In Erinnerung an Dr. Reiner Klimke

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PS-Archiv-Springen und Dressur

Dr. Reiner Klimke und sein Erfolgspferd Ahlerich bei den Deutschen Meisterschaften 1986 in Berlin. (© toffi-images.de)

Dr. Reiner Klimke ist eine Legende des Reitsports. Er war erfolgreich in zwei Disziplinen, gewann sechs Gold- und zwei Bronzemedaillen bei Olympischen Spielen. Der Name Klimke steht für pferdegerechte Ausbildung. Am 17. August jährte sich Reiner Klimkes Todestag zum 25. Mal.

Jahrzehntelang war Dr. Reiner Klimke der erfolgreichste Dressurreiter der Welt. Bei sechs Olympischen Spielen zwischen 1960 und 1988 sammelte er sechsmal Olympiagold und zwei Bronzemedaillen. Einige Zeit war er damit der erfolgreichste deutsche Olympiateilnehmer, bis er von der Kanutin Birgit Fischer abgelöst wurde. Seit Paris 2024 trägt diesen Titel wieder eine Reiterin, die Dressurikone Isabell Werth.

Angefangen hat Reiner Klimke jedoch im Vielseitigkeitssattel. In Kopenhagen 1957 wurde er Vize-Europameister mit der deutschen Mannschaft, zwei Jahre später sicherte sich das Team die Goldmedaille. Als Deutscher Meister fuhr Reiner Klimke 1960 nach Rom, um in der damals noch als „Military“ bezeichneten Disziplin bei seinen ersten Olympischen Spielen anzutreten. Sein Olympiadebüt beendete er ohne Medaille, doch unter den Zuschauern befand sich ein anderer Gewinn für Reiner Klimke, von dem er zu diesem Zeitpunkt noch nichts wusste. Ruth Heymanns bekam von ihren Eltern eine Reise nach Rom geschenkt und sah dem Reiter zu. Nur wenige Jahre später lernte die damals 21-Jährige zunächst Klimkes Schwester und später ihn kennen. Ruth und Reiner heirateten und mit ihrer Hingabe und Fürsorge wurde sie zu einer der wichtigsten Stützen, die die Karriere von Reiner Klimke auch ermöglichten.

Reiner Klimke: hauptberuflich Notar und Rechtsanwalt

Sein Geld verdiente Dr. Reiner Klimke als Jurist. Geboren und aufgewachsen war er in Münster und so absolvierte er auch sein Studium der Rechts- und Staatswissenschaften an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Später machte er sich als Rechtsanwalt und Notar selbstständig und engagierte sich in der Politik.

Mit Freunden und Ehefrau Ruth gründete Reiner Klimke den Reitverein St. Georg in Münster. Dort gab es Boxen, eine Reithalle, einen Außenplatz, eine kleine Rennbahn, Weiden, Schulbetrieb und einen eigenen Stalltrakt für zehn Turnier- und Ausbildungspferde. Reiner Klimke saß an normalen Arbeitstagen in den frühen Morgenstunden und in der Mittagspause im Sattel. Von seiner Ehefrau bekam er viel Unterstützung im Training der Pferde.

Darüber hinaus hat der Vielseitigkeits- und Dressurreiter Bücher verfasst, darunter „Grundausbildung des jungen Reitspferdes: Von der Fohlenerziehung bis zum ersten Turnierstart“ aus dem Jahr 1990 oder „Cavaletti – Dressur und Springen“, das er gemeinsam mit Tochter Ingrid Klimke auf den Büchermarkt brachte. Reiner Klimke schrieb: „Wir wollen das Pferd nicht durch Anerziehung künstlicher Bewegungen zum Schauobjekt machen, sondern es durch systematische Ausbildung seiner natürlichen Anlagen schöner und gesünder werden lassen. Neben den drei Grundgangarten Schritt, Trab und Galopp kultivieren und fördern wir nur die Bewegungen und Übungen, die das Pferd in der Freiheit – wenn auch nur in Momenten – zeigt. So zum Beispiel den fliegenden Galoppwechsel, wenn das Pferd im Galopp die Richtung wechselt; die Pirouette, wenn das Pferd am Ende der Weide plötzlich kehrtmacht; die Piaffe aus dem ungeduldigen Trippeln am Weidetor. Ein gut durchgebildetes Dressurpferd ist ein Athlet.“

