Der Preis von Nordrhein-Westfalen war das Hauptspringen am Freitag beim CHIO Aachen. Als einer von zehn Stechteilnehmern sicherte sich der Schweizer Martin Fuchs den Sieg.
Es war bitterkalt auf den Tribünen in der Soers am Freitagnachmittag. Lediglich den Reitern dürfte warm genug gewesen sein, denn die mussten für ihr Ziel – der Einzug ins Stechen – hart arbeiten. Frank Rothenberger baute einen 585 Meter langen Parcours, der u.a. eine dreifache Kombination beinhaltete, die auf gebogener Distanz auf eine Triplebarre und einen Steilsprung folgte. Eine Fehlerquelle, die einigen Reitern die Qualifikation fürs Stechen kostete.
Insgesamt zehn aus 49 Reitern blieben schlussendlich fehlerfrei und ritten ein weiteres Mal ins Aachener Stadion ein. Als langsamster Nullfehlerritt aus dem Umlauf machte Daniel Deusser (GER) mit dem KWPN Wallach Gangster van het Noddevelt den Anfang. „Er ist auch ein bisschen ein Gangster“, sagte Deusser nach der Prüfung über sein Pferd, „er ist nicht ganz klassisch zu reiten, aber er hat viele Möglichkeiten.“ Und genau diese Möglichkeiten zeigten sich im Stechen um den Preis von Nordrhein-Westfalen. Mit einem zweiten Nullfehlerritt legte das Paar das Maß für die restlichen Teilnehmer im Stechen. 45,22 Sekunden galt es zu schlagen.
Martin Fuchs und Commissar Pezi zweites Paar im Stechen
Der Schweizer wollte gewinnen, zutreffender lässt sich der Ritt von Martin Fuchs nicht zusammenfassen. Im Sattel des Hannoveraner Wallachs Commissar Pezi v. Commissario brachte Fuchs das Aachener Publikum mit einer engen Rechtswendung von Hindernis zwei zu Hindernis drei, ein Allianz-Steilsprung, das erste Mal zum Staunen. Aber Commissar Pezi flog, auch über den darauffolgenden Rolex-Oxer und den restlichen Stechparcours bis ins Ziel, wo die Zeit bei 43,06 Sekunden stehenblieb. Das neue Maß aller Dinge und, wie sich acht Reiter später herausstellte, der Sieg im Preis von Nordrhein-Westfalen. Der erste Einzel-Sieg für Martin Fuchs in Aachen überhaupt.
„Es war gut für mich, dass ich Daniel zugucken konnte. Er hat ein paar Galoppsprünge weggelassen, bei denen ich mir nicht sicher war, ob das geht, aber mit seinem Ritt bekam ich die Bestätigung dafür“, sagte Martin Fuchs nach seinem Sieg. „Ich hatte ein super Stechen, ich hätte nicht viel mehr machen können. Aber in Aachen sind die besten Reiter der Welt, da kann man sich nie sicher sein, ob die Leistung ausreicht. Deswegen war das für mich heute ein sehr langes Stechen.“ Zufrieden war der Schweizer in erster Linie mit dem Teamgeist, den er während seines Rittes auf Commissar Pezi spürte. Der Wallach habe sich gut angefühlt, „aber wenn man mit diesem Tempo reitet, dann kämpft man immer ein bisschen. Aber heute hat es sich so angefühlt, als würden wir gemeinsam kämpfen.“
Patrick Stühlmeyer kommt ohne Fehler ins Ziel
Katrin Eckermann (GER) mit Cala Mandia und Rene Dittmer (GER) mit Corsica X gingen im Stechen als Paar Nummer drei und vier an den Start. Schon vor Hindernis drei kamen Katrin Eckermann und ihre elfjährige Capistrano-Tochter aus dem Rhythmus. Vor Hindernis Nummer sechs, einer zweifachen Kombination, passte dann nichts mehr, die Stangen fielen. Mit jeweils vier Fehlern beendeten sowohl Katrin Eckermann (4/47,96) als auch Rene Dittmer (4/46,61) das Stechen.
Als fünftes Paar im Stechen galoppierten die Deutschen Meister Drako de Maugre v. Kannan und Patrick Stühlmeyer in den Parcours. Der Selle francais aus dem Besitz von Paul Schockemöhle zeigte sich in bester Manier. Und er war schnell. Das Paar kam fehlerfrei ins Ziel, die Zeit stoppte bei 44,52 Sekunden. So nah kam bis dato niemand ans Topergebnis von Martin Fuchs heran, vorübergehend Platz zwei.
Schnell war auch die US-Amerikanerin Natalie Dean auf der elfjährigen Toulon-Tochter Acota M. Mit der Zeit von 43,97 Sekunden war sie neben dem Sieger die einzige Starterin, die unter der 44 Sekunden-Marke blieb. Doch die Schnelligkeit von Acota M ging auf Kosten ihrer Sprunghöhe. Schon am zweiten Hindernis, dem Oxer aus der Mitte der dreifachen Kombination, der schon im Umlauf einige Hoffnungen beendete, wurde das Pferd zu flach. Vier Fehler blieben als Endergebnis für Natalie Dean stehen.
Am selben Hindernis machte auch der Nationenpreissieger Denis Lynch einen Fehler. Mit dem Holsteiner Cordial kam er zu groß zu dem Oxer, die hintere Stange fiel (4/49,49).
Lorenzo de Luca schiebt sich auf Platz zwei
Schon sehr schnell im Umlauf und deshalb als achter Teilnehmer im Stechen am Start waren Lorenzo de Luca aus Italien und der Selle francais Wallach Denver de Talma v. Vigo Cece. Und auch im Stechen überzeugte das Paar wieder mit Schnelligkeit – aber auch mit Rhythmus und Harmonie. Diese Kombination brachte ein Ergebnis von null Fehlern in 44,35 Sekunden ein. Lorenzo de Luca schob sich damit noch vor Patrick Stühlmeyer und sicherte sich Platz zwei. Eine gelungene Generalprobe für den Italiener: „Ich möchte Denver im Großen Preis reiten und nach dem Stechen heute freue ich mich sehr auf Sonntag mit ihm.“
Die letzten beiden Paare im Stechen waren die Schweizerin Janika Sprunger mit der belgischen Stute Orelie (4/44,15) und Kevin Staut mit Dialou Blue PS v. Tailormade Diarado’s Boy. In zwei engen Wendungen ist das Pferd des Franzosen weggerutscht, vor Hindernis Nummer drei, dem Allianz-Steilsprung, und vor der Kombination. Daraus resultierten acht Hindernisfehler in 45,67 Sekunden.
Zu erwähnen ist außerdem Andre Thieme, der mit dem Perigueux-Sohn Paule S den Umlauf souverän absolvierte. Das Paar kam ohne Hindernisfehler ins Ziel. Ein Zeitfehler verhinderte jedoch den Einzug ins Stechen.
Alle Ergebnisse aus dem Preis von Nordrhein-Westfalen 2024 finden Sie hier.
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