Die 22-jährige Irin Jennifer Kühnle ist Überraschungs-Zweite nach dem CCI5*-L Gelände in Luhmühlen. Das Wetter war auf April statt Juni eingestellt. Die Prüfung musste unterbrochen werden. Rosalind Canter führt weiterhin, Lara de Liederkerke-Meier (BEL) ist Dritte.
Sie ist nicht gerade groß, wird im November 23 Jahre alt und hat die Menschen in Luhmühlen beim CCI5*-L Gelände begeistert: Jennifer Kühnle stammt, der Name verrät es nicht wirklich, aus Irland. Ihr Vater Hans ist auf die grüne Insel ausgewandert, führt dort das Gestüt Tullibards Stud. Jennifer ist genauso wie ihre drei Geschwister erfolgreich, auch international.
Die Liste ihrer Erfolge ist lang. In der Children Alterklasse, U 14, war sie 2015 Europameisterin. Im Springen wohl bemerkt, damals wurde Calvin Böckmann Zweiter mit Carvella Z. Auch in der Vielseitigkeit war sie erfolgreich. Mit Polly Blue Eyes wurde sie als Junge Reiterin mit der Mannschaft Irland Vize-Europameisterin 2021. 2022 gab es die Team-Bronzemedaille. Diesmal hatte sie Sammy Davis Junior geritten.
Mit beiden Pferden gibt die 22-Jährige, die fließend Deutsch spricht, ihr Fünf-Sterne-Debüt in Luhmühlen. Und das in atemberaubender Manier. Mit Polly Blue Eyes, über ihren Vater Concinales xx eine Acatenango xx-Enkelin, hatte sie einen der frühen Startplätze. Da regnete es leicht. Stilistisch gut und mit der Routine vieler gemeinsamer Jahre bewältigte das Paar den von Mike Etherington Smith gebauten Kurs als erste innerhalb der „optimal Time“. Das sollten am Ende nur vier der 41 Kombinationen schaffen.
Mit 35,5 Minuspunkten liegt Kühnel auf Platz zwei. Polly Blue Eyes dürfte sich übrigens in der Heide wohlfühlen. Züchterin ist Dagmar Hayessen, deren Mann Clemens eine große Tierarztpraxis „gleich ums Eck“ in Eyendorf betreibt. Die Stute mit dem hohen Vollblutanteil, Muttervater ist Strohmann xx, ist also quasi ein „Luhmühlen Girl“.
Rosalind Canter happy Tom McEwen im Pech
Das Wetter war nicht auf der Seite der 41 Reiterinnen und Reiter, die ab Viertel vor neun auf die 6.384 Meter lange Strecke gingen, die nach einigen Sprüngen zum Warmwerden volle Konzentration forderte. Die zwei ersten Wasserkomplexe sorgten für die meisten Fehler. Sprung 14a, ein Steilsprung mit Baumstamm ins Wasser, auf den zwei schräge Hecken im Wasser folgten verursachte die meisten Stopps. Vier Pferde zogen hier die Bremse. Im zweiten Wasser, dem Meßmer-Komplex, ging es aus dem Wasser auf eine Insel, auf der zwei In-Outs standen, danach dann wieder ins Wasser und dann über ein schmales Element hinaus. Auch hier gab es mehrerer „Run Outs“. Knifflig auch die versetzt stehenden Bürsten auf dem Turnierplatz. Der sah zwischenzeitlich aus wie der Nationalpark Wattenmeer – bei Flut.
Wasser marsch!
Im strömenden Regen, und die Beschreibung klingt harmloser als es die Wassermassen teilweise waren, erwischte es Laura Collett. Ihre Schimmelstute Hester kämpfte tapfer gegen die Regenfront an. Am Ende summierten sich 71,4 Minuspunkte für das Paar. Glück hatte hingen Rosalind Canter. Der Regen war, zwischenzeitlich, wie sich herausstellen sollte, Geschichte als sich die Europameisterin mit Izilot auf den Kurs machte. Das Paar ließ den anspruchsvollen Kurs wie einen Stilgeländeritt Klasse L aussehen. Die Kombination, die im vergangenen Jahr in Pau auf Fünf-Sterne-Niveau siegreich war, führt vorm Springen (26,9) und könnte sich einen Springfehler leisten.
Tom McEwen, britischer Mannschaftsolympiasieger, ist mit seinem zweiten Pferd Cooliser Vierter (36,0). Pech hatte er mit Brookfield Quality, dem Dritten nach der Dressur. Erst wurde er im Gelände angehalten, weil der Regensturm zur Unterbrechung der Prüfung zwang, dann blutete sein Wallach aus der Nase kurz vorm Ziel.
Dritte ist die Belgierin Lara de Liederkerke-Meier mit Hooney d’Arville. Lediglich vier Zeitfehler musste sie in Kauf nehmen.
Deutsche im Pech
Libussa Lübbeke und Caramia gaben ihre Premiere in einem CCI5*-L. Die Sportsoldatin aus Warendorf und ihre Caramia verzeichneten recht früh einen „bd“, Breakable Device – eine Sicherung war gebrochen, was mit elf Strafpunkten geahndet wird. Einmal musste das Paar eine Alternative nehmen. Sie sind nun 19. (65,7).
Nicolai Aldinger und Timmo sahen lange richtig gut aus. Der Schimmel galoppierte souverän und noch bei klarem Himmel los. Dann braute sich etwas zusammen. Der Himmel wurde dunkler. Das beeinflusste zwar den Ritt noch nicht. Aber am letzten Wasserkomplex gab es einen Vorbeiläufer, 20 Strafpunkte. Damit geht Aldinger mit 66,5 Strafpunkten als 21. nach dem Gelände ins morgige Springen.
Das dürfte spannend werden. Jennifer Kühnle, deren zweites Pferd Sammy Davis Junior mit 46,0 Punkten an Position zwölf liegt, ist im Springsport bis S3* unterwegs.
Das Springen beginnt am Sonntag um 9.25 Uhr.
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