Flohsamenschalen fürs Pferd: gute Hilfe gegen Sandkolik

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Fressen Pferde ihr Heu vom Paddock-Boden, können sie dabei auch Sand oder Erde mit aufnehmen. Flohsamenschalen fürs Pferd sollen die Gefahr einer Sandkolik reduzieren. (© www.slawik.com)

Zur Paddockzeit und bei kargen Weiden häuft sich das Problem: Pferde nehmen Sand auf, der sich im Darm anreichert und den sie nicht mehr los werden. Während manche Pferde ihn einfach ausscheiden, sammelt er sich bei anderen an und bereitet Probleme. Flohsamenschalen fürs Pferd helfen, den Sand aus dem Darm zu transportieren

Heu, das auf dem Winterpaddock vom Boden gefüttert wird, oder ein paar Grashalme am Rand des Sandpaddocks, die unbedingt gefressen werden müssen – immer wieder nehmen Pferde ungewollt Sand auf. Dieser kann sich im Darm ablagern, eine Kolik droht. Eingeschränkte Darmbewegungen, vermehrte Gasbildung und eine schlechtere Nährstoffverwertung gehen mit Sandansammlungen einher. Zudem wirkt der feine Sand wie Schmirgelpapier im Darm und führt zu Durchfall oder auch Blutungen. In Tierkliniken werden oft Flohsamenschalen zum Abtransport des Sandes eingesetzt und auch für zuhause gibt es zum Füttern Flohsamenschalen fürs Pferd.

Symptome Sandkolik: Das Problem rechtzeitig erkennen

Eine Handvoll Pferdeäpfel in ein Glasgefäß mit Wasser geben, gut umrühren und dann warten, ob sich Sand am Boden des Gefäßes absetzt. Dieser unter Fachleuten genannte Sedimentationstest soll zeigen, ob ein Pferd im Darm Sand hat. Funktioniert allerdings nicht zuverlässig, sagen finnische Forscher der Universität Helsinki, die die Studie „Owner-Reported Clinical Signs and Management-Related Factors in Horses Radiographed for Intestinal Sand Accumulation“ verfasst haben. Denn manche Pferde scheiden den Sand einfach aus, ohne dass etwas davon im Darm zurückbleibt. Nachweisen ließe sich der Sand im Darm nur mit Ultraschall. Aber wie können Pferdebesitzer dann erkennen, ob ihr Pferd eventuell Sand im Darm hat?

Die Frage, wie Pferdebesitzer die Gefahr einer Sandkolik rechtzeitig bemerken, beschäftigte die Wissenschaftler und sie starteten (im Jahr 2019) eine Online-Umfrage unter Pferdebesitzern, deren Pferde per Ultraschall auf Ansammlungen von Sand im Darm untersucht worden waren. 447 auswertbare Fragebögen erhielten die Forscher zurück. Die größten Sandmengen wurden bei den Pferden entdeckt, bei denen die Besitzer sowohl Koliksymptome als auch einen Leistungsabfall bemerkt hatten. Auf den zweiten Platz landeten die Pferde, die Bauchschmerzen in Kombination mit Durchfall oder einer Überempfindlichkeit beim Berühren des Bauches hatten.

Eine Sandkolik vermeiden

Um zunächst einmal die Aufnahme von Sand und damit das Risiko einer Sandkolik zu reduzieren, sollte man sich die Haltung des Pferdes genau ansehen und gegebenenfalls nachbessern: auf trockenen, sauberen Plätzen füttern, genug sauberes (nicht zu tief geschnittenes) Heu anbieten, Weiden nicht zu tief abgrasen lassen. Hat das Pferd bereits Sand im Darm, helfen Flohsamenschalen fürs Pferd.

Was sind Flohsamenschalen?

Flohsamenschalen stammen von einer Wegerich-Pflanze (Plantagao ovata) ab und werden vor allem in Indien und Pakistan angebaut. Ihren Namen haben die Samen dabei nicht von ungefähr: Wenn die Samen reif sind und aus den Schoten springen, sieht es aus, als ob Flöhe von der Pflanze hüpfen.

