Gabriele Pochhammer: Time to say good-bye

Von
Moment mal 2024

Gabriele Pochhammer,. Herausgeberin St.GEORG (© Toffi)

Und am Ende ein  Feuerwerk! Ein Feuerwerk an Emotionen, an sportlichen Glanzleistungen, an Freudentränen, für manche auch Tränen der Enttäuschung: Das gehört alles dazu, das ist der Sport. Die Olympischen Spiele in Paris gingen unter die Haut, ließen keinen, der Pferde und den Sport mit ihnen liebt, unberührt. Auch mich nicht, natürlich.

Es waren die schönsten meiner elf Olympischen Spiele, über die ich berichten durfte – es begann 1984 in Los Angeles – das lag natürlich an all den phantastischen Athleten, an Michi und Julia, an Jessica, Isabell und Frederic, an Christian und all ihren Kollegen aus der ganzen Welt, die uns mit wunderbaren Ritten verwöhnt haben. Es lag auch an der französischen Metropole, die ihr freundlichstes Gesicht zeigte, uns auf spielerische Weise ihre Kultur und Lebensart nahe brachten. Und an Versailles, dem Schloss Ludwig XIV., das die Reitwettbewerbe in königliches Licht tauchten. Besser wird’s nicht mehr und deswegen ist dies der richtige Moment, Tschüss zu sagen.

Manchmal ist es schwer, die richtigen Worte zu finden, überhaupt Worte zu finden, die nicht abgedroschen klingen. 40 Jahre lang, von 1982 bis heute durfte ich den St. GEORG mitgestalten, erst als Redakteurin, dann als Chefredakteurin, schließlich die letzten Jahre als Herausgeberin. Es waren aufregende, spannende, anstrengende aber insgesamt phantastische Zeiten, in denen in meinem Kopf, aber auch in dem meiner Kollegen das Pferd im Mittelpunkt stand. Denn Reiten – das heißt ja nicht nur, sich auf den Rücken eines Pferdes zu schwingen und ab geht die Post. Es gehört so viel mehr dazu, sich diesem Wesen zu nähern und es in all seinen Facetten zu schildern. Eine Aufgabe, die ein journalistisches Berufsleben ausfüllen kann. Ich habe versucht, ihr gerecht zu werden wie wir alle in der Redaktion des ST. GEORG.

Aber nichts währt ewig, deswegen schreibe ich heute nach knapp 400 Ausgaben mein letztes „Moment Mal“, die Kolumne, die zum Ziel hat, losgelöst von der Tagesaktualität die verschiedensten Themen rund ums Pferd aufzugreifen und Ihnen/Euch nahe zu bringen. Das Spektrum war groß, von Blogs, die hinter die Kulissen der großen Turniere blicken ließen, bis hin zu den Olympischen Spielen, den sportlichen Highlights alle vier Jahre. Es gab Porträts von bemerkenswerten Pferdemenschen, Analysen von züchterischen und sportlichen Entwicklungen. Das Anprangern von Missständen, wie Dopingfälle, Tierquälereien oder die unerträgliche Wolfsplage, der immer mehr Pferde zum Opfer fallen, gehört zu den Aufgaben eines redlichen Journalisten, wie auch, den Verbänden auf die Finger zu schauen, der FEI, der FN, den Zuchtverbänden. Aber es galt auch immer wieder, die Freude zu vermitteln, die der tägliche Umgang mit unseren Pferden bedeutet, die Freude, das eigene Fohlen aufwachsen zu sehen. Die Freude, einen Ausritt zu genießen oder einer wirklich tollen sportlichen Leistung zuzusehen und darüber zu berichten. Mein Dank geht an die vielen Menschen, die mir ihre Zustimmung kundtaten, die gelegentliche Kritik nehme ich demütig zur Kenntnis, manchmal war sie berechtigt, keiner ist unfehlbar. Um doch noch ein wenig sentimental zu werden: „Alles was ihr tut, geschehe in Liebe“, dieser Spruch aus dem Korintherbrief ist die Jahreslosung für 2024. Für mich hieß und heißt es: die Liebe zu den Pferden und die Liebe zur Wahrheit.

Das Wohl des Pferdes wird auch weiterhin im Fokus des ST.GEORG stehen, die von Jahr-Media ins Leben gerufen Kampagne #doitride wendet sich an alle, die mit Pferden zu tun haben und sie lieben. Ihr wünsche ich die große Gefolgschaft der Gutwilligen, im Sinne unserer Pferde.

Für mich ist es nun „Time to say good bye“. Es war schön mit Euch.

Gabriele Pochhammer

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!

Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

stgeorg_newsletter_booklet
  1. Anne

    Oh schade! Was machen Sie jetzt nach dem Ende bei St. Georg? Wer übernimmt jetzt die Herausgabe? Oder bleibt es weiterhin dabei, nur die Moment Mal ist beendet?

  2. Anne Giltnerr

    Liebe Gabriele Pochhammer,

    Wir werden Sie vermissen. Sie haben es immer so schön auf den Punkt gebracht. Den Pferden aus der Seele geschrieben und das Reiter- und Züchterherz dabei nie aus dem Blick verloren.
    Ihre Art die Dinge anzusprechen fand ich großartig und inspirierend. Es fehlte auch nie die nötige Portion Humor, die es so angenehm machte Ihre Artikel zu lesen. Auch den Hauch von Ironie, den ich manchmal zu lesen bekam und mich des öfteren schmunzeln ließ.
    Kurz um…es war eine tolle Zeit mit Ihnen.
    Danke dafür! Und jetzt beginnt ein neuer Abschnitt und ich kann aus eigener Erfahrung sagen: es wird ein Genuss.
    Alles Liebe dafür wünscht Ihnen
    Anne Giltner

  3. Dr. G.Schwieder

    Liebe Fr. Pochhammer, das Lesen Ihres Blogs war für mich sowohl vom Stil als auch vom Inhalt her immer interessant, informativ und unterhaltsam. Sie werden mir fehlen!

  4. Sabine

    Vielen Dank für die schönen Berichte – gerngelesen! Ich werde sie und Sie vermissen. Alles Gute für die neue Zeit … und weiter viel Spaß mit den Pferden. Vielleicht hört/ließt man Sie mal ja wieder.

  5. Julia

    Sehr schade, gerade die Berichte von den Championaten fand ich immer so unterhaltend und kurzweilig geschrieben als wäre man selbst vor Ort.
    Hoffentlich lässt sich die Lücke füllen.
    Ihnen ansonsten alles Gute für den nächsten Lebensabschnitt.

  6. Catharina

    Liebe Frau Pochhammer,

    es ist so schade, dass Sie aufhören, wobei man es natürlich auch verstehen kann. Dennoch, es wird ein ganz großer Teil von St. Georg mit Ihnen gehen. Ich habe Ihre Blogs seit den olympischen Spielen in Rio jede Woche gelesen. Insbesondere die Reisereportagen waren ein Genuss. So bildlich geschrieben, mit Witz und Humor und auch einer Priese Kritik (oder auch einfach Realismus). Vielen Dank für diese tolle Arbeit. Sie wird hier fehlen. Hoffentlich wird es eine ähnlich gute Nachfolge geben. Herr Tönjes hat mit mir seinen Olympiablogs auch sehr gut gefallen, vielleicht wäre er ein Kandidat für den Blog.

    Ich wünsche Ihnen auf jeden Fall alles Gute für die Zukunft und sage Danke für die schönen Beiträge.


Schreibe einen neuen Kommentar