Souverän schicken sich die britischen Vielseitigkeitsreiter an, den siebten Europameisterschaftstitel in Folge zu gewinnen. 119,0 Minuspunkte stehen für die sie vor dem abschließenden Springen zu Buche, mit weitem Abstand folgen die deutschen Reiter (183,10), die damit noch Aussicht auf die Team-Silbermedaille haben, gefolgt von Frankreich (209,09), Italien (215,7) Belgien (250,01) und Dänemark (250,9).
In der Einzelwertung hat der Franzose Nicholas Touzaint mit Galan de Sauvagère, der als einziger mit seinem Dressurergebnis von 29,40 Punkten abschloss, die Führung übernommen. Titelverteidigerin Zara Phillips liegt mit 32,60 Punkten weniger als einen Springfehler auf Platz zwei. Vor den Augen ihrer Mutter, Prinzessin Anne, ritt die Britin auf dem 14-jährigenToytown eine flotte Runde, allerdings mit einigen bangen Momenten, in denen das Pferd drohte, außer Kontrolle zu geraten. Das war harte Arbeit, sagte sie nach ihrem Ritt. Einmal trat sich der Fuchs in die Gamaschen und drohte zu stürzen. Vorläufig Dritte ist die deutsche Einzelreiterin Bettina Hoy auf Ringwood Cockatoo (38,30), die über die Leistung ihres 16-jährigen Schimmels übers ganze Gesicht strahlte. Ich habe erreicht, was ich wollte, sagte sie. nämlich beste Deutsche zu sein. Die Europameisterin von 1997 war nicht ins Team berufen worden, weil sie im Laufe der Saison nur wenige Prüfungen geritten ist. Ich hatte für die Entscheidung volles Verständnis, sagte sie aber ich setze mein Pferd nur sehr dosiert ein, schließlich muss es nichts mehr lernen, sondern hat fast jeden Sprung auf dieser Welt gesehen.
Mannschaftsreiter Hinrich Romeike liegt nach dem Gelände auf Platz sieben, Ingrid Klimke auf Platz zehn, Peter Thomsen auf Platz 17 und Einzelreiterin Beeke Kaak mit Sinjang auf Platz elf. Ein tolles Debüt, lobte Bundestrainer Hans Melzer die Bundeswehrsportschülerin für ihren ersten Championatsauftritt.
Die deutschen Teamreiter konnten ihren Vorsprung aus der Dressur nicht halten. Als Klippe für die ersten beiden Starter, Ingrid Klimke (Münster) auf Abraxxas und Peter Thomsen (Lindewitt) auf The Ghost of Hamish, erwies sich eine schwierige Abwärtspassage, wo beide Pferde einmal am Hindernis vorbeiliefen und 20 Strafpunkte kassierten. Daraufhin ritten die übrigen deutschen Reiter die leichtere, aber zeitraubende Alternative. Beide Pferde sind bis auf dieses Versehen sehr gut gegangen, sagte Hans Melzer. Der Britin Daisy Dick gelang als eine von drei Reitern die Abwärtsroute ohne Probleme. Die meisten Reiter wählten von Anfang an einen längeren Weg. Ich bin froh, dass es geklappt hat, aber ich möchte es nicht nochmal machen, sagte Daisy Dick nach ihrem Ritt.
Als einziger deutscher Mannschaftsreiter blieb Hinrich Romeike (Nübbel) auf Marius ohne Hindernisfehler. Wie ein Uhrwerk zog der Holsteiner Schimmel über die 6020 Meter lange kräftezehrende Hügelstrecke vor den Toren Roms. Das war die schwerste Prüfung, die wir je bewältigt haben, sagte Romeike. An Sprung zehn gab es einen bangen Moment, als Marius mit dem Hinterbein an eine Stange anschlug und einige Tritte unsicher weitergaloppierte, bis er sich wieder eingelaufen hatte. Jetzt hofft man im deutschen Team, dass er sich keine Verletzung zugezogen hat, die einen Start im Springen am Sonntag verhindern könnte. Dann wäre die Mannschaft geplatzt, denn der vierte Reiter, Frank Ostholt (Warendorf) beendete seinen Ritt an Hindernis 24 nach zwei Verweigerungen. Mein Pferd war müde, es zog nicht mehr. Meine Befürchtung, dass der Kurs sehr an der Kondition zehrt, hat sich bewahrheitet, sagte der WM-Vierte von 2006. Bevor er ein drittes Mal das Hindernis anreiten konnte, wurde er von der Groundjury angehalten mit einer roten Fahne. Erstmalig wurde diese Syswtem angewendet: Hatte das Richtergremium den Eindruck, dass das Pferd erschöpft oder überfordert war, gab es zunächst eine gelbe Karte, die dem Reiter signalisierte, dass er unter verstärkter Beobachtung steht. Festigten sich die Bedenken der Jury, wurde er mit einer roten Flagge angehalten. Insgesamt wurden drei Reiter auf diese Weise aus dem Wettbewerb genommen. Ostholt, dem allerdings keine Vorwarnung geben wurde, weil seinPferd bis dahin problemlos gegangen war, wurde anschließend zur Jury zitiert. „Wir wollten ihn zum Nachdenken anregen“, sagte Chefrichter Christoph Hess.
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