zucht bringe zudem Pferde hervor, die arbeiten wollen, die „nicht nur auf der Weide stehen wollen“. Viele Sportpferde kämen aus gutem Grund nicht im Herdenverbund auf die Weide: der Beschlag der Pferde und ihre Energie erhöhe die Gefahr von Verletzungen. Wichtiger ist für Beerbaum die Abwechslung und dass ein Pferd „richtig Pferd sein darf“.

Dass ein bisweilen von ihm benutztes Wort wie das „Nutztier“ Pferd in der Kritik steht, habe die heutzutage verbreitetere „Vermenschlichung der Tiere“ zur Ursache.

Ludger Beerbaum sieht keine Notwendigkeit darin, den Sport tierfreundlicher zu gestalten. Stattdessen müsse man „verständlich machen, wie tierfreundlich unser Sport bereits ist“, indem man zum Beispiel das Training der Öffentlichkeit besser zugänglich und verständlich mache. Er verteidigt den Einsatz von Zügel, Gebiss, Gerte und auch Sporen: „Nur mit einem Strick um den Hals können wir keinen Springwettbewerb und keine Dressur bestreiten.“ Die Ausrüstungsgegenstände würden dazu dienen, den Athleten Pferd zu formen und seien tiergerecht eingesetzt vertretbar.

Das ganze Interview finden Sie hier.

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Gloria Lucie AlterRedakteurin

Hat sich parallel zum Volontariat beim St.GEORG im Studium mit „Digital Journalism“ an der Hamburg Media School befasst. Als Redakteurin liefert sie Beiträge aus den unterschiedlichsten Bereichen, von Reitlehre bis zu Produktneuheiten. Ihre Erfahrungen aus Tätigkeiten bei privaten TV-Sendern in Köln ergänzen sich mit ihrer Kompetenz in Social Media und Videocontent.

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  1. Monika

    Money makes the world go round
    Zur Lektüre zum Thema sei der neue Spiegel 52\2022, online erschienen vor 2 Tagen, empfohlen, die das derzeitige Image des Reitsports in gewisser Weise widerspiegeln. Die Wortwahl spricht bereits Bände. Die Beiträge sind übertitelt mit:

    Reitsport: Investoren drängen in die Pferdeindustrie – https://www.spiegel.de › Sport
    Der Handel mit Pferden ist ein Milliardenmarkt. Deutschlands Züchter sind weltweit hoch angesehen. Aber der Konkurrenzkampf wird immer härter.

    Tierschützer kritisieren, dass Hochleistungssport mit Pferden generell nicht tiergerecht sei. Es gibt den Vorwurf, die Tiere dienten … Ludger Beerbaum über Tierquäler-Vorwürfe: »Meine Stute ist nicht unglücklicher als ein Freizeitpferd.https://www.spiegel.de › Sport

  2. K. Fechtmann

    Ich bin wie immer entsetzt über das Schwarz-Weiß-Denken. Keiner verlangt, dass Pferd und Reiter nur mit einem Halsring ausgestattet ihre schweren Prüfungen bestreiten sollen. Darum geht es nicht. Es geht um Verantwortung. Es geht darum, ob Entscheidungen mit allen Konsequenzen für den Sportpartner Pferd und sein Wohlergehen oder für die Aussicht auf Geld/Ruhm/Anerkennung getroffen werden.
    Und leider zeigen Aktionen wie das Barren, blaue Zungen am Abreiteplatz, Doping, verkrampfte marionettenhafte Bewegungen, Sportpferde, die mit 17 auf Rente gehen, Gesten, wie ein verständnisloses Kopfschütteln, weil aufgrund von Blut am Maul abgeklingelt wurde, oder Wutausbrüche, die am Pferd ausgelassen werden, dass in jedem dieser Fälle die Entscheidung eben nicht für das Pferd getroffen wurde. Es werden ganz bewusst negative Konsequenzen, die ausschließlich das Wohlergehen des Pferdes in unterschiedlichem Maße beeinträchtigen, hingenommen und gegenüber der Öffentlichkeit (womöglich auch gegenüber sich selbst) mit fadenscheinigen Argumenten legitimiert, damit das Gewissen schweigt.


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