Oldenburger Körung 2024 Dressur: Hannoveraner wird Siegerhengst und kostet 720.000 Euro

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Siegerhengst v. Von und Zu

Bei der Oldenburger Körung 2024 Dressur wurde ein Hannoveraner v. Von und Zu Siegerhengst und für 720.000 Euro nach Schweden verkauft. Jetzt legte Verbier die besten Kurzveranlagungsprüfung ab. (© OLDArt)

Bei der Oldenburger Körung 2024 Dressur wurden 22 Hengste gekört. Ins Prämienlot gelangten sechs Hengste. Als Sieger wurde ein Sohn des Von und Zu herausgestellt. Der bewegungsstarke Braune stellt ein Novum in der OIdenburger Zuchtgeschichte dar: Er ist ein Hannoveraner. Für 720.000 Euro wurde er nach Schweden verkauft.

Erstmals waren anlässlich der Oldenburger Körung 2024 Dressur auch Hengste zur Prämierung zugelassen, die nicht beim Oldenburger Pferdezuchtverband registriert waren. Von 22 gekörten Hengsten waren 14 Oldenburger. Je vier stammten aus den Niederlanden und aus Hannover.

Im Prämienlot der Oldenburger Körung 2024 Dressur schlug sich die Entscheidung des generell liberal eingestellten Oldenburger Pferdezuchtverbands ebenfalls nieder: Vier der sechs prämierten Nachwuchsvererber in spe waren Oldenburger. Dazu gesellten sich ein Dunkelfuchs v. Desperado, der beim niederländischen KWPN registriert war und eben der Körsieger. Der Hannoveraner, der in Ostfriesland, genauer in Großefehn bei Monika Rösemeier-Harms zur Welt gekommen ist, überzeugte durch diverse Qualitäten. Balance und Mechanik im Trab, sicherer Takt im Schritt in jeder Phase, immer im Bergauf im Galopp – vor allem aber zeichnete den Braunen eines aus: Eine beispielhafte innere Ruhe. Der mit 1,73 Meter Stockmaß schon recht große (aber bei weitem nicht der größte im Reigen der insgesamt 39 Hengste, die es bis zum Schlusstag geschafft hatten) kam gut mit den engen Platzverhältnissen in der Ankumer Halle zurecht. Der Umzug nach Ankum war notwendig, weil die Auktionshalle in Vechta derzeit saniert werden muss.

Siegerhengst Oldenburger Körung 2024 Dressur nach Schweden

Auch bei der Versteigerung ließ sich der Von und Zu-Sohn nicht aus der Ruhe bringen. Das Gestüt Lövsta, hinter dem sich die skandinavische Milliardärin Antonia Ax:son Johnson verbirgt, behielt das letzte Gebot: 720.000 Euro ließ sich die langjährige Mäzenin der schwedischen Dressurreiterin Tinne Vilhelmson Silfvén, den Braunen kosten. (Eine ausführliche Beschreibung der Prämienhengste findet sich weiter unten).

Es war ein variantenreiches Lot, das sich der Oldenburger Körkommission stellte: Von mittelrahmig und hübsch, über niedlich, nahezu „ponyesque“ bis hin zu groß und wuchtig oder ganz groß und schmal war eigentlich alles vertreten.

Die Körkommission entschied sich recht konsequent für Pferde, die nicht nur vom Gangpotenzial, sondern auch der körperlichen Beschaffenheit nach Hengstqualitäten mitbrachten.

Nicht nur der Siegerhengst, sondern insgesamt gut 40 Prozent gingen im Vaterstamm auf den „Halb-Holsteiner“ Krack C v. Flemingh zurück. Insgesamt waren es neun Hengstlinien, aus denen die Zukunftshoffnungen der Oldenburger Dressurzüchter hervorgegangen sind. Die Junghengste der Oldenburger Körung 2024 Dressur hatten 20 verschiedene Väter. Drei Hengste, Escolar, Viva Gold und So Perfect stellten zwei gekörte Söhne.

