Ingrid Klimkes Hale Bob wird beim CHIO Aachen verabschiedet

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So wird Bobby einem in Erinnerung bleiben: die Ohren gespitzt, die Beine weg und pfeilschnell. (© Pauline von Hardenberg)

Der Samstag beim CHIO Aachen soll den würdigen Rahmen für die Verabschiedung eines wirklich ganz besonderen Pferdes bieten: Ingrid Klimkes Hale Bob, oder besser „Bobby“.

An SAP Hale Bob OLDs Box hängt – neben dem Schild mit diesem Namen, unter dem er im Sport Karriere gemacht hat, auch wenn er zuhause immer einfach „Bobby“ war – der Spruch: „Alle sagten: Das geht nicht. Dann kam einer, der wusste das nicht, und der hat’s einfach gemacht.“ So kann man die Karriere des inzwischen 19-jährigen Oldenburgers treffend zusammenfassen.

Dass er eines Tages zweifacher Einzeleuropameister, Olympia- und WM-Medaillengewinner werden würde, war jedenfalls noch nicht abzusehen, als er fünfjährig zu Ingrid Klimke in den Stall kam. Aber da er wie Klimkes ehemaliges Erfolgspferd Seacookie ein Helikon xx-Sohn ist, weckte er das Interesse der Reitmeisterin. Unrittig und stur sei er gewesen, die Dressur nicht seine Stärke. Auch die Überlegung, ihn zu verkaufen, stand im Raum. Gut, dass das nicht passiert ist!

Erfolge

Denn Bobby entwickelte sich zu einem der erfolgreichsten Buschpferde, die Deutschland je hatte. Als Ingrid Klimke ihren Mannschaftsolympiasieger Butts Abraxxas aus dem Sport nahm, stand Bobby bereit, um in seine Hufspuren zu treten – mit dem Vorteil, dass er im Gegensatz zu Braxxi ein ausgesprochen sicherer Springer war. Und damit auch ein Kandidat für Einzelmedaillen, nachdem sich die Dressur bei ihm zu einer ausgesprochenen Stärke entwickelt hatte und er im Gelände sowieso eine Bank war.

Das erste Championat für Ingrid Klimke und Hale Bob waren die Europameisterschaften 2015 in Blair Castle, wo sie Mannschaftsgold holten und Fünfte der Einzelwertung wurden. 2016 gehörten sie zum Olympiaaufgebot in Rio de Janeiro und holten Teamsilber. Im Jahr darauf erfüllte Hale Bob seiner Reiterin dann einen großen Traum bei der EM in Strzegom: den ersten Einzeltitel.

Fast wären die beiden 2018 auch Weltmeister geworden. Sie lagen in Führung vor dem Abschlussspringen. Und auch noch bis zum letzten Hindernis des Parcours. Aber hier fiel die Stange und damit auch die Goldmedaille in den Sand. Trotzdem: Bronze.

Dann die Europameisterschaften 2019 in Luhmühlen: Doppelgold! Die letzte Medaille für das Paar gab es 2021 in Avenches. Mit seinen damals ja schon 17 Jahren hatte Bobby als Fünfter der Gesamtwertung den zweitgrößten Anteil an der Silbermedaille der Deutschen hinter den übermächtigen Briten.

Neben den Championatsmedaillen bescherte Bobby seiner Reiterin auch ihren ersten Vier- bzw. heute Fünf-Sterne-Sieg: 2014 in Pau. 70 internationale Vielseitigkeitsprüfungen ist Hale Bob im Laufe seiner Sportkarriere für den Stall Klimke gegangen. Nur achtmal war er dabei nicht ohne Hindernisfehler ins Ziel gekommen.

Das letzte Turnier

2022, WM-Jahr, Nationenpreisturnier in Pratoni Del Vivaro, Generalprobe für Athleten wie Veranstalter für die Weltmeisterschaften wenige Monate später. Ingrid Klimke und der 18-jährige Routinier Hale Bob sollten die „Pathfinder“ fürs Team machen. Doch etwa auf der Hälfte der Strecke, nach dem Wasserkomplex der Hindernisse 13/14, sprang Ingrid Klimke vom Pferd. Bobby lahmte. Und zwar stark. Später dann die Diagnose: Sehnenabriss. Das Ende der sportlichen Karriere dieses Pferdes, dem bei jeder Geländerunde die reine Freude an diesem Jump and Run-Spiel ins Gesicht geschrieben stand.

Abschied in Aachen

Nun soll Bobby in der Aachener Soers, dort wo er zweimal siegreich war, vor der Siegerehrung der Vielseitigkeit am Samstag ein letztes Mal vor großem Publikum auftreten. Das berichtet Ingrid Klimke in der Instagram-Story der Persönlichen Mitglieder (PM) der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

Ingrid Klimke sagt: „Gott sei Dank, jetzt ein Jahr später, ist es wirklich richtig gut geworden. Aber es dauert nicht mehr lange glaube ich, dann kann er mit seinen Freunden weiterhin auf der großen Wiese laufen.“

Die Initiative, Bobby im Rahmen des CHIO zu verabschieden, sei von den Aachenern ausgegangen. „Die wollten ja eigentlich letztes Jahr schon verabschieden. Aber letztes Jahr sah er nicht gut aus, und uns war auch nicht danach. Das war erst im Mai und dann waren wir irgendwie doch noch so … weil das Erlebnis natürlich doch schon echt furchtbar war, wenn man mitten in der Prüfung feststellt, er steht auf drei Beinen und dann die Ungewissheit und bis wir ihn dann hier hatten … Da haben wir gesagt, ne, das passt nicht. Aber jetzt sieht er so blendend aus und läuft auch wirklich gut, so dass wir gesagt haben Samstag vor der Siegerehrung werden wir den Bobby noch einmal reinführen und dann kriegt er noch eine kleine Verabschiedung.“

Wobei es in dem Umfeld dann wohl doch eine größere Verabschiedung wird. Verdient hat er sie allemal!

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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