Das fängt ja gut an: Patsch, patsch ging es bei jedem Huftritt auf dem Dressurviereck. Dass es schüttet wie aus Eimern, ist nicht Schuld der französischen Veranstalter. Aber so manches andere, was nicht funktioniert (also so ziemlich alles, was mit vernünftiger Organisation zu tun hat). Aber sie haben ja noch fast zwei Wochen zum Üben, in denen wir die Hoffnung nicht sterben lassen.
Morgens um acht ist die Welt in Caen keineswegs in Ordnung. Es ist saukalt wie im November, es regnet, teilweise in Strömen, sodass der Regen den Reitern vom Helmschirm tropft, und nur wenige Zuschauer haben sich dick verpackt sich auf die grünen Tribünensitze verirrt. FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau kämpft mit obstinaten Ordnern, um zu den Para-Equestrians zu kommen – kein Respekt vor altem Rittergeschlecht. Und im Hauptstadion geht es zu den wenigen Presseplätze vier Treppen hoch, der Fahrstuhl ist für die VIPs im obersten Stock reserviert. Dort entdecken wir am Geländer lehnend Luxuspferdehändler Ulli Kasselmann, dem die Chance, was für seine Figur zu tun, auf diese Weise vorenthalten wurde. Kollegin Donata v. Preußen zeigt uns dann, wie es geht: Sie marschiert zur Fahrstuhltür und steigt einfach ein. Diese Schlacht hab ich gewonnen sagt die Nachfahrin Friedrich des Großen zufrieden.
Pünktlich erscheint die erste Reiterin im Stadion, die Nachrückerin für Matthias Rath und den verletzten Totilas, Fabienne Lütkemeier auf DAgostino. Die Deutschen sind Team Nummer 1. Nicht mal vernünftig losen kann der Dressurchef der Deutschen, Schockemöhle-Angestellter Klaus Roeser. Um fünf Uhr sei sie aufgestanden, sagt Fabienne kein Mitleid, unser Wecker ging auch schon um halb sechs. Sie macht ihre Sache prima, meist locker, ohne grobe Fehler.
Ein paar Plätze neben uns sitzt ARD-Reporter Karsten Soestmeier. Er hat die schöne Aufgabe, heute und morgen alle 100 Reiter im Grand Prix live zu kommentieren. Nicht nur die Stars, sondern auch die, die so griesgrämig gucken, als ob sie zum Strafexerzieren abkommandiert wären. Diese mürrischen älteren Herren erinnern mich an einen Kommentar der TAZ über Sportarten, mit denen das Fernsehen uns quält: Das Männlein zieht den Zylinder, daran merkt man, dass es noch lebt.
Die Oldenburger Diamond Hit-Tochter Diamantino weigert sich standhaft, den Abreiteplatz Richtung Stadion zu verlassen und macht auf den Hacken kehrt. Die australische Reiterin Maree Tomkinson springt ab und zeigt jetzt allen, die gerade das Kleine Hufeisen avisieren, wie man ein Pferd nicht führen sollte: Indem man sich davor stellt, ihm geradewegs ins Auge blickt und energisch am Zügel zerrt.
Dann der wohl erste Friese in einem Championatsviereck: der schwarze Hengst Adelprag Anders, der verblüffend leicht und richtig unter der stark reitenden Südafrikanerin Chere Burger alle Lektionen abspulte und im Mitteltrab die Beine schmeißt, dass die schwarzen Behänge wehen.
In der Mittagspause kam das Buschreiterteam zu Besuch ins Pressezentrum, allesamt pitschenass und guter Dinge. Nur Sandra Auffahrt hatte als Vertretung ihre Mutter geschickt, sie selbst guckte mit Freund Ed bei den Reinern vorbei. Heute abend wird Honorartrainer Chris Bartle erwartet. Die Vielseitigkeit wird 80 Kilometer entfernt auf dem Nationalgestüt Haras du Pin ausgetragen. Mit der großen Reiterfamilie ist es, anders als in Aachen 2006 und 2010 in Kentucky, diesmal nichts. Jede Disziplin wurschtelt in einer anderen Ecke, die Distanzreiter wurden an die 120 Kilometer entfernte Atlantikküste verfrachtet, weil die Kulisse vor dem Mont St. Michel so schön sei, heißt es. Solche Rücksicht hat man bei den Fahrern nicht genommen. Sie zirkeln ein paar Kilometer vom Hauptstadion entfernt auf der Rennbahn herum. Die Fahrhindernisse sehen aus, als ob einem Riesen die Streichhölzer aus der Tasche gefallen sind. Dahinter die Fotografen freuen sich schon die Reihe mit den Dixie-Klos.
Eng geht es nach den Schilderungen des Busch-Teams auch im Reiterlager in Haras du Pin zu. Jeder Reiter hat einen kleinen Container, die Toiletten zum Rückwärtseinparken und auf keinen Fall umdrehen wie Melzer es anschaulich beschreibt. Vier Reiter schlafen lieber in ihren eigenen LKW. Dafür sind die Stallzelte groß und luftig, die Boxen geräumig. Wie es aussieht, ist man in der Normandie am besten Pferd.
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