Luzerne als Pferdefutter: Vorteile, Risiken und die richtige Fütterung

Von
fuettern8204(1)

Wer Luzerne füttert, sollte die Inhaltsstoffe der anderen Futtermittel kennen, um eine geeignete Ration zu erstellen. (© Slawik)

Luzerne hat viele positive Eigenschaften, die nicht nur Landwirte zu
schätzen wissen. Von der „Königin der Futterpflanzen“ profitieren auch viele Pferde.
Welche Vorteile sie bietet und was man bei der Fütterung beachten muss.

Dank ihres ausgedehnten Wurzelsystems verträgt Luzerne Trockenheit besser als manch andere Gräser, was sie aktuell in der Diskussion um zunehmende Dürreperioden besonders interessant macht. Und sie bringt viel Ertrag. Doch das ist nicht alles: Mit ihren Inhaltsstoffen punktet Luzerne als Pferdefutter.

Diese Vorteile bietet Luzerne als Pferdefutter

Luzerne hat sich als gute Futtermitteloption etabliert, da sie nährstoffreich ist, viel Energie und vor allem viele Proteine liefert. Gleichzeitig ist ihr Zuckergehalt sehr gering. Bei Luzerne liegt er im Schnitt etwa bei drei Prozent, während in Heu meist bis zu zehn Prozent Zucker enthalten sind. Dies ist besonders vorteilhaft für Pferde, die empfindlich auf Zucker oder Kohlenhydrate reagieren. Als hochwertige Proteinquelle ist die Pflanze reich an essenziellen Aminosäuren. Diese sind entscheidend für den Aufbau und die Reparatur von Muskelgewebe. Daher kann Luzerne eine sinnvolle Ergänzung in der Ration von Sportpferden, Zuchtstuten und Stuten in der frühen Laktationsphase sein.

Luzerne liefert eine Fülle bioverfügbarer Mineralien, die der Körper des Pferdes leicht aufnehmen kann. Sie enthält wichtige Nährstoffe wie Kalzium, Magnesium, Kalium, Schwefel, Eisen, Kobalt und Zink. Der hohe Kalziumgehalt, insbesondere in Kombination mit Phosphor, spielt eine entscheidende Rolle im Knochenwachstumsprozess bei jungen Pferden.

Adobe Stock

Luzerne ist sehr proteinreich und enthält viel Kalzium. (© Adobe Stock)

Zusätzlich bietet Luzerne eine Vielzahl an Spurenelementen und Vitaminen. Dazu zählen Beta-Carotin, das in Vitamin A umgewandelt wird, Vitamin E sowie mehrere B-Vitamine wie Thiamin, Riboflavin, Pantothensäure, Biotin und Folsaäure. Der hohe Kobaltgehalt in Luzerne ist wichtig für die Synthese von Vitamin B12, das für die Eisenaufnahme und eine optimale Energienutzung notwendig ist. Experten empfehlen, täglich 0,1 bis 0,5 Kilogramm Luzerne pro 100 Kilogramm Körpergewicht zu verfüttern. Dabei müssen sie den allgemeinen Bedarf des Pferdes, insbesondere an Eiweiß, sowie andere Futtermittel in die Berechnung einbeziehen.

Mögliche Nachteile von Luzerne als Pferdefutter

Trotz der vielen Vorteile von Luzerne als Pferdefutter ist es wichtig, potenzielle Risiken zu kennen. Falsche und übermäßige Luzernefütterung kann zu Problemen führen. Luzerne hat ein für Pferde eher ungünstiges Kalzium-Phosphorverhältnis von 4:1. Zu viel Kalzium hemmt die Aufnahme anderer Nährstoffe, insbesondere Magnesium, Kupfer, Phosphor, Zink, Mangan und Selen können schlechter verwertet werden. Um das Kalzium-Phosphor-Verhältnis im empfohlenen Bereich zu halten, könnte es nötig sein, andere Kalziumquellen in der Fütterung zu reduzieren oder Phosphorquellen hinzuzufügen.

