Gefahr für Pferde: West-Nil-Virus „eindrucksvoll zurückgemeldet“

Von
Bildschirmfoto 2018-03-19 um 09.25.16

Stechmücken übertragen das West-Nil-Virus. Als wichtigste Wirte gelten Vögel. Pferde hingegen können zwar erkranken, aber das Virus nicht weiter verbreiten. (© Fotolia)

Infektionen mit dem West-Nil-Virus sind im August angestiegen, auch einige Pferde haben sich wieder mit dem West-Nil-Virus infiziert. Das Friedrich-Löffler-Institut rät zu verstärkter Aufmerksamkeit. Bei neurologischen Problemen sollte man wachsam sein.

Pferde sind wieder von West-Nil-Virus-Infektionen betroffen! Mit den warmen Sommertemperaturen und der damit einhergehenden Hochsaison der Stechmücken hat sich das West-Nil-Virus in Deutschland „eindrucksvoll zurückgemeldet“. Das berichtet das Friedrich-Löffler-Institut (FLI). Anfang Juli 2024 wurden erste West-Nil-Infektionen bei Wild- und Zoovögeln registriert. Im August 2024 stiegen die Zahlen an. Zu diesem Zeitpunkt wurden Infektionen von Pferden mit West-Nil-Virus nachgewiesen. Am 23. August 2024 verzeichnete das nationale Referenzlabor für West-Nil-Virus-Infektionen in Deutschland bereits 14 Fälle bei Pferden, neben 18 bei Wild- und Zoovögeln.

Der Weg der Infektion

Das Virus wird vor allem über Vögel eingeschleppt. Stechmücken nehmen das Virus auf und können es wiederum an Pferde und Menschen übertragen. Diese sind eigentlich kein Wirte des Virus. Sie können das Virus nach derzeitigem Wissensstand nicht weiterübertragen. Das heißt, ein infiziertes Pferd kann kein anderes Pferd anstecken. Dass das Virus in Deutschland in den einheimischen Stechmücken überwintern kann, ist nachgewiesen.

Impfung für Pferde gegen West-Nil-Virus

Die Ständige Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) rät dazu, Pferde in betroffenen Gebieten zu impfen. Auch Pferde, die in diese Gebiete gebracht werden z. B. für Turniere, sollten vor Beginn der Mückensaison gegen das Virus geimpft werden. Die Impfungen sind jährlich zu wiederholen. Eine Impfung gegen das West-Nil-Virus bietet zwar keinen zuverlässigen Schutz vor einer Infektion, verhindert jedoch weitestgehend Symptome.

In diesen Gebieten haben sich Pferde mit West-Nil-Virus infiziert

Die meisten Infektionen mit dem West-Nil-Virus betreffen 2024 die Bundesländer Berlin, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Sachsen. Diese Länder waren bereits in den letzten Jahren besonders von dem Virus betroffen. Die Regionen gelten als Hauptendemiegebiet in Deutschland. Hinzu kommen weitere vereinzelte Infektionen. So ist etwa ein Wildvogel im Raum Mannheim (Baden-Württemberg) positiv gestetet worden. Außerdem wurde bei drei Zoovögeln im Norden von Mecklenburg-Vorpommern der Erreger nachgewiesen. Auch in verschiedenen Landkreisen von Niedersachsen gibt es erste Infektionsfälle bei zwei Pferden. Hinzukommt ein weiterer Verdachtsfall bei einem Zoovogel aus Nordrhein-Westfalen.

Im Jahr 2023 wurden 18 Fälle bei Pferden und 24 bei Vögeln registriert. Neben den Endemiegebiet waren Thüringen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein (Pferd) betroffen. Der Fall in Schleswig-Holstein könnte mit einer Infektion eines Pferdes im nahe gelegenen Hamburg zusammenhängen, bei dem das Virus 2022 nachgewiesen wurde. In dem Jahr war auch ein Pferd in Südwest-Mecklenburg (Landkreis LUP) betroffen. Insgesamt 17 Fälle wurden 2022 in Deutschland bei Pferden registriert.

Wie bereits in den vergangenen Jahren rechnet das FLI mit einer weiteren Ausbreitung des Virus und mit weiteren Infektionsfällen. Kurz nach Veröffentlichung der Meldung des FLI über die neuesten Zahlen am 23. August wurde der Fall eines mit West-Nil-Virus infizierten Pferdes in Hamburg bekannt. Das Pferd steht im Bezirk Altona, die Infektion wurde am 28. August bestätigt. Die Behörde für Justiz und Verbraucherschutz in Hamburg rät Pferdebesitzern, ihre Tiere zu impfen.

Symptome Pferde West-Nil-Virus

Das FLI empfiehlt angesichts der Entwicklung, dass „eine mögliche Infektion mit West-Nil-Virus als wichtige Differentialdiagnose bei einer neurologischen Symptomatik von Vogel und Pferd mit abgeklärt werden“. Starke neurologische Symptome wie Stolpern, Hinterhandlähmung, Muskelzittern, Schwäche bis zum Festliegen zählen zu den typischen Symptomen einer Infektion. Es können auch fiebrige Allgemeinerkrankungen auftreten. In vielen Fällen bleibt eine Infektion von Pferden mit dem West-Nil-Virus symptomlos. Acht Prozent der betroffenen Pferde zeigen neurologische Probleme. Bei 30 bis 50 Prozent dieser neurologisch erkrankten Pferde verläuft die Krankheit tödlich.

Verdachtsfall melden

Eine Infektion mit dem West-Nil-Virus ist eine anzeigepflichtige Tierseuche. Dazu schreibt das FLI: „Verdachtsfälle von Infektionen mit dem West-Nil-Virus bei Pferden und Vögeln müssen abgeklärt werden. Bei Pferden und gehaltenen Vögeln, z. B. in Tierparks und Zoos, muss bei Verdacht der Amtstierarzt verständigt werden. Die Erstuntersuchung soll i.d.R. im Veterinäruntersuchungslabor des betroffenen Bundeslandes erfolgen, die amtliche Bestätigungsuntersuchung im Nationalen Referenzlabor am FLI.“

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!

Kerstin WackermannRedakteurin

Die Redakteurin hinter den großen Ratgeberthemen. Expertin für Pferdemedizin, von Atemweg bis Zysten. Gut vernetzt mit Tierärztinnen und Tierärzten, Universitäten, Hochschulen, Experten und Sachverständigen ist sie die Fachjournalistin, die sich auch seit mehr als 20 Jahren beim St.GEORG mit Pferdehaltungsthemen intensiv auseinandergesetzt und dazu recherchiert hat.

stgeorg_newsletter_booklet