Ein Hut wie ein Eimer, schokolierte Beerentörtchen und Erinnerungen an das letzte Jahrhuhndert – der Freitag in Aachen durch die (Sonnen-)Brille von St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer.
Heute morgen mussten wir erstmal einen Hut für Laura kaufen. Die Sonne scheint den ganzen Tag in der Soers, da braucht man/frau irgendwas auf dem Kopf, damit am Ende nicht ein Sonnenstich das Hirn erweicht. Das braucht Laura unbedingt noch, weil sie uns unablässig mit den neuesten Meldungen versorgt, über die FN-Website, Social Media-Kanäle oder direkt per Whatsapp. Die Anfrage als Hut-Beraterin fand ich natürlich höchst schmeichelhaft, Laura hielt mich wohl für fachlich kompetent, denn ich liebe Hüte, vor allem, wenn es nicht mehr für den Friseur gereicht hat. Bunte Strohhüte stapelten sich heute in der Soers vor vielen Ständen, in den Trendfarben weiß, hellblau, pink, gelb und orange. Laura entschied sich für einen blauen „Bucket Hat“, wie die Form heißt, die zurzeit angesagt ist. Wie der Name schon sagt, ist der Hut einem kleinen Eimer nicht unähnlich, schmückt aber ungemein.
Nicht ohne mein Navi
Vormittags bin ich einmal die Geländestrecke für morgen abgelaufen auf den Wiesen rund um die Soers. Diesmal beginnt es rechtsherum, einige neue Hindernisse hat Parcourschef Rüdiger Schwarz sich ausgedacht, viele bekannte in neuen Kontext gestellt. Da auch die Hinderniskomplexe der Vierspänner-Marathonfahrt schon aufgebaut sind, jedesmal ein Haufen Holz, findet man bei einigen Hindernissen ohne Navi nicht wieder raus. Die Aachen-Formel für den Vielseitigkeits-Nationenpreis – Dressur und Springen an einem Tag, am nächsten Tag das Gelände, der Führende als letzter – hat sich bewährt, ist spannend bis zum Schluss. Leider hat sie sich auf gehobenem internationalem Niveau nicht so durchgesetzt, wie mal erhofft.
Coole Oma
Der neunjährige Luca wird sich an den Tag heute in Aachen lange erinnern. Seine Großmutter, unsere St.GEORG-Vierspänner-Expertin Christine, nahm ihn mit ins Fahrerlager, wo sich der Techniker des australischen Fahr-Stars Boyd Excell eine halbe Stunde Zeit nahm, um ihm alle Raffinessen der Kutschen zu erklären, besonders des Geländewagens mit seiner ausgeklügelten Konstruktion. Luca, Sohn eines Spediteurs, ist quasi vom Fach und war völlig fasziniert. „Coole Oma“, sagte der Knirps am Ende, „die darf hier überall hin.“
Stimmt, wir Medienvertreter haben ungehinderten Zugang zu vielen Bereichen, die „normalen“ Zuschauern verschlossen sind, aber wir müssen ja auch Tag und Nacht recherchieren, so ein Reporterleben ist hart.
Zwischendurch stärken wir uns im Rider‘s Club, wo wir großzügig bewirtet werden. Also vielen Dank ALRV! Noch ist die Nachtisch-Ecke im ersten Stocke des VIP-Palastes ein Geheimtipp, dort gibt es Kuchen und Küchlein, verziert mit frischen Erd-, Brom-, und Himbeeren, ständig frisch nachfabriziert. Und die Kellner, die uns den Kaffee bringen sind so aufmerksam und nett, als hätten sie gerade in London ein Butler-Seminar absolviert (so was gibt’s wirklich). Selbst die grünen Haribo-Frösche schmecken irgendwie edler, wenn man sie nicht in eine Papiertüte schaufelt, sondern zierlich-manierlich mit einer filigranen Zange in ein Schüsselchen füllt.
Plauderei auf der Rentnerbank
Von den Bänken am Rande des Abreiteplatzes hat man einen guten Blick auf das Training und einen noch besseren auf die Promis und ihre Begleitung. Modehit anscheinend in diesem Jahr sind bunt gemusterte Ganz-Körperanzüge. Wer’s tragen kann, bei der sieht es toll aus.
Auf einer dieser „Rentnerbänke“ traf ich Hauke Schmidt und seine Frau. Mit der Schimmelstute Arabella hat der Schwabe einst hier in Aachen geglänzt, danach auf vielen internationalen Turnieren die Parcours gebaut. Auf der Bank daneben saß Ex-Spiegelchef Stefan Aust, bekennender Pferdefreund und erfolgreicher Züchter, neben Achaz von Buchwald, der hier in der Soers so manche gute Runde gedreht hat. Inzwischen widmet er sich der Laufbahn seiner Enkel, vier Mädchen und ein Junge. Überflüssig zu erwähnen, dass vor allem die Mädchen reiten wollen und der zwölfjährige Magnus lieber Fußball spielt. Bei dem Namen!
Magnus von Buchwald war eine der Springreitergrößen, konkurrierte hier in den 1950er-Jahren mit Hans Günter Winkler und Fritz Tiedemann um Schleifen. Der Holsteiner Gutsbesitzer war ein echter Amateur, sein Fuchs Jaspis eines der besten Pferde seiner Zeit. Sorry, das war jetzt mal ein Ausflug in die hippologische Vorgeschichte.
Das war gestern, die Generation von morgen steht schon in den Startlöchern. Die jungen Leute haben auch in der Soers ihre Prüfungen und wer dafür noch zu jung ist, schnuppert schon mal ein bisschen Soers-Luft, wie Brianne Beerbaum, die mit ihren Eltern Meredith und Markus zur Media Night erschien. Meredith wie immer todschick in einer hellblauen Wolke, Brianne in feschen Lederleggings mit Blumendekor. Das Beste: „Brianne hat sich für die Europameisterschaft Children qualifiziert“, raunte Meredith mir zu. Es geht immer weiter, wie schön!
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