Landwirte und Tierhalter sollten bei hohen Luzernemengen den Einsatz von Futtermitteln wie Rübenschnitzeln reduzieren, da diese wenig Phosphor und viel Kalzium enthalten. Weizenkleie, die meist als Basis im Mash dient, sowie andere spezielle Ergänzungen können den Phosphorbedarf erhöhen und die Ernährung ausgleichen.

Höheres Risiko für Hufrehe?

Bei einer Ration mit Getreide kann Luzerne mit ihrem hohen Phosphoranteil allerdings auch dazu beitragen, das optimale Kalzium-Phosphorverhältnis von 2:1 in der Gesamtration zu erreichen. Eine Analyse der Futtermittel und Rationsanpassung ist auf jeden Fall sinnvoll! Zumal Luzerne auch reich an Eisen ist, von dem Pferde in der Regel meist zu viel aufnehmen. Andere Mengen- und Spurenelemente werden dann schlechter verwertet.

Diskutiert wird auch darüber, ob Pferde, die anfällig für Hufrehe sind, empfindlich auf Luzerne reagieren. Der Grund könnte die hohe Proteinzufuhr sein. Zwar gilt Eiweiß nicht mehr als eigentlicher Auslöser für Hufrehe, aber eine übermäßige Proteinaufnahme belastet den Entgiftungsstoffwechsel und damit Darm, Leber und Niere. Entzündliche Prozesse können die Folge sein. Hohe Aminosäurekonzentrationen im Blut nach dem Verzehr von Luzerne können zudem die Insulinausschüttung anregen und somit auch das Risiko für Hufrehe erhöhen.

Diese Pferde profitieren besonders von Luzerne

Pferde im Wachstum

Luzerne bietet eine wertvolle Futterquelle, um den Bedarf an verdaulicher Energie und Protein bei jungen Pferden zu decken. Wichtig ist die Menge: Die alleinige Fütterung von Luzerneheu kann zu einer Überversorgung mit verdaulicher Energie führen. Dies kann schnelles Wachstum begünstigen und das Risiko für Entwicklungsstörungen des Skelettsystems erhöhen. Luzerne ist eine hervorragende Kalziumquelle, die für das Knochenwachstum wichtig ist. Um eine ausgewogene Ernährung sicherzustellen, sollten Kalzium und Phosphor in einem Verhältnis von 2:1 bereitgestellt werden, wobei beide Mineralien in ausreichenden Mengen vorhanden sein müssen.

Laktierende Stuten

Slawik

Pferde im Wachstum wie auch laktierende Stuten profitieren von dem hohen Proteingehalt.

Während der letzten drei Monate der Trächtigkeit und besonders in der frühen Laktationsphase haben Stuten einen hohen Energie- und Proteinbedarf. Es ist entscheidend, diese Stuten angemessen zu ernähren, damit sie genügend hochwertige Milch zur Verfügung stellen und sich das Fohlen gut entwickelt. Der hohe Kalziumanteil der Luzerne wirkt sich bei tragenden Stuten positiv auf die Knochenentwicklung des Fohlens aus. Darüber hinaus erlaubt die höhere Futteraufnahme im Vergleich zu anderen Heusorten eine bessere Versorgung, insbesondere wenn die Stuten nur begrenzt Appetit haben.

Pferde mit Magengeschwüren

Dank ihres hohen Gehalts an Protein und Kalzium puffert Luzerne Magensäure ab. Dies kann das Risiko von Magengeschwüren senken. Die Fütterung von Luzerne kann außerdem die Sekretion von Magensäure beeinflussen. Studien zeigen, dass Rationen mit Luzerneheu die Anzahl und Schwere der Magenläsionen bei Pferden signifikant reduzieren konnten.

Kathmann

Luzerne puffert Magensäure
ab und reduziert die Gefahr von Magengeschwüren.

Leistungspferde

Pferde, die moderate bis schwere Arbeit leisten, benötigen mehr Energie und Protein. Luzerne kann als Pferdefutter dienen, um diesen Bedarf zu decken. Ebenfalls vorteilhaft für diese Pferde ist der Aspekt, dass Luzerne Magensäure puffert und die Gefahr von Magengeschwüren senkt.

