Ein ultraschneller Franzose in der zweiten Derby-Qualifikation in Hamburg und ein Olympiasieger mit einem genauen Plan. Plus: Nicola Pohl, die jede Sekunde ihres Aufenthalts im Stadion in Klein Flottbek mit Arlo genießt.
Zehn Nullfehlerritte, davon einer, der über neun Sekunden schneller unterwegs war als der Rest des Feldes. Der Franzose Emeric George hat mit der Stute Dune du Ru die zweite Qualifikation für das Deutsche Spring-Derby gewonnen.
Das Tempo war kein Zufall, die elfjährige Selle Français-Stute ist Derby-erfahren, hat 2023 das Derby in Dinard gewonnen. In Hamburg war das Duo aus Frankreich aber noch nie am Start. Emeric George erläuterte: „Meine Stute braucht dieses schnelle Grundtempo, sie hat gar keine Probleme mit den Derby-Hindernissen und kann sehr schnell wenden. Ich war in der ersten Qualifikation am Mittwoch hier Vierter – da wusste ich, ich muss schneller reiten.“
Platz zwei in zweiter Derby-Qualifikation nach Süd-Hamburg
In der zweiten Qualifikation für das „schwerste Springen der Welt“ ging es auch erstmals über den Wall. Für die Zweitplatzierte, die aus Vierlanden im Süden Hamburgs stammende Elisa Marlene von Hacht ist der Derby-Klassiker nicht der Knackpunkt Nummer eins, verrät sie: „Über den Wall mit Planke sind wir schon zweimal fehlerfrei rübergekommen, aber ich mag überhaupt nicht das Pulvermanns Grab. Es fällt mir irgendwie unheimlich schwer, das richtig anzureiten.“ Die weiße Planke am Fuße des Walles war allerdings in der zweiten Derby-Qualifikation noch nicht zu reiten. Diese Klippe gilt es erst am Sonntag ab 15 Uhr im 93. Deutschen Spring-Derby zu überwinden.
Vorjahressieger Marvin Jüngel kam als drittschnellster Nuller ins Ziel. Seine Stute zeigte sich ehrgeizig. Und so fühlte es sich wohl auch von oben an. Jüngel hat einen Mehrjahres-Plan zurechtgelegt: „Der Derby-Sieg ist natürlich ein großer Titel, den möchte man gerne verteidigen. Wenn mir das dieses Jahr schon gelingen sollte, dann würde ich es im kommenden Jahr das dritte Mal versuchen. Wenn es dieses Jahr noch nicht klappt, dann wäre das Ziel es auf jeden Fall noch einmal zu schaffen und Balou’s Erbin dann in Rente zu schicken.“
Ergebnis zweite Derby-Qualifikation 2024
Steve Guerdat siegt im Derbypark
Ein prominentes Paar siegte im Freitag im höchstdotierten Springen des Tages auf dem Derbyplatz: DSer amtierende Europameister Steve Guerdat hatte Venard de Cerisy, das Pferd, auf dem er 2021 an den Olympischen Spielen teilgenommen hat und mit dem er im selben Jahr den Grand Prix in Spruce Meadows, eines der anspruchsvollsten Springen auf dem Turnierkalender, hatte gewinnen können.
Knapp vier Monate hatte der Wallach Turnierpause. Dann ging es klein wieder los. Zunächst mit Einsätzen über 1,30-Meter-Springen. Der Agria Flottbek 5 Star, Qualifikation zum Grand Prix of Hamburg, war das erste „richtig dicke“ Springen, das der15-Jähirge wieder gegangen ist.
Zwölf Paare waren ohne Abwurf geblieben. Im Stechen gelang acht davon eine weitere fehlerfreie Runde. So schnell wie der Schweizer Olympiasieger blieb niemand: 37,60 Sekunden – das war richtig schnell. „Ich bin immer sehr kritisch mit mir selbst, aber das Stechen habe ich, glaube ich, ziemlich perfekt erwischt“, so Guerdats Fazit. „Im Umlauf sprang er gut, aber ich habe gemerkt, dass er noch ein bisschen eingerostet ist, aber im Stechen fühlte er sich noch besser an und hat noch besser reagiert als ich erwartet habe.“
Nicola Pohl aus Dagobertshausen kam mit ‚Arlo‘, dem 14-jährigen Selle Français Arlo de Blondel, als Zweitschnellste ins Ziel. Während Guerdat die großen Arenen kennt, war die Nationenpreisreiterin aus Hessen beeindruckt: „Für mich ist dieser Erfolg einer der berührendsten in meiner Laufbahn. Einfach wegen der Atmosphäre, weil es mit Arlo war und weil es sich fast wie ein Sieg anfühlt.“
Die Stadion-Vibes, mehr als 20.000 Zuschauer waren vor Ort, beflügeln nicht nur die 29 Jahre alte Springreiterin. „Arlo ist tatsächlich einer, der von Atmosphäre lebt: Umso mehr Leute ihn anfeuern, umso größer wird er. Dann kommt er mit stolzer Brust rein und liebt es, in der Siegerehrung bejubelt zu werden. Dann geht mir das Herz auf und ihm auch.“
Eine weitere Amazone landete auf Rang drei Kendra Claricia Brinkop und In Time benötigten für ihren Stechritt 38,79 Sekunden.
Am Samstag wird Steve Guerdat die elfjährige Lancelotta satteln, eine elfjährige Westfalenstute v. Lancer. „Sie ist ein relativ neues Pferd von mir, in die ich ziemlich große Hoffnungen setze. Der Große Preis hier in Hamburg wird unser bisher schwierigstes Springen mit ihr.“
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