Wissenschaftler testen spezielle Allergen-Immun-Therapie für Pferde mit Sommerekzem

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Pferde mit Sommerekzem leiden unter starkem Juckreiz. (© slawik.com)

Ein Wissenschaftler-Team aus Deutschland, der Schweiz, UK und Island hat untersucht, wie Pferde mit Sommerekzem auf eine Immuntherapie reagieren, bei der den Pferden bestimmte Allergene, also allergieauslösende Stoffe gespritzt werden. Die Ergebnisse dieser Allergen-Immun-Therapie (AIT) sind vielversprechend.

Die Forscher haben für ihre Therapie bestimmte Allergene der Culicoides-Mücke verwendet. Diese Mücke ist in vielen Fällen Auslöser für das Sommerekzem. Pferde mit Sommerekzem reagieren allergisch auf den Speichel dieser Mücke. Starker Juckreiz, Hautausschläge und Entzündungen sind die Folge. Bisher hatte man in Studien nur Allergen-Immun-Therapien (AIT) mit rohen Culicoides-Ganzkörperextrakten getestet. Die Ergebnisse waren dabei nicht nur positiv. Bei manchen Pferden zeigte diese Behandlung keinen Erfolg.

17 Pferde mit Sommerekzem in der Studie

Aus diesem Grund haben die Forscher in dieser Studie nun die Wirkung einer Immuntherapie getestet, die auf sogenannten rekombinanten Hauptallergenen der Culicoides-Mücke basiert. Rekombinante Allergene werden in Laboren hergestellt und sind speziell darauf abgestimmt, das Immunsystem zu trainieren. Sie sollen auf diese Weise Überreaktionen verhindern. Diese Allergene aus dem Labor bestehen nur aus einem Protein, während Allergenextrakte ein Gemisch verschiedener Allergene enthalten. Die Studie umfasste eine Untersuchung mit 17 Pferden. Neun Pferde mit Sommerekzem erhielten dreimal eine Injektion unter die Haut, die unter anderem neun dieser Allergene enthielt. Die anderen acht Pferde mit Sommerekzem bekamen nur ein Placebo. Die Wissenschaftler wiederholten die Immunisierung im folgenden Jahr zweimal.

Helferzellen in Schach halten

Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass sich bei den Pferden, die die Immuntherapie erhielten, die allergischen Symptome deutlich reduzierten. Die Besitzer der Pferde mit Sommerekzem berichteten von weniger Hautschäden. Sie beobachteten, dass die Pferde sich weniger kratzten oder scheuerten. Die Forscher konnten bei der Immuntherapie auch eine Veränderung der Immunantwort erkennen: Sie beeinflusste das Gleichgewicht zwischen TH1- und TH2-Zellen und dämpfte somit die allergische Reaktion. TH1 und TH2-Zellen gehören zu den T-Helfer-Zellen, die entzündliche Prozesse regulieren und Erreger abwehren.

Neue Therapie schlug gut an

Fast 90 Prozent der mit den Antigenen behandelten Pferde hatten im zweiten Behandlungsjahr um mehr als 50 Prozent weniger Hautschäden. Bei den Pferden, die das Placebo bekommen hatten, waren es nur 14 Prozent. Die Desensibilisierung war gut verträglich. Außer einer Schwellung an der Injektionsstelle bei einigen wenigen Pferden gab es keine Nebenwirkungen.

Die Wissenschaftler betonen, dass dies die erste placebokontrollierte Studie sei, die eine positive Wirkung einer Allergen-Immun-Therapie bei der Behandlung von Pferden mit Sommerekzem zeigt. Sie kommen zu dem Schluss, dass einige Injektionen eines Pools von Culicoides r-Allergenen (in Kombination mit Alaun und MPLA als Immunmodulatoren) ein vielversprechender Ansatz für die Behandlung von Pferden mit Sommerekzem sind.

Geringe Nebenwirkung für Pferde mit Sommerekzem

Die Forscher diskutierten auch, wie wichtig eine frühzeitige Behandlung für Pferde mit Sommerekzem ist, um den chronischen Verlauf der Krankheit zu vermeiden. Sie weisen darauf hin, dass die Allergen-Immun-Therapie nicht nur Symptome lindert, sondern auch die langfristige Immunantwort verbessert. Ein weiterer Vorteil der Immuntherapie: Das Risiko von Nebenwirkungen ist geringer als bei herkömmlichen Behandlungsmethoden wie Antihistaminika oder Steroiden

Die Studie „Allergen immunotherapy using recombinant Culicoides allergens improves clinical signs of equine insect bite hypersensitivity“ ist erschienen bei Frontiers of Allergy.

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Kerstin WackermannRedakteurin

Die Redakteurin hinter den großen Ratgeberthemen. Expertin für Pferdemedizin, von Atemweg bis Zysten. Gut vernetzt mit Tierärztinnen und Tierärzten, Universitäten, Hochschulen, Experten und Sachverständigen ist sie die Fachjournalistin, die sich auch seit mehr als 20 Jahren beim St.GEORG mit Pferdehaltungsthemen intensiv auseinandergesetzt und dazu recherchiert hat.

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