Nach Krack C, vertreten durch Bordeaux, Desperado, Dynamic Dream, Iron, Le Formidable, Vitalis, Viva Gold und Von und Zu, folgten im Ranking der Stammväter Zack mit drei Nachfahren (von Sezuan und So Perfect (2)) sowie Bolero (über Bellany und Bon Courage), Escolar (2) und Furioso II (über For Romance und Fürst Dior) mit jeweils zwei Nachkommen.

Prämienlot Oldenburger Körung 2024 Dressur

Siegerhengst: Brauner, Hannoveraner, v. Von und Zu-Dancier
Z.: Monika Rösemeier-Harms, Großefehn

Vater Von und Zu ist ein Vitalis-Sohn, der in den Diensten des niedersächsischen Landgestüts Celle steht und der seinen ersten Körjahrgang mit Geburtsdatum 2021 präsentierte. Während Von und Zu eher von kompakter Statur ist, zeigte sich sein Sohn großlinig und schon jetzt deutlich bedeutender als sein Erzeuger. Dass er bei aller Größe auch drahtig war, mag unter anderem dem Umstand geschuldet sein, dass aus der Urgroßmutter Rila v. Rotspon gleich zwei erfolgreiche Vielseitigkeitspferde hervorgegangen sind: Die bis CCI4*-S erfolgreiche Fräulein Frieda v. Fürst Nymphenburg und die Bundeschampionesse Das Fräulein Inge v. Don Index.

Zuchtleiter Bernhard Thoben, der schon bald den Staffelstab als Zuchtlenker in Oldenburg an Peer Eitenmüller weiterreichen wird, lobte beim Sieger wichtige Reitpferdeeigenschaften: Etwas, dass er „sehr schön im Maul“ sei, des Weiteren verwies er auf die Geschmeidigkeit des nun in Schweden beheimateten Braunen. Und auch, wie „großzügig im Ablauf“ der Siegerhengst sei.

Reservesiegerhengst: Brauner, Oldenburger, v. Escolar-Fürst Heinrich
Z.: Maria-Antonia Burczyk, Lienen

Mit einem Gesicht ausgestattet, das Jung und Alt strahlen ließ, punktete der Braune, der aus dem Egale-Stamm hervorgegangen ist. Insgesamt ein deutlich kompakterer und schon weit entwickelter Junghengst im Vergleich zum Siegerhengst. In üppiger Kondition wusste er durch seinen federnden Trabablauf und äußerst sicherem Takt zu überzeugen. Der Sohn von Hubertus Schmidts Escolar hatte viele Fans auf der Oldenburger Körung 2024 Dressur. Toben verwies auf das Gleichgewicht des Youngsters, „auch in den Wendungen hohe Körperstabilität – das wird er uns sicherlich auch unter dem Sattel präsentieren“, zeigte sich der Zuchtleiter optimistisch. Wie auch der Körchampion zeigte auch der Reservesieger ein äußerst stabiles Nervensystem. „Ruht in sich, sehr zufrieden“ – so brachte es Zuchtleiter Thoben auf den Punkt.

Der Braune wurde für 400.000 Euro im Rahmen der Auktion nach Polen zugeschlagen. Dort soll seine Karriere dem Vernehmen nach zunächst erst einmal unter dem Dressursattel beginnen.

Ic-Prämie: Fuchs, Oldenburger, v. Dynamic Dream-Bordeaux
Z.: Arndt Schwierking, Barver

Der an dritter Stelle rangierte Fuchshengst kann auf einen Mutterstamm verweisen, aus dem schon mehrere gekörte Hengste hervorgegangen sind. Der hochbeinige Fuchs war stabil und trug den Schweif besser als viele seiner väterlichen Halbbrüder das auf anderen Körplätzen getan im Herbst 2023 getan hatten. 120.000 Euro zahlten deutsche Kunden für den Fuchs, dem Zuchtleiter Thoben „große Körperpartien“ und eine „ganz große Übersetzung“ attestierte.

