Die WM geht in die letzte Runde, viele Koffer sind schon gepackt– und das, wo jetzt fast alles klappt hier in der Normandie!
Gestern war Ruhe im Springstall, es geht erst heute weiter mit dem Einzelspringen, aus dem sich die besten Vier für das Finale am Sonntag heraus kristallisieren. Wir nutzten den Tag gestern für einen Ausflug an die Atlantikküste nach Deauville, dem Zentrum der französischen Vollblutzucht, wo jedes Jahr mehr als 1000 Jährlinge versteigert werden.
Da die französischen Sommerferien vorbei sind, ist der Badeort schon in eine Art Vorwinterschlaf versunken, viele Hotels und Appartementhäuser haben bereits die Fensterläden dicht. Am Strand kein einziger Sonnenschirm mehr, ein paar einsame Unverwüstliche plantschen in hochgekrempelten langen Hosen im Wasser. In dem kleinen Gartenrestaurant, in dem wir es uns gut gehen ließen, hatten sie einen Fernseher laufen mit Live Bildern von den Voltigierwettkämpfen. Die herangezoomten Bilder der aufgebretzelten Girls, professionell gestylt, fesselte die Blicke einiger Herren so sehr, dass so sie sich fast an ihren Austern verschluckten.
Wir bummelten durch den Ort mit seinen schönen alten Fachwerkvillen und entdeckten eine Menschenmenge, darunter viele Fotografen, vor einem Hotel, zu dem von der Straße ein roter Teppich führte. Da gestern Abend die Festspiele des amerikanischen Films begonnen hatten, warteten die Leute auf irgendeinen Hollywoodstar, dachten wir und blieben auch stehen. Wir rechneten mindestens mit George Clooney, aber der kam definitiv nicht, den hätten wir erkannt. Stattdessen entdeckten wir Alfonso Romo, den mexikanischen Milliardär, der sich nach seiner Reiterkarriere auch in der Zucht einen Namen gemacht hat. Gegen George Clooney hat ers natürlich schwer, ein bisschen unscheinbar, was er wahrscheinlich nicht bedauert. Unauffällig und unbehelligt bahnte er sich seinen Weg durch die Menge.
Heute ist es im Pressezentrum ruhig, einige Kollegen sind schon abgefahren. Die Verpflegung klappt jetzt, am vorletzten Tag, bestens. Frische Croissants schon früh am morgen, Köstlichkeiten aus der Normandie ab mittags. Auch ein paar Flaschen Cidre haben sich in unseren Kühlschrank neben die Flaschen mit Cola und stillem Wasser verirrt. Dafür dreht die Security am Rad, Haya hat ’nen Orden gekriegt, irgendein Minister hatte sich angesagt, das müssen wieder alle Leute Riesenumwege machen. Damit ihn keienr erschießt.
Während wir immer noch gleichsam in einer riesigen Luftblase wie aus der Welt gefallen leben, nur am Rande hören, was Herr Putin so treibt, hat der Alltag für den Rest der Pferdewelt längst begonnen. Der Neuseeländer Jonathan Paget, der in Haras du Pin nach einer Verweigerung im ersten Drittel der Strecke aufgab, hat sofort nach Burghley verladen, wo er nach der Dressur mit demselben Pferd Clifton Promise nach der Dressur in Führung ging. Unsere Weltmeister-Buschis Ingrid Klimke und Sandra Auffarth reiten in Warendorf um Bundeschampionatsehren. Sandra verzichtete auf das GEländepferdefinale und kam wieder angeflogen für die Abschiedsfeier morgen.
Und Edith, unsere gute Seele von der Pressestelle, die seit 14 Tagen rund um die Uhr im Einsatz ist, um Wogen zu glätten, Hotels zu besorgen und Parkscheine loszueisen, muss morgen abend zurück nach Belgien, weil sie Montag schon wieder mit Pferden Richtung Fontainebleau zur Auktion tuckert. Und wird, wie wir alle, von den Daheimgebliebenen gefragt, ob denn der Urlaub in der Normandie schön gewesen wäre! Ich höre immer Urlaub!!
Auch für die Springreiter ist die Saison noch längst nicht zu Ende und deswegen haben zwei der vier Deutschen, die heute in der Entscheidung um die vier Finalplätze nicht mehr dabei sind, obwohl sie es könnten, Ludger Beerbaum und Christian Ahlmann, mein vollstes Verständnis. Ludger sowieso, als 30. noch gerade eben reingerutscht, müsste er seiner guten Chiara zwei wahrscheinlich sehr schwere Kurse zumuten, ohne die geringste Chance, noch im Finale dabei zu sein, nur mit der Hoffnung, das heutige Springen zu gewinnen und dafür knapp 20.000 Euro zu kassieren, soviel wie für einen ländlichen Großen Preis.
Der Nichtstart von Christian Ahlmann hat hier die Gemüter mehr erregt, als der von Ludger Beerbaum. Letzterer hatte das Gefühl, seine Stute sei nicht fit genug für nochmal zwei schwere Runden am Samstag mit Null Aussicht auf einen Finalplatz. Christian Ahlmann war zwar mit 5,32 Punkten weniger als einen Springfehler weg vom Finale. Das einzige seiner Top-Pferde, das fit ist für die großen Prüfungen der nächsten Wochen, etwa das Nationenpreisfinale in Barcelona und das CSIO Calgary, wo er nach seine, Aachen-Sieg die Chance hat, die zweite Stufe des Grand Slam zu erklimmen (heißt, müsste wahrscheinlich für den Rest der Saison in Eis gepackt werden, wie die anderen Finalpferde auch. Und das, wo Codex One in diesem Jahr sprang wie nie zuvor! Außer Ahlmann gehen Marco Kutscher, Andreas Thieme, Daniel Deuter und als Einzelreirer Philipp Weishaupt nach Calgary.
Für die beiden Nationenpreisrunden, die als ein Springen gezählt wurden, erhielt Ahlmann, bzw. die Pferdebesitzerin, für Platz acht die fulminante Summe von 158 Euro, Ludger Beerbaum als 35. war mit 125 Euro dabei. Das Problem wird alle vier Jahre wieder auftauchen, jedenfalls solange die WM-Springen nicht besser dotiert werden, das ist keine Wertung, sondern nüchterne Realität. „Ich denke nicht an Millionen“, sagte Marcus Ehning, der sich mit einer tollen Nullrunde als auf Platz zehn von dieser WM verabschiedete. „Aber eine würdige Bezahlung der Leistungen wäre schon schön.“
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Neueste Kommentare
Onfire war seit sieben Jahren in Rente.
Mit 22 können Pferde nicht mehr Turniere machen. Deshalb ist das Pferd bestimmt gestorben!
Wenn ich das lese, schaudert es mich. Wer da noch behauptet, dass alles in Ordnung ist, lebt - für mich - in einer anderen Welt.