Viele Pferde gingen deutlich besser im Grand Prix Special
als noch im Grand Prix. Auch drei deutsche Pferde konnten sich deutlich
steigern. Nur Anabel Balkenhol erwischte einen
rabenschwarzen Moment. Die Olympiarichter, die auch in Aachen die Urteile
sprechen, müssen sich aber eventuell noch einmal darüber verständigen, was sie
wie beurteilen.
Kristina Sprehe ist happy! Desperados hat mir zu jedem Moment ein tolles, sicheres Gefühl gegeben, bilanziert sie ihren zweiten Sieg beim CHIO Aachen. Das klingt schon euphorischer als das gut zufrieden nach dem Grand Prix-Sieg am Donnerstag. Exakt 81 Prozent standen am Ende unterm Protokoll. Der Hannoveraner ging gleichmäßiger als im Grand Prix, als seine alte Angewohnheit, mit dem linken Hinterbein vor allem in der Passage deutlich höher und weiter unter den Körperschwerpunkt zu fußen, mehr zu Tage trat als heute. Die Frage war, ob Kristina Sprehe und Desperados einmal doch Nerven zeigen würden. Die Antwort: Nein! Als gäbe es keinen Druck, reitet Kristina Sprehe mit dem De Niro-Sohn hinein. Das Halten kann sicherlich noch besser gelingen. Aber ab dann ist die Marschrichtung die 80-Prozent-Marke. Der mehrfach geforderte starke Trab (8,3 und 8,4) gelingt mit deutlicher Rahmenerweiterung. Der Franzose Jean Michel Roudier, Richter bei H, gibt sogar eine 10, auch für Sitz und Einwirkung zückt der Juror die Idealnote. Bei ihm kommt Kristina Sprehe auf insgesamt 85,444 Prozent, bei seinem niederländischen Kollegen Wim Ernes, der bei B sitzt, lediglich auf 77,444 Prozent. Acht Prozentpunkte Unterschied beim Siegesritt? Das klingt nach Gesprächsbedarf, denn die andere Perspektive kann einen derart astronomischen Unterschied kaum erklären. Bis London sind ja noch drei Wochen Zeit. Dort sitzen ja auch wieder sieben Fachleute in den Häuschen rund ums Viereck. In der Passage fußt der Hengst immer mal wieder ungleich, (7,8) eine Störung im Gleichmaß, der Takt bleibt aber erhalten. In den Traversalen, die mit Faktor zwei in die Wertung eingehen, gibt es im Schnitt eine 8,2. Die Einzelnoten der Richter werden nicht mehr angezeigt. Auch im starken Schritt bekommt Desperados vollkommen verdient Noten bis 9,0. Vor der ersten Piaffe stehen 80,64 Prozent auf der Anzeigetafel, Die beiden Piaffen (8,3 und 8,2) untermauern den starken Eindruck. Nicht ganz optimal eingeteilt sind die Zweierwechsel, Kristina Sprehe beginnt sie zu spät (8,0), die Einerwechsel sind sehr gleichmäßig (8,0), die erste Pirouette etwas groß (7,9), die zweite ist schwächer (7,4). Dann kommt die letzte Mittellinie. Da punktet das Paar noch einmal so richtig. Die Passage ist die beste der Prüfung, in der Piaffe setzt sich der Hengst extrem (8,5) hält aber den Takt, er ackert und arbeitet, seine Reiterin begleitet ihn so soll das sein. Ein Paar im Einklang! 81,0 Prozent der Sieg.
Helen Langehanenberg und Damon Hill haben zuvor gut vorgelegt. Der Dunkelfuchs ist kooperativer, zieht nach vorne. Schon vor der Prüfung piaffiert Helen Langehanenberg noch einmal draußen alles gelingt ganz gleichmäßig. Die Glocke klingelt, es geht los. Noch eine letzte Piaffe, die gut gelingt. Das fühlte sich an, da war alles gut, sagt Langehanenberg nach ihrem Ritt. Also den Galoppgang rein und hinein ins Viereck. Das Halten kostet, wie schon im Grand Prix, Punkte. Das Paar beginnt mit 61 Prozent. Guter starker Trab, flüssige Traversalen, sichere, dynamische Passagen (hier Beurteilungen bis 9,0) und dann ist die 78 Prozentmarke auch wieder erreicht. Wie fokussiert das Paar heute arbeitet, zeigt der Übergang am Wechselpunkt von der Passage (8,2) in den starken Schritt (7,9) das ist Präzision auf den Millimeter. Kleine Schrecksekunde dann in der ersten Piaffe: untenrum ist alles OK, sprich die Beine fußen taktmäßig und aktiv, aber im Hals klappt der Hengst ab. Die nächste Piaffe ist da noch sicherer, die folgende Passage (8,7) zeigt: Harmonie wieder voll hergestellt. Die Zweierwechsel sind sicher (8,1), dürfen aber nicht enger im Hals werden, Vor den 15 Einerwechseln holt die zierliche Reiterin noch einmal Schwung an der kurzen Seite (7,5). Es folgt eine Pirouette Marke Lehrbuch (8,3). Mehre Neunen sammelt das Paar dann in den abschließenden Passagen. Und dann steht der Donnerhall-Sohn da, das Publikum tobt. Dami und Helen halten einen Moment inne. Genießen, das ist jetzt angesagt. Die 80-Prozent-Marke ist völlig zurecht geknackt – 80,622 Prozent, letztendlich Platz zwei.