Wie wirken Flohsamenschalen fürs Pferd?

Flohsamenschalen sind ballaststoffreich und können sehr viel Wasser binden. Dadurch nehmen sie im Darm des Pferdes Flüssigkeit auf und werden zu einer schleimigen, gelartigen Masse. Das große Volumen des aufgequollenen Breis regt die Verdauung an. Die Schleimstoffe schützen die Magen- und Darmwand und der Sand, der sich im Darm angesammelt hat, wird von dieser Masse aufgenommen und weitertransportiert, bis er ausgeschieden wird.

In einer Studie der University of California zeigte sich ein weiterer Vorteil der Fütterung von Flohsamenschalen fürs Pferd: Die Bakterienzusammensetzung im Darm, umgangssprachlich Darmflora genannt, wurde durch dieses Zusatzfutter positiv beeinflusst, weil es viele Ballaststoffe enthält.

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Flohsamenschalen fürs Pferd: Sie helfen, Sand im Darm abzutransportieren. (© picture alliance)

Flohsamen und Flohsamenschalen – was ist der Unterschied?

Auf dem Markt gibt es sowohl Flohsamen als auch Flohsamenschalen fürs Pferd. Beide unterscheiden sich in ihren Inhaltsstoffen und damit auch darin, für welche Pferde sie sich eignen und wie sie verfüttert werden müssen.

Flohsamen fürs Pferd

Flohsamen sind im Vergleich zu Flohsamenschalen ölhaltiger und energiereicher, dafür binden sie weniger Wasser. Da sie nicht so stark aufquellen, muss man sie vor dem Füttern nicht einweichen. Man kann sie trocken oder nass füttern. Aufgrund ihres hohen Energiegehalts eignen sie sich weniger für übergewichtige und stoffwechselkranke Pferde.

Flohsamenschalen fürs Pferd

Flohsamenschalen sind nur die äußere Hülle der Flohsamen. Diese können viel Wasser binden. Man muss sie daher vor dem Verfüttern einweichen, sonst entziehen sie dem Körper zu viel Flüssigkeit.

Wie sollte man Flohsamenschalen füttern?

Da Flohsamenschalen so viel Wasser binden, müssen sie vor dem Verfüttern auf jeden Fall in Wasser eingeweicht werden. Die Hersteller geben auf ihren Fütterungsempfehlungen an, wie viel Wasser für wie viel Gramm Flohsamenschalen nötig ist. Nach etwa 30 Minuten sind die Flohsamenschalen fürs Pferd egut aufgequollen. Wenn sie eine gelartige Konsistenz haben, ähnlich wie Kleister, sind sie richtig. Da die Flohsamenschalen dem Pferd immer noch Wasser entziehen, muss beim Verfüttern darauf geachtet werden, dass das Pferd genug saufen kann. Hilfreich ist, wenn man die Flohsamenschalen zusammen mit recht flüssigem Mash verfüttert.

Einige Mash-Sorten sowie auch andere Zusatzfutter enthalten kleinere Mengen an Flohsamenschalen, so dass diese auch dauerhaft verfüttert werden können. Wenn das Risiko einer Sandkolik besteht, kann man die Schalen auch als Kur in einer höheren Dosierung pur verfüttern (Packungsangabe beachten).

 

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Kerstin WackermannRedakteurin

Die Redakteurin hinter den großen Ratgeberthemen. Expertin für Pferdemedizin, von Atemweg bis Zysten. Gut vernetzt mit Tierärztinnen und Tierärzten, Universitäten, Hochschulen, Experten und Sachverständigen ist sie die Fachjournalistin, die sich auch seit mehr als 20 Jahren beim St.GEORG mit Pferdehaltungsthemen intensiv auseinandergesetzt und dazu recherchiert hat.

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