Ein Nageltritt beim Pferd kann harmlos sein. Aber das Risiko ist groß, dass auch tiefer liegende Strukturen verletzt wurden. So handeln Sie im Notfall richtig.
Nageltritte sind häufig und führen oft zu behandlungsbedürftigen Verletzungen. Kleine Läsionen in der Hufkapsel wirken harmlos, doch das täuscht! Selbst ein oberflächlicher Nageltritt kann tief liegende Strukturen wie Knochen, Gelenke, Schleimbeutel, Sehnen und Sehnenscheiden beschädigen. Bleibt die Verletzung unbehandelt, drohen schwere Infektionen. Besonders gefährlich: Nägel sind meist verschmutzt, und die winzigen Einstichstellen schließen sich schnell. Bakterien finden ideale Bedingungen, um sich auszubreiten. Deshalb ist schnelles und konsequentes Handeln entscheidend, um Komplikationen zu vermeiden.
Infektionen vermeiden: Nageltritt

Nahe an der Hufsohle liegen wichtige Strukturen wie Schleimbeutel am Strahlbein oder Hufgelenk. Diese können durch lange, spitze Gegenstände wie einen Nagel verletzt werden, Infektionen drohen.
Dass ich im Stall das Pferd bei einem Nageltritt einfach ruhig stehen lassen kann, ist natürlich der Idealfall. Oft kommt es aber vor, dass sich das Pferd beim Ausritt oder einem Turnier etwas eintritt. Dann kann es nötig sein, den Gegenstand aus dem Huf zu ziehen, um nach Hause zu kommen. Das ist nicht optimal, manchmal geht es aber nicht anders. Ganz wichtig dabei: Man sollte sich merken, wo und in welchem Winkel der Gegenstand im Huf gesteckt hat, eventuell mit dem Handy ein Foto aus verschiedenen Perspektiven machen.
Steckt der Gegenstand noch im Huf, kann der Tierarzt mithilfe von Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Perspektiven erkennen, wie tief der Nagel im Huf steckt und ob er Schleimbeutel bzw. Knochen erreicht hat bzw. ob diese beschädigt sein könnten. Ist das der Fall, ist eine Überweisung in die Klinik nötig, um den Stichkanal zu spülen. Auf diese Weise sollen Infektionen an den kritischen Stellen vermieden werden.
Bei betroffenen Gelenken: Punktion
Wurde der Gegenstand bereits aus dem Huf gezogen, arbeiten Tierärzte mit einer Sonde. Diese wird in den Stichkanal geschoben und der Huf anschließend geröntgt. So lässt sich die Reichweite der Verletzung besser einschätzen. Wenn der Nagel aber schon vor längerer Zeit herausgezogen wurde, kann es sein, dass das dünne Ende des Stichkanals, wo zum Beispiel die Nagelspitze im Huf steckte, schon wieder zugewachsen ist. Das geht recht schnell. Das ist kritisch, wenn man anhand der Röntgenbilder davon ausgeht, dass der Stichkanal kurz vor Schleimbeutel oder Gelenk endet, er in Wirklichkeit aber diese Bereiche getroffen hat und sich dort Infektionen bilden, die man dann erst später wahrnimmt.
Besteht der Verdacht, dass Gelenke betroffen sein könnten, kann eine Punktion der betroffenen Bereiche nötig sein. Dabei wird Gelenksflüssigkeit entnommen und analysiert sowie Kontrastmittel injiziert, um eine genauere Diagnose zu ermöglichen.
Nageltritt: Narkose bei Infektion
Hat sich eine Infektion gebildet, muss das Pferd in Narkose gelegt werden. Der Stichkanal wird von den Tierärzten deutlich abgegrenzt und entzündetes Gewebe entfernt. Anschließend spülen Tierärzte den Bereich, um Bakterien und entzündungsfördernde Substanzen zu beseitigen. Nach dieser Reinigung wird ein Antibiotikum direkt in die betroffenen Bereiche injiziert, um einer möglichen Infektion vorzubeugen. Ein steriler Hufverband unterstützt den Heilungsprozess.
Die Nachsorge nach einer Nageltrittoperation ist wichtig für die vollständige Genesung des Pferdes. Die Dauer des Klinikaufenthalts variiert je nach Schweregrad der Verletzung; in der Regel ist eine Überwachung über mehrere Tage bis Wochen erforderlich, insbesondere wenn wiederholte Spülungen notwendig sind. Nach der Operation bleibt ein Hufverband angelegt, bis der Defekt im Huf ausreichend verhornt ist. Dieser Prozess kann mehrere Wochen dauern.
Mögliche Langzeitfolgen eines Nageltritts
Bei verletzten Gelenken oder Schleimbeuteln sind häufige Langzeitfolgen die Entwicklung von Arthrose oder anderen degenerativen Gelenkerkrankungen. Diese resultieren oft aus einer unzureichenden Heilung oder aus Gelenkentzündungen, die nach dem ursprünglichen Vorfall bestehen bleiben und im Laufe der Zeit zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen führen können.
Ein weiteres mögliches Problem ist die Bildung von Fistelkanälen, die entstehen können, wenn der Stichkanal im Huf nicht vollständig heilt. Diese Fisteln sind oft schwer zu behandeln und können zu wiederkehrenden Entzündungen führen. Darüber hinaus können Nageltrittverletzungen zu einer Veränderung der Hufstruktur führen. Eine unzureichende Heilung kann das Hufwachstum beeinträchtigen, was zu unregelmäßigen Hufen, veränderten Belastungen und möglicherweise zu weiteren Verletzungen führen kann. Spezielle Hufbeschläge und ein intensiverer Pflegeaufwand können die Folge sein.
Nachsorge: Regelmäßige Kontrollen sind wichtig
Insgesamt ist es wichtig, die Langzeitfolgen von Nageltrittverletzungen ernst zu nehmen – mit einer Ausnahme: Hat sich das Pferd ein Eisen abgetreten und dann einen Nagel des Eisens wieder eingetreten, ist dies kein klassischer Nageltritt und führt meist „nur“ zu einem Hufgeschwür.
Eine umfassende Nachsorge sowie regelmäßige Kontrollen durch den Tierarzt sind bei einem Nageltritt entscheidend, um die vollständige Heilung zu unterstützen und zukünftige Probleme frühzeitig zu identifizieren. Einen Nageltritt sollte man nie verharmlosen! Wenn es zu einer Infektion des Schleimbeutels oder des Hufgelenks kommt, kann das im schlimmsten Fall bedeuten, dass das Pferd eingeschläfert werden muss.
Nageltritt: Schnell und richtig handeln!

Ein eingetretener Nagel kann wichtige Strukturen wie Schleimbeutel oder Gelenke beschädigen. Mittels Röntgen muss der Schaden sichtbar gemacht werden. (© Lenz)
Hat sich das Pferd einen Nagel oder einen ähnlich spitzen Gegenstand eingetreten, sollte man schnell handeln, um mögliche Komplikationen zu vermeiden.
- Tierarzt rufen: Nageltritt ist ein Notfall – sofort informieren!
- Huf kontrollieren: Nagel oder Fremdkörper identifizieren.
- Verletzung dokumentieren: Gegenstand im Huf lassen, Position und Winkel notieren oder fotografieren.
- Hufverband anlegen: Huf nach der Reinigung schützen.
- Kliniküberweisung: Bei Verdacht auf Gelenk- oder Schleimbeutelverletzung sofort handeln.
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