Ein Ritt mit konstanter Anlehnung gelingt der Österreicherin Victoria Max-Theurer mit dem Oldenburger Augustin. In der gesamten Trabtour ist das Paar konstant über 80 Prozent. Erst der Schritt bringt Abzüge. Im starken Schritt verhält sich Augustin sich zunächst etwas, im versammelten Schritt kann er nicht alle Richter überzeugen. Seit Anfang des Jahres trainiert die Österreicherin mit Wolfram Wittig. Der hat vor allem am Sitz der Reiterin und an der Feinabstimmung gearbeitet. Das sieht man beispielsweise in den Piaffen, in denen Augustin dazu neigt, zu viel Last aufzunehmen. Die Lastaufnahme stimmt, der Takt ist bombensicher in der zweiten Piaffe (7,8). In den fliegenden Wechseln von Sprung zu Sprung hält sich der Hengst etwas fest (7,6), beide Pirouetten sind gut zentriert, gut eingeteilt und rhythmisch. Mit 77,6 Prozent wird sie wie im Grand Prix Dritte.
Dorothee Schneider hat mit Diva Royal eigentlich schon ein Aachen, wie sie es zuvor noch nicht gehabt hat. Erstmals im deutschen Team am Start, eine gute Runde im Grand Prix, den Olympiastart in greifbarer Nähe. Im Grand Prix Special kann sie aber sogar noch einen draufsetzen. Das Paar beginnt im hohen Siebenerbereich, 76,5 Prozent sind es am Ende des ersten Drittels, das im Grand Prix Special von Trabverstärkungen und Passagen dominiert wird. Dann der starke Schritt: 8,3 als größerer Name, so steht zu vermuten, hätten die Richter hier sicherlich auch mal zur Neun gegriffen: Die Stute schreitet im Viertakt, macht viel Boden gut und ist beispielhaft entspannt. Bis London kann sich so etwas ja noch herumsprechen, zumal die Stute ihn im Stadion noch einmal zeigt, als das Publikum mit einem Riesenapplaus seine Sympathie für das Paar nach Abschluss der Prüfung zeigt. Glaube doch nicht einer, dass die Stute auch nur die Idee entwickeln würde, anzuzackeln. Zufrieden zieht sie ihre Runde ganz Diva, ganz royal im Selbstverständnis. Die Piaffen und Passagen gelingen, alles federt, alles ist leicht. Die Anlehnung ist noch leichter als im Grand Prix. Heike Kemmer, Aktivensprecherin im deutschen Dressurausschuss bringt es so auf den Punkt: Diva Royal ist hier in Aachen noch einmal kürzer, noch geschlossener geworden. Serienwechsel gelingen gut (Zweier: 7,8, Einer die sehr gut eingeteilt sind! mit einer 7,7). In den Pirouette ist noch Luft nach oben. Nach einem elastischen mit viel Risikobereitschaft und bis zum Wechselpunkt vorgetragenen starken Galopp (7,8) und einer letzten federnden Piaffe, sagen die Richter 77,378 Prozent und die Zuschauer Dressurreiten kann so schön sein!!!!!
