Firlefranz und Ingrid Klimke gewinnen auf Gestüt Birkhof Louisdor Preis-Finalqualifikation

Von
Ingrid Klimke Firlefranz Louisdor Preis Quali Gestüt Birkhof 2023 Doris Matthaes

Ingrid Klimke und Equitanas Firlefranz gewannen auf dem Gestüt Birkhof die Qualifikation zum Louisdor Preis-Finale 2023 (© Gestüt Birkhof /Doris Matthaes)

Auch wenn das Wetter heute herausfordernd war auf dem Gestüt Birkhof, gab es ein hochklassiges Feld bei der Louisdor Preis-Qualifikation. Ingrid Klimke und Yara Reichert trotzten den Naturgewalten am erfolgreichsten.

Beim Dressurfestival auf dem Gestüt Birkhof ging es am Sonntagmittag nach dem traditionellen Fohlenchampionat um die Qualifikation zum Louisdor Preis-Finale. Bereits in der Qualifikation am Vortag hatte Reitmeisterin Ingrid Klimke sich mit dem Fuchs Firlefranz durchgesetzt. Da hatte die Sonne noch über dem Gestüt zwischen Stuttgart und Ulm geschienen, sodass die lehrbuchhaften Serienwechsel des Paares aus Münster schon allein deshalb in ein besonderes Licht getaucht wurden. (Die Ergebnisse vom Samstag finden Sie hier).

Das Feld in der Lousidor Preis Qualifikation auf dem Birkhof war nicht nur voller „Big Names“ – auf Reiter- wie auf Pferdeseite – es war auch entsprechend hochklassig, attestierte Richter Dr. Dietrich Plewa. „Im Schnitt war die Grundqualität des Starterfeldes noch nie so hoch. Wir haben ein paar Pferde gesehen, wo man sich vorstellen kann, dass sie sich im internationalen Sport etablieren können und das relativ weit vorne“.

Louisdor Preis im Auge des Sturms auf dem Birkhof

Ingrid Klimke und ihr zehnjährigen Westfale Firlefranz, Vorname Equitana, wurden von Petrus heute herausgefordert. Zu deutlich Windböen gesellte sich auch noch Wasser von oben. Aber der Franziskus-Sohn zog dennoch seine Runde. Während in der Piaffe und in den Übergängen noch Luft nach oben war, gelangen die geschmeidigen Trabtraversalen links und rechts der Mittellinie so, dass man den Wind vergessen konnte. Im Galopp reihte sich dann ein Höhepunkt an den anderen. Bemerkenswert, wie sicher und gerade Firlefranz beispielsweise die Serienwechsel sprang. „Zu Beginn zeigte sich Firlefranz heute sichtlich beeindruckt von der Umgebung und den Schirmen. Nach und nach hat er immer besser in die Prüfung gefunden und in der Galopptour konnte ich voll auf Risiko reiten“, erläuterte die hochzufriedene Ingrid Klimke nach dem Ritt beim Louisdor Preis auf dem Birkhof.

75,851 Prozent leuchtete als Ergebnis auf. Das war der Sieg in der Prüfung, gleichbedeutend mit dem Qualifikationsticket für das Finale in der Frankfurter Festhalle. Für die Olympiasiegerin war Turnier auf dem Gestüt Birkhof ein Premiere. „Ich bin zum ersten Mal hier auf dem Turnier in Donzdorf und habe gleich bei meiner Ankunft bemerkt, was ich im vergangenen Jahr verpasst habe. Das Turnier ist wunderbar und bestens organisiert, der Prüfungsplatz klasse und auch die Stimmung ist einfach toll“, war ihr Fazit. Mit dem Gestüt verbindet sie noch etwas: Hier hat der Vollblüter Heraldik xx gedeckt, der Vater von Ingrid Klimkes unvergessenen Mannschafts-Olympiasieger Butts Abraxxas, „Braxxi“.

Übrigens: Mit Klimkes Tochter Greta Busacker war Firlefranz 2022 noch Teilnehmer der Deutschen Meisterschaften der Jungen Reiter und in diesem Jahr vorne mit dabei beim Preis der Besten. Ein echtes Familienpferd also. Passend zum Sponsor des Westfalen, die Equitana. Die Weltmesse des Pferdesports ist ja auch etwas für die ganze Familie.