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Dr. Reiner Klimke (© toffi-images.de)

Ahlerich – ein ganz besonderes Pferd

Es kamen einige erfolgreiche Grand Prix-Pferde aus dem Stall Klimke. Darunter die Olympiasieger Dux und Mehmed, der Trakehnerhengst Biotop oder Arcadius v. Anblick xx. Derjenige, der aber wohl am meisten in Erinnerung bleibt, ist Ahlerich. Der westfälische Wallach kam vierjährig über die Auktion in Warendorf zu Familie Klimke. „Er war ein schlaksiges Pferd. Und er war sehr ängstlich. Er wollte erst gar nicht in seine Box gehen. Ein Pferd zwischen Genie und Wahnsinn“, erinnert sich Ruth Klimke in einem Portrait im PM Forum.

Doch Ahlerich sollte Reiner Klimkes erfolgreichstes Pferd werden. Nachdem der Jurist bereits 1964 in Tokio Mannschaftsgold sowie 1968 in Mexiko-Stadt und 1976 in Montreal jeweils Teamgold und Einzelbronze bei Olympischen Spielen gewann, ging er 1984 in Los Angeles das erste Mal mit Ahlerich an den Start. Und endlich, 20 Jahre nach seinem ersten Olympiaauftritt im Dressurviereck, belohnte er sich mit einer Einzelgoldmedaille. Gemeinsam mit dem Sieg in der Teamwertung schmückte sich Reiner Klimke im Sattel von Ahlerich bei Olympia 1984 erstmals mit Doppel-Gold. Und auch seine letzte Olympiamedaille, Teamgold 1988 in Seoul, sammelte Klimke auf dem Rücken des Braunen.

Reiner Klimke: weitere Erfolge und Auszeichnungen

Zu den acht Olympiamedaillen, die Reiner Klimke im Laufe seiner Karriere sammelte, gesellen sich unzählige weitere Medaillen. Unter anderem sicherte er sich elfmal den Europa- und sechsmal den Weltmeistertitel. Reiner Klimke war neunfacher Deutscher Meister, siebenmal trabte er der nationalen Konkurrenz im Sattel von Ahlerich davon.

Doch Klimke wurde nicht nur mit Medaillen bei Reitsportwettbewerben ausgezeichnet. 1985 wurde er mit dem Goldenen Band der Sportpresse geehrt, 1986 wurde er Ehrenbürger von Münster. Nach dem olympischen Doppelgold in Los Angeles wurde er als Fahnenträger der deutschen Olympiamannschaft 1988 auserkoren. 1991 ist ihm der Olympische Orden des Internationalen Olympischen Komitees verliehen worden. Dies sind nur einige der Auszeichnungen für Dr. Reiner Klimke.

Reiner Klimke ist im Januar 1936 in Münster geboren und hat seiner Heimatstadt nicht den Rücken gekehrt. Unerwartet starb er an den Folgen eines Herzinfarkts am 17. August 1999 im Alter von 63 Jahren. Sein Todestag hat sich damit vor wenigen Tagen zum 25. Mal gejährt. Sein Lebenswerk bleibt in Erinnerung, insbesondere die großen Erfolge. Am 28. Juli vor 40 Jahren wurden die Olympischen Sommerspiele in Los Angeles eröffnet. Die Spiele, bei denen Reiner Klimke Doppelgold gewann. Der 10. Oktober 2024 markiert einen weiteren Jahrestag in Erinnerung an den einst erfolgreichsten Dressurreiter der Welt. An diesem Tag vor 60 Jahren begannen die Olympischen Spiele von Tokio, bei denen nicht nur die deutschen Dressurreiter mit Reiner Klimke, Harry Boldt und Josef Neckermann, sondern auch die deutschen Springreiter um Kurt Jarasinski, Hermann Schridde und Hans Günter Winkler Mannschaftsolympiasieger wurden.

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Tina GummarVolontärin

Als Volontärin seit März 2023 in der Redaktion St.GEORG dabei. Kommt aus einer Pferdefamilie, hat die Fohlen ihres Großvaters aufwachsen gesehen, sie angeritten, ausgebildet, auf Turnieren vorgestellt und verkauft. Erfolgreich in Springprüfungen Klasse M2*. Ausbildungsmodul an der Akademie für Publizistik, Expertise in Jungpferdeausbildung und Trainingslehre.

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