Dünne und magere Pferde

Bei zu dünnen Pferden kann man einen Teil des Heus durch Luzerne ersetzen. So erhalten die Tiere mehr Proteine, nehmen zu und können mehr Muskelmasse aufbauen. Bei Senioren muss man hier allerdings darauf achten, ob sie die harten Stängel gut kauen können. Alternativ bietet sich hier Luzerne in der Form von Cobs an.

Pferde mit Stoffwechselproblemen

Für solche Pferde scheint Luzerne wegen des geringen Zuckergehalts ein gutes Futtermittel zu sein. Allerdings sollte man deren Fütterung stark vom Body Condition Score abhängig machen und danach beurteilen, ob ein proteinreiches Futter sinnvoll ist. Zu große Mengen an Luzerne können zudem den ohnehin empfindlichen Organismus zusätzlich belasten. Bei allen Pferden gilt: Aufgrund ihres hohen Energie-, Protein- und Kalziumgehalts muss Luzerne sorgfältig in die Fütterung aufgenommen werden, um Ernährungsungleichgewichte zu vermeiden. Futtermittelanalysen sind die Basis für eine ausgewogene Ration.

Eignet sich Heulage? Luzerne als Pferdefutter

Bisher wurde Luzerne meist als Heu oder in der Form von Häckseln und Pellets verfüttert. Wissenschaftler haben am Haupt- und Landgestüt Marbach untersucht, wie gut sich Luzerne-Heulage für Pferde eignet, da sie prinzipiell die folgenden beiden Vorteile bietet: Als feuchtes Futter eignet sich die Luzerne-Heulage gut für Asthmatiker und die Blattverluste sind in Luzerne-Heulage geringer als im Heu, da Luzerneblätter schneller trocknen und oft zerfallen.

Die Forscher untersuchten die Nährstoffzusammensetzung und die Futterhygiene von Luzerne. Zudem erfassten sie, wie gut die Pferde die Luzerne fraßen und analysierten die Blut-, Urin- und Kotparameter von Pferden, die Luzernesilage im Vergleich zu Luzerneheu und Wiesenheu erhalten hatten. Die Ergebnisse zeigen, dass die elf teilnehmenden Pferde die Luzerne-Heulage gerne fraßen. Anhand bestimmter Kotwerte schlussfolgerten die Forscher, dass Luzerne-Heulage sich positiv auf die Verdauung im Dickdarm auswirkt und ein gutes Futter für Pferde mit Kotwasser sein könnte.

Sorgfalt bei der Herstellung: Luzerne als Pferdefutter

Die genommenen Blutwerte, bei denen man den Fokus auf Leber- und Nierenwerte gelegt hatte, lagen im Normalbereich. Im Vergleich zu anderen Arten scheiden Pferde einen viel höheren Anteil an Kalzium über die Niere aus, daher ist die Niere ein wichtiges regulatorisches Organ im Kalziumstoffwechsel von Pferden. Obwohl die Pferde in der Studie überversorgt waren, konnten im Blut keine auffällig hohen Kalziumwerte gemessen werden. Die Wissenschaftler kommen zu dem Schluss, dass Luzerne-Heulage ein alternatives Futter für die Pferdeernährung bietet.

Um eine gute hygienische Qualität zu haben, muss man bei der Herstellung der Luzerne-Heulage sorgfältig arbeiten. Aufgrund ihrer Inhaltsstoffe lässt sich die Pflanze nur schwer fermentieren. Dies ist aber nötig, damit sich keine krankmachenden Bakterien wie Hefen oder Clostridien bilden. Um eine ausreichende Silierung zu erreichen und die Luzerne möglichst sauber einzuwickeln, schnitten die Forscher die Luzernestängel auf 35 mm, achteten auf eine Schnitthöhe von mindestens zehn Zentimetern und verwendeten eine Press-Wrap-Kombination. Dadurch verdichtete sich das grobe Pflanzenmaterial besser.

