Der Tag von St.GEORG Herausgeberin Gabriele Pochhammer bei den Springreitern der Olympischen Spiele 2024.
„Nur nicht denken, das ist morgen ein Selbstläufer“, warnte Richard „Ritchie“ Vogel bei Olympia 2024 nach seinem Null-Ritt, dem dritten fürs deutsche Team, das Otto Beckers Jungs jetzt für morgen in die Pole-Position, auf den letzten Startplatz bei den Olympischen Spielen 2024 bringt. Das könnte bei einem Stechen was bringen – aber soweit muss man erstmal sein. Entspannte Konzentration könnte man Otto Miene interpretieren, als er im zart apricotfarbenen T-Shirt bei uns in der Mixed Zone bei Olympia 2024 erschien. Noch nichts gewonnen, aber alles möglich, eine Mannschaftsmedaille, mal wieder seit der Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen 2016 von Rio de Janeiro. Der, der sie damals gerettet hat, stand zufrieden am Rand, Ludger Beerbaum, der mit seinem Stall zwei Drittel der Mannschaft hier stellt.
Olympia 2024: Deutsche Springreiter zeigen sich angriffslustig
„Wir sind gerüstet“, sagte Otto Becker, und das klingt doch schon mal angriffslustig. „Es ist mental ein schmaler Grat, wenn man denkt, man könnte kopfmäßig was auf die leichte Schulter nehmen, dann geht auch schon schnell mal was schief.“ Siehe Schweden, hohe Favoriten, aber mit dieser grellbunten Graffiti- Mauer, wollte Catch me not von Peder Fredricson nun gar nichts zu tun haben. „Er wusste gar nicht, dass er springen sollte“, sagte Peder, „Pferde sind eben keine Maschinen.“ So ist es und es hat ja gerade noch geklappt mit der schwedischen Quali für morgen.
„Passend frisch“, meldete Christian Kukuk nach der ersten deutschen Nullrunde bei Olympia 2024 seinen Checker. „Manchmal buckelt er am Anfang im Parcours.“ Auch nicht schlimm, aber das hat sich der Schimmel diesmal verkniffen.
Olympia 2024: Philipp Weishaupt bekommt Unterstützung Ehefrau
Philipp Weishaupt war nicht nur über seinen Nuller bei Olympia 2024 mit Zineday froh („Wenn er so gut drauf ist, ist das Reiten wirklich einfach“), noch viel glücklicher war er darüber, dass seine Frau Domenika dabei sein konnte. Nach einem schweren Reitunfall hatte sie mehrere Wochen im Koma gelegen und sich nur langsam erholt. Jetzt konnte sie von der Tribüne aus wieder am Geschehen teilnehmen. „Darauf haben wir hingearbeitet, das hatten wir uns vorgenommen“, strahlte er. In letzter Minute gab es noch eine Akkreditierung für sie, die war gar nicht so leicht zu kriegen. Pro Pferd gibt es nur zwei für Pferdebesitzer und Zinedays Besitzer wollten natürlich auch gerne dabei sein.
Olympiasieger scheidet mit der Mannschaft aus
Andere konnten gestern nicht so strahlen wie die Deutschen, manche Hoffnungen gingen früh den Bach runter. Der Olympiasieger von 2004, Rodrigo Pessoa sattelte gleich wieder ab, nachdem das Team wegen Blut am Sporn beim Pferd Nimrod de Muze von Pedro Verniss, eliminiert wurde. „Ich konzentriere mich jetzt auf das Einzel,“ sagt er. Das geht, neues Spiel, neues Glück heißt es ab Montag in der Einzelqualifikation bei Olympia 2024. Den mitfavorisierten Schweizern bleibt gar nichts anderes übrig. Vom schlechtesten Parcours seines gemeinsamen Lebens mit der Stute Dynamix, erzählte Steve Guerdat. Aber er ließ keine Entschuldigung gelten. „Wir sind Profis, wir sind bei Olympia, no excuses.“ Also weder die feuchte Hitze noch schwierige Distanzen waren schuld, es lief einfach nicht für die Eidgenossen.
Olympia 2024: Bond James Bond steht in den Startlöchern
Bestens drauf war mal wieder der Teamtrainer unserer belgischen Nachbarn, Peter Weinberg. Klare Absprachen in der Mannschaft halten die Stimmung oben. „Als wir hierherkamen, wusste jeder, dass er auch reitet und nicht dass einer hier drei Wochen rumhängen muss.“ Reservist Gregory Wathelet mit Bond James Bond wird deswegen seine Chance in der Einzelwertung bekommen. Das Team hat sich mit vier Fehlern locker qualifiziert.
Olympia 2024: So sieht’s im Pressezentrum aus
Die erste Woche bei Olympia 2024 ist um, wir Journalisten haben uns irgendwie eingegroovt in unserem Pressezentrum, in dem sogar die Kühlung funktioniert, wenn wir Glück haben. Zum Kaffee gesellen sich jeden Morgen auch ein paar Tüten Milch, wir kommen voran. Die Bananenberge sind unerschöpflich. Es wird allerdings immer voller, je mehr Entscheidungen anstehen. Wir dürfen die Arbeitsplätze nicht mehr reservieren, aber inzwischen reicht ein strenger Blick rechts und links, um ungebetene Nachbarn fernzuhalten. Alle arbeiten wie verrückt, unsere Foto- und Laptop-Taschen sind vom Dreck des sonnenkönglichen Parks bis unten eingesaut. Viele Kollegen kennt man seit Jahrzehnten, andere sind neu und manche gewöhnungsbedürftig. So dicke Ohrstöpsel gibt es einfach nicht, um dem Dauergequatsche zu entgehen. In der Mixed Zone dirigiert uns unsere FN-Dompteuse Adelheid souverän zu unseren Reitern, passt auf, dass keiner den Medien-Marathon schwänzt. Und heute morgen war mein Tag gerettet, als die netten Kolleginnen vom NDR mir ein Stühlchen liehen, um einmal durchzuschnaufen, bevor Ritchi in die Mixed Zone kam und noch mal seine Strategie erklärte. Was wie ein „Ups“-Satz am letzten Hindernis aussah, (musste das Pferd da den Reiter retten?) war nämlich eine raffinierte Taktik: „Ich habe da einen Galoppsprung mehrgemacht. Das war Absicht, um ihn wieder auf die Füße zu kriegen, um ein bisschen an der Versammlung und an der Rittigkeit zu arbeiten.“ Alles Strategie, also. Die morgen hoffentlich aufgeht.
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