Fünte wird die dänische Prinzessin Nathalie zu Sayn-Wittgenstein, die mit ihrem verlässlichen Digby in den Serienwechseln (Zweier: 8,2, Einer: 7,9), den beiden Pirouetten (8,2 und 8,1) und einer tollen letzten Piaffe-Passage-Tour punktet (7,8 und 8). 76,622 Prozent sind das verdiente Ergebnis und spätestens jetzt ist vielen klar, das die Dänen zu recht als Medaillenkandidaten gehandelt werden zumal mit 75,067 Prozent Anna Kasprzak und Donnperignon spritziger als im Grand Prix begonnen haben. Im Galopp reitet die Dänin noch etwas auf Sparflamme, in den Eierwechseln wird der Donnerhall-Sohn eng im Hals, läuft dann aber zu Höchstform in den Pirouetten auf. Auch Passagen und Piaffen sind am Ende energischer als zu Beginn der Prüfung. Fazit: eine recht gute Runde, bei der man sicherlich noch bis London an Kleinigkeiten feilen und dann noch etwas an Punkten wird draufsetzen können, Platz sieben.
Einen Platz davor: Die Italienerin Valentina Truppa und ihr Rophdiamant-Sohn Eremo del Castegno waren zwar in München in den Club der 80plus-Kandidaten aufgestiegen, aber das sieht mehr nach einer Stippvisite aus: Häufig schwingt das linke Hinterbein vermehrt unter den Körper in der Passage, was durchgängig Bewertungen zwischen 7 und 8 nach sich zieht. Leicht unstet ist die Anlehnung hin und wieder in der Passage, im starken Schritt verliert das Paar Punkte (6,8) Die erste Piaffe könnte mit mehr Selbstverständnis erfolgen, ist aber fleißig, in der zweiten wird der Dressurmops seinem Piaffe-Renommée gerecht (8,1), keine besonderen Vorkommnisse in der Galopptour. Zum Schluss dann eine 8,3 für die letzte Piaffe,.
Einen guten Tag erwischt die Spanierin Beatriz Ferrer-Salat heute. 78 Prozent nach der Trabtour, schwankende Zweierwechsel, zu allem Überfluss auch noch zu Beginn ein Dreier das kostet Punkte. Sehr schöne Piaffe zum Abschluss: 75,067 Prozent, Platz acht.
Nach dem Special steht auch fest, welcher Reiter neben Edward Gal/Undercover, Adelinde Cornelissen/Parzival und Anky van Grunsven/Salinero für die Niederlande nach London reist: Patrik van der Meer mit Uzzo v. Lancet, dem ehemaligen Weltmeister der Jungen Dressurpferde, der sich seit dem Verdener Triumph vor einigen Jahren in der Halsmuskulatur kaum verändert hat. Das Pferd geht eigentlich ständig leicht hinter der Senkrechten, trotz feiner Zügelführung, bis zum Schritt liegt das Oranje-Duo bei 76 Prozent. Die erste Piaffe ist leicht im Vorwärts (6,9), die Zweite besser (7,2), in den Zweierwechseln verwirft sich der KWPN-Wallach im Genick, erhält trotzdem7,8. Auffällig ist, dass der Braune in den Wechseltouren gerade und flach im Vorderbein wird, wohingegen er in der Verstärkung durchaus elastisch zu galoppieren mag. In den 15 Einerwechseln stört der pinselnde Schweif das Gesamtbild (7,6) und nach der ersten Pirouette kommt es zu einem Missverständnis zwischen Reiter und Pferd, was den folgenden Einerwechseln nicht gut tut. 74,778 Prozent sind deutlich mehr als Imke Schellekens-Bartels mit Toots am Vormittag erhalten hat. Damit ist van der Meer im Olympiakader.
Um den Start in London bangen muss Anabel Balkenhol wohl nicht, auch wenn sie mit Dablino heute nach gutem Anfang einen schwarzen Tag erwischt hat. Das Paar kommt konzentriert herein, beginnt nach sicherem Halten, mit 82 Prozent. Der starke Trab (8,3) hätte Neunen verdient, die Traversalen sind gut, so auch die Passagen. Aber dann! Im letzten starken Trab galoppiert Dablino an. Für ihn ein untypischer Fehler, der teuer ist (5,9). Der starke Schritt gelingt besser als im Grand Prix, die Piaffen sind deutlich verbessert. Höhepunkte, aber auch hier sind die Richter tendenziell geizig, sind die Serienwechsel: gerade, flüssig, bergauf, locker und selbstverständlich. Die erste Pirouette gelingt sehr gut (8,1), aber die zweite misslingt und Pirouetten zählen doppelt (6,1). Es kommt aber noch dicker: Am Ende des starken Galopps springt der Hannoveraner um. Da hilft auch nicht die letzte Piaffe, sicher am Fleck mit ausdrucksstarker Passage zum Abschluss, 73,978 Prozent.
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