Qualität des Wachstums hängt von Anbaubedingungen ab

Adobe Stock

Die Luzerne zählt zu den kleeartigen Futterpflanzen. (© Adobe Stock)

Um auch die Blätter in den Ballen zu erhalten, verarbeiteten die Landwirte die Luzerne nach dem Schnitt besonders behutsam. Sie verpackten die Luzerneballen mindestens zehnfach mit Kunststofffolien, damit die Stängel die Folie nicht beschädigen, da eindringender Sauerstoff Pilzwachstum fördert. Als Fermentationszusatz nutzten die Wissenschaftler Propionsäure. Gelagert wurden die Heulageballen anschließend auf einer Betonoberfläche und von oben mit einem Vogelschutznetz abgedeckt. Regelmäßig wurden die Ballen überprüft, um Schäden an der Folie rechtzeitig zu bemerken.

Für Nutztiere stellt Luzerne ein bedeutendes Futtermittel dar, da sie ertragreich und proteinreich ist. Die Qualität des Wachstums hängt maßgeblich von den Anbaubedingungen ab. In Regionen mit hohen Niederschlägen, lehmigen Böden oder Problemen mit Bodenverdichtung erzielt Luzerne geringere Erträge. Optimal gedeiht sie im warmen, trockenen Klima auf gut drainierten, alkalischen Böden mit einem pH-Wert von 7.

Künstliche Trocknung: Luzerne als Pferdefutter

Ihre hohe Trockenresistenz ermöglicht ein Wachstum über vier bis acht Jahre, wenn die Bedingungen stimmen. Die Aussaat erfolgt im Frühjahr oder in den Sommermonaten, vorausgesetzt die Bodentemperatur erreicht mindestens 8 °C. Während der Vegetationsperiode kann der Landwirt im Durchschnitt drei bis sechs Schnitte pro Jahr von der Luzerne machen, mit Ausnahme des ersten Jahres nach der Saat.

Die dicken Stängel der Luzerne trocknen nur langsam, sodass lange Schönwetterperioden für die Heuernte nötig sind. Für den Einsatz in der Pferdefütterung wird Luzerne deswegen künstlich getrocknet. So können auch die Blätter, die schneller trocknen und dann abfallen, genutzt werden. Diese werden meist als Luzernemehl in Pellets gepresst. Sie haben einen niedrigeren Rohfasergehalt als die Stängel, sind dafür aber nährstoffreicher.

Luzerne-Pellets gegen Magengeschwüre

Französische Tierernährungsforscher des Lab to Field in Dijon untersuchten den Einfluss von Luzerne-Pellets auf das Risiko für Magengeschwüre im unteren Magenbereich (Equine Glandular Gastric Disease) bei Sportpferden und stellten fest, dass dieses Risiko sinkt, wenn man einen Teil ihres Kraftfutters durch Luzerne-Pellets ersetzen. Viele Faktoren sind verantwortlich dafür, dass Pferde Magengeschwüre entwickeln, zu den häufigsten zählen falsche Fütterung und Stress. Die Untersuchung konzentrierte sich auf die Wirkung von Luzerne-Pellets.

In der Studie wurden 82 Traber mit Equine Glandular Gastric Disease (EGGD) zwischen drei und vier Jahren ausgewählt, und am Ende wurden die Daten von 77 Pferden ausgewertet. Alle Pferde erhielten Magenspiegelungen zu Beginn, während und am Ende der 42-tägigen Studie. Die Kontrollgruppe erhielt ihr gewohntes Futter, während die Behandlungsgruppe die Hälfte ihres Kraftfutters durch Luzerne-Pellets ersetzt bekam. Am Ende der Studie wiesen nur vier Pferde der Behandlungsgruppe Magengeschwüre auf, im Vergleich zu zwölf in der Kontrollgruppe, was die potenziellen Vorteile der Luzerne-Pellets für die Gesundheit der Pferde unterstreicht.

Lesen Sie auch:

#doitride-Newsletter   Sei dabei und unterstütze die #doitride-Kampagne! Mit unserem Newsletter verpasst Du keine Neuigkeiten rund um #doitride. Jetzt aktivieren!

stgeorg_newsletter_booklet