Trotz Handicap qualifiziert

Platz zwei und damit ebenfalls ein „Daumen hoch“ für die Finalteilnahme gab es für Yara Reichert und Springbank II (74,426 Prozent). Der ehemalige Finalist der Weltmeisterschaft junger Dressurpferde ist gerade erst neun Jahre jung, zeigte sich den Grand Prix-Anforderungen schon in vielerlei Hinsicht gewachsen. Den Piaffen – gut in der Anlage, mit gesenkter Kruppe und ausdrucksstark im Vorderbein – hätte man noch ein paar Tritte mehr gewünscht und in den Serienwechseln fehlte noch die letzte Balance. Aber in allem, was nach vorwärts geht und auch in den kadenzierten Passagen, stellte der schwedische Hengst sein Talent unter Beweis.

Für Reichert, die einen schweren Unfall hatte beim Verladen eines Pferdes und die zu Pferd derzeit besser unterwegs ist als zu Fuß, ist es das zweite qualifizierte Pferd fürs Louidor Preis Finale 2023. In Wiesbaden konnte sie sich mit dem neunjährigen Vitalis-Sohn Valverde den Startplatz für Frankfurt sichern. Wie Valverde, einst Siegerhengst in Westfalen, stammt auch Springbank II aus dem Angebot des internationalen Dressurpferdehändlers Andreas Helgstrand.

Raphis Navi ist falsch eingestellt

Dass auch ein Routinier bei Wind und Wetter mal durcheinander kommen kann, zeigte Raphael Netz. Der U25-Europameister von 2022 bog zu Beginn der Prüfung zu früh auf die Mittellinie ab und setzte zu den Traversalverschiebungen an. Das gab Abzüge wegen Verreitens. Ein kleiner Trost: Als die Traversalen dann gefordert waren, gelangen sie dem Duo aus Aubenhausen außerordentlich gut. Geschmeidig und sicher in Stellung und Biegung. Der zehnjährige Württemberger Dieudonné ist ein hocheleganter Sohn des Dante Weltino, der in der Passage mit viel Abdruck vom Boden kommt und auch Aushaltemoment in der freien Schwebe „satt“ zeigt. Die Piaffen waren heute in der Louisdor Preis-Qualifikation auf dem Birkhof von unterschiedlicher Qualität noch nicht immer ganz ausbalanciert. In der Galopptour fehlte stellenweise die letzte innere Ruhe. 72,638 Prozent bedeuteten Platz drei vor Lisa Müller mit Gut Wettlkam’s Mondrian v. Millennium (72,468 Prozent). Der Wallach ist eine wahre „Pi-Pa-Maschine“ mit beeindruckendem Talent für die Übergänge. Müller legte die Piaffen bewusst noch im Vorwärts an. Fehler auf beiden Diagonalen in den Serienwechseln drückten das Ergebnis.

Louisdor Preis Qualifikation lässt „Benni“ nicht  im Regen stehen, aber reiten

Fünfter wurde „Raphies“ Chef Benjamin Werndl. Wenn es denn so ist, dass die Engel manchmal vor Glück weinen, dann muss das während des Ritts des Mannschafts-Bronzemedaillengewinner der letztjährigen WM der Fall gewesen sein. Es schüttete, der Rheinländer Discover (72,426 Prozent) zeigte sich aber davon relativ unbeeindruckt. In der Piaffe-Arbeit hat sich der Fuchs verbessert, in puncto Grundgangarten zählt er sicherlich zu den von Dr. Dietrich Plewa erwähnten Pferden mit internationaler Perspektive.

Die Siegerin Ingrid Klimke nimmt ein Pferd mit vom Birkhof, eines aus Holz. Damit hat sie schon Erfahrung. Denn schon im vergangenen Jahr hatte sie als Siegerin im Prix St. Georges auf dem Gut Ising diesen besonderen Ehrenpreis erhalten. Es ist eines jener Pferde, die im Rahmen der Initiative „Pferde für unsere Kinder“, die Birkhof Chef Thomas Casper maßgeblich mit aus der Taufe gehoben hat, in Kindergärten das Interesse für Pferde anfachen und damit auch einen Beitrag zur Erhaltung des Pferdes für zukünftige Generationen leisten soll.

Eine Quali steht noch aus

80 Prozent der Qualifikationsturniere für das Finale im Louisdor Preis 2023 im Rahmen des Internationales Festhallen-Reitturniers in Frankfurt (14.-17. Dezember) sind nun abgeschlossen. Die letzte Möglichkeit, zwei Tickets zu ergattern, besteht auf dem Turnier in Guxhagen (05. – 08. Oktober).

Die Ergebnisse der Louisdor Preis-Finalqualifikation auf dem Gestüt Birkhof 2023 finden Sie hier.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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