Andreas Helgstrand ist vor Ort

Zu den Besuchern der Oldenburger Körung 2024 Dressur zählte auch Andreas Helgstrand. Der Däne, der nach der Veröffentlichung der Dokumentation „Operation X“ im dänischen Fernsehen umstrittener denn je ist, hatte mehrere Hengste im Rennen. Gekört wurden drei. Bis ins Prämienlot schaffte es ein Fuchshengst, der den ehemaligen Siegerhengst aus Westfalen, den Hannoveraner Danciero als Vater und damit den legendären Donnerhall in Ahnentafel ausweist.

Unrangierte Prämienhengste

Fuchs, Oldenburger, v. Danciero-Londontime
Z.: Arndt Schwierking, Barver

Noch einmal Arndt Schwierking als Züchter, der auch schon bei den Springhengsten im Prämienlot als Züchter dabei war. Gummi und Taktsicherheit konnte der Fuchs in die Waagschale werfen. Zuchtleiter Thoben im Telgrammstil: „Aktives Hinterbein, Kraft, stabiles Fundament, groß liniert“. Diese Eckdaten waren einem Käufer aus Deutschland laut Preisliste 120.000 Euro wert.

Dunkelfuchs, KWPN, v. Desperado-El Capone
Z.: Van Bockxgrave Horses, NL-Hapert

Hätte er mehr Schritt gezeigt, wäre der hübsche, mittelrahmige Dunkelfuchs, möglicherweise noch weiter nach vorn gekommen. Im Trab hatte der Niederländer viele Bewunderer. Er gelangte für 120.000 Euro ins Dressurpferdeleistungszentrum Lodbergen.

Dunkelbrauner, Oldenburger, v. Viva Gold-Florencio
Z.: Dieter Erdmann, Hagen

„Viel Adel im Gesicht, ehrliches Auge“ schwärmte Zuchtleiter Thoben von dem letzten Prämienhengst, der insgesamt noch deutlich in der Entwicklung stand. Er verdanke seine Prämie vor allem dem „Glanzauftritt an der Longe“, konnte man aus der Beschreibung durchhören. Und natürlich den Bewegungen, „durch den Körper schwingend, von hinten nach vorne über den Rücken getragen“. Der Braune, der im Schritt stellenweise den klaren Viertakt nicht halten konnte, sei „noch ein wenig jugendlich, muss noch an Körper dazugewinnen“, so Thoben.

Drittteuerster Hengst wurde mit einem Zuschlagpreis von 170.000 Euro ein Brauner v. Global Player. Seine Mutter Amelie v. Fürstenball (Z.: Britta Budeus-Wiegert, Groß Nemerow) war Reservesiegerstute. Der geschmackvolle Hengst brachte viel Qualität in den Grundgangarten mit. Er wurde an Paul Schockemöhle und Andreas Helgstrand verkauft.

Ein Dunkelfuchs v. Viva Gold-Totilas (Z.: Christine Arns-Krogmann, Lohne) gelangte für 157.000 Euro nach Süddeutschland.

Das Landgestüt Celle und das Landgestüt Neustadt/Dosse erwarben gemeinsam für 62.000 Euro einen Sohn des Le Formidable, den man sich als Aktionstraber gut auf einer Hengstparade vorstellen kann.

Die gekörten Hengste der Oldenburger Körung 2024 Dressur kosteten im Durchschnitt 149.357 Euro. Sechs nicht gekörte Dressurhengste kamen auf durchschnittlich 18.333 Euro.

Die Verkaufserlöse finden sich in der offiziellen Statistik.

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In einer älteren Version hatten wir die Käuferin des Siegerhengstes mit dem Hengst Donkey Boy in Verbindung gebracht. Wir haben den Fehler korrigiert.

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Jan TönjesChefredakteur

Chefredakteur ab 2012, seit 2003 beim St.GEORG. Pferdejournalist seit 1988. Nach Germanistik/Anglistik-Studium acht Jahre tätig bei öffentlich rechtlichem Rundfunk, ARD, SFB, RBB in Berlin. Familienvater, Radiofan, TV-erfahren, Moderator, Pferdezüchter, Podcasthost, Preise: Silbernes Pferd, Alltech Media Award. Präsident Internationale Vereinigung der Pferdesportjournalisten (IAEJ).

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