Gehirntumor von Olympiasieger Eric Lamaze war nur vorgetäuscht

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Eric Lamaze (CAN) (© Pauline von Hardenberg)

Die Nachricht im Jahr 2017, dass der Olympiasieger der Springreiter von 2008, Eric Lamaze, an einem Gehirntumor erkrankt ist, war ein Schock. Immer wieder nahm er Auszeiten wegen anstehender Behandlung. Nun hat sich herausgestellt: Lamaze hat gar keinen Tumor.

Das berichten kanadische Medien. Sie berufen sich auf den Ontario Superior Court of Justice. Der habe festgestellt, dass Lamaze gefälschte medizinische Unterlagen vorgelegt hat, um sich in einem seit 13 Jahren andauernden Rechtsstreit zu verteidigen.

Darin geht es um einen Pferdehandel. Im Jahr 2010 hatte die Iron Horse Farm Inc. Lamaze vor Gericht gebracht, weil er angeblich drei Pferde verkauft hat, die nicht der erwarteten Qualität entsprachen. Lamaze stritt das ab. Es ging um 500.000 Dollar.

Die Verhandlungen zogen sich so in die Länge, weil Lamazes Anwalt Tim Danson immer wieder Lamazes Gesundheitszustand benutzte, um Verzögerungen zu provozieren. Zu Tage kam das Ganze nun, weil es Ungereimtheiten in den angeblichen Beweisen von Lamazes Krankheit gab. So habe er bei einem Antrag auf eine Verlegung des Verfahrens vom 12. Juli dieses Jahres eine eidesstattliche Versicherung eines anderen Anwalts aus seiner Kanzlei vorgelegt, in der stand, dass der Tumor auf Lamazes Kehle übergegriffen habe. Es gab keine medizinischen Unterlagen dazu, aber Fotos von einem infolge einer Operation entstellten Eric Lamaze.

Der gegnerische Anwalt hatte Zweifel an der Richtigkeit der Behauptungen. So sei einer der vorgelegten medizinischen Berichte von einem Neurochirurgen an einer Klinik in Brüssel verfasst worden, der auf der Website zwar existiert, aber dessen Name anders geschrieben wird. Auch sei der Bericht in Niederländisch gewesen, der Arzt spricht aber nur Französisch, Englisch und Arabisch.

Das Gericht fand diesen wie auch andere vorgelegten Dokumente ähnlich fragwürdig und wies Danson an, aktuelle Berichte vorzulegen. Ein entsprechendes Schreiben, das Lamazes Gebrechen auflistet, wurde am 9. August vorgelegt.

Am 11. August legte der Anwalt der Gegenpartei den Bericht eines Privatdetektivs vor, der mit dem Arzt der Klinik in Brüssel gesprochen hat. Der bestätigte, dass die Unterschrift unter dem Bericht nicht seine sei und verwies an die Rechtsabteilung des Krankenhauses. Dort gab man eine schriftliche Erklärung, dass die Unterlagen gefälscht sind.

Danson beantragte am 28. August seine Entlassung als Anwalt von Lamaze. Die Kommunikation zwischen den Anwälten und ihrem Klienten sei gestört. Es bestehe ein Interessenskonflikt.

Am 5. September gab es einen weiteren Gerichtstermin. Dort sagte Danson, dass „Eric sehr krank ist, aber vielleicht keinen Krebs hat“. Eric Lamaze hatte versucht, eine Vertagung des Termins zu beantragen. Doch der wurde abgelehnt. Begründung des Richters:

„Herr Lamaze hat versucht, das Gericht zu betrügen, indem er drei gefälschte Briefe einreichte, die fälschlicherweise vorgeben, medizinische Berichte über den schlechten Gesundheitszustand von Herrn Lamaze zu sein. Als ob dieser Betrug nicht schon ungeheuerlich genug wäre, habe Herr Lamaze auch noch Krebs im Endstadium vorgetäuscht, was eine Beleidigung für alle sei, die an dieser gefürchteten Krankheit litten. Er habe dies nur getan, um einem „Tag der Abrechnung“ in einem Verfahren zu entgehen, das vor mehr als zehn Jahren eingeleitet wurde, aber noch nicht verhandelt worden ist.“

Lamaze wurde zur Zahlung von 32.400 Dollar verklagt, die die Kosten der gegnerischen Partei decken sollen. Die Zahlungsfrist endet am 29. September und bis zum 9. Oktober muss Lamaze einen Anwalt finden. Passiert das nicht, bestätigt er die Vorwürfe durch Versäumnis. Iron Horse muss dann allerdings noch die Höhe des entstandenen Schadens nachweisen.

Laut der kanadischen Website horsesport.com, die diese Geschichte zuerst veröffentlicht hatte, ist dies nicht das einzige Verfahren wegen Betrugs beim Pferdehandel, das aktuell gegen Lamaze läuft. Die Rede ist von mindestens drei weiteren. Lamaze wurde kontaktiert, habe aber abgelehnt, einen Kommentar abzugeben.

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Dominique WehrmannRedakteurin

Studierte Politologin, seit 2006 bei St.GEORG. Als Jugendliche Dressurtraining bei Hans-Georg Gerlach, Michael Settertobulte und Reitmeister Hubertus Schmidt und das auf einem selbstgezüchteten Pferd. Verantwortet die Bereiche Spitzensport und Pferdezucht. Im Presseteam des CHIO Aachen und der Pferdemesse Equitana, hat für den NDR im Fernsehen kommentiert.

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