Blog 3 aus Madrid: Philipp Weishaupts schnelles Verschwinden und Pferdenamen aus dem Prado

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Mit ihrem heiligen Rasen im Stadion von Real Madrid verstehen die Spanier keinen Spaß, wie der deutsche Reservist Philipp Weishaupt erfuhr. Und auch im Prado gibt es schöne Pferde .

Die deutschen Springreiter haben ihren Sieg am Freitag abend gebührend gefeiert, im Restaurant Puerta 57 des Fußballstadions von Real Madrid, zusammen mit Funktionären, Besitzern, Züchtern und Sponsoren. Es war lustig, nur für einen endete der Abend abrupt. Philipp Weishaupt, der deutsche Reservereiter, lief in einem Anfall von Größenwahnsinn auf den Rasen und versuchte sich in einer Art Siegespose. Aber er hatte nicht lange Freude an seinem Kleine-Jungen-Scherz. Sofort wurde er ruppig von einem Ordner entfernt und auf der Feier nicht mehr gesehen. Es muss sich um eine Art Majestätsbeleidigung von König Fußball gehandelt haben. Oder um einen Fall von spießiger Humorlosigkeit der spanischen Stadionwächter.

Gestern habe ich auch Pferde gesehen, aber nicht im Reitstadion Villa de Campo bei Madrid, sondern im Prado-Museum, eine der berühmtesten Gemäldesammlungen der Welt, gefühlte zehn Stunden gigantisch, wunderbar. Wie man weiß, haben sich ja die Mächtigen zu allen Zeiten gerne hoch zu Ross abbilden lassen, das macht einfach mehr her als per Pedes durchs Bild zu schlendern. Besonders gut kommt es, wenn das Pferd vorne ein bisschen steigt und ganz wild aussieht, dabei vom Reiter lässig mit einer Hand gesteuert wird, der  ungerührt majestätisch in die Gegend blickt. Ganz nach dem Motto, wer Rosse bändigt, bei dem haben auch Menschen nichts zu lachen, also Vorsicht. Einige der berühmten Reiterbilder des spanischen Malers Velasquez hängen im Prado, der Holsteiner Einfluss der Pferde ist unverkennbar, der majestätisch gebogene Hals, die kräftige Hinterhand, die Knieaktion. Schließlich gab es schon im 17. Jahrhundert einen regen Pferdehandel zwischen Holstein und Spanien. Letzteres hatte ja auch enge Beziehungen zu den Niederlanden und, wie ich sehen konnte, war damals auch schon die Rollkur nicht unbekannt. So viele Maler und Bildhauer ich habe eine lange Liste von potentiellen Pferdenamen mitgenommen.

Auf dem Turnierplatz Höhepunkt war der Große Preis, die Königs-Tophäe, den der junge Niederländer Meikel van der Vleuten gewonnen hat habe ich dann doch was verpasst. Und zwar ließen sich erstmals Mitglieder der königlichen Familie blicken, Prinzessin Elena, die älteste Tochter des Königs, selbst früher Springreiterin, und Donar Pilar de Bourbon, die Schwester des Königs und acht Jahre lang Präsidentin der Internationalen Reiterlichen Vereinigung (FEI). Auch die 85-jährige Herzogin von Alba war da, die Frau mit den meisten Adelstiteln der Welt, mehr als die Queen, mit der sie im übrigen auch verwandt ist. In Spaniens High Society herrscht große Aufregung, weil die platinblonde dauergewellte Herzogin, in deren Gesicht sich sichtbar die Schönheitschirurgen ausgetobt haben, ihren 25 Jahre jüngeren Freund heiraten will, einen Beamten der Sozialversicherung, natürlich bürgerlich, wie grässlich. Als ob es nicht reicht, dass sich schon der Thronfolger eine Frau aus dem Volk gesucht hat! Auch die Tatsache, dass seine Pension doch sicher ist, tröstet die sechs Kinder der angeblich Milliarden schweren Herzogin nicht. Um sie ruhig zu stellen und zu beweisen, dass es wahre uneigennützige Liebe ist, was sie und ihren Verlobten verbindet, ,will sie ihr Vermögen nun schon vorher verteilen. Schön auch für ihren Sohn Cayetano Martinez de Irujo, den neuen Präsidenten des Internationalen Springreiterclubs. Zu den Privilegien der Herzogin gehört, dass sie zu Pferde in die Kathedrale von Sevilla einreiten dürfte, vielleicht leiht ihr Cayetano ja eines von seinen Springpferden für die Hochzeit. Auch muss sie vor dem Papst nicht das Knie beugen vor Gott mögen alle Menschen gleich sein, vor seinem Stellvertreter auf Erden sind sie es offenbar nicht. Es wäre ihre dritte Ehe. Man muss sagen, der Mann hat Mut. Jedenfalls knubbelte sich die spanische Yellow Press gestern vor der kleinen Königsloge, das kein Durchkommen mehr war.

Heute morgen, Sonntag 9 Uhr, ist hingegen alles relaxed, es ist fast niemand auf dem Platz, alle Zelte bis aufs Pressezelt noch zu.  Zwei Springen aus dem Nebenprogramm laufen gleich noch vor dem Endkampf um den Titel des Europameisters heute Nachmittag. Auf dem riesigen Abreiteplatz wärmen einige Reiter ihre Pferde auf, Marco Kutscher, mit stylischer Sonnenbrille, arbeitet Cornet Obolensky im lockern Galopp, Rolf Göran Bengtsson hat Ninja einen Schleier, sprich eine Fliegenmaske verpasst, und das französische Urgestein Michel Robert, mit hellem Strohhut, reitet sein Pferd aus einer Mischung zwischen Western und französischer Legereté, ganz lang, eine Hand hinten auf der Kruppe, die Nase fast im Sand. Zu Fuß hat er offenbar Hüfte, stakst ein bisschen steif, aber wenn er im Sattel sitzt, bietet er ein Bild von Eleganz und Feinfühligkeit wie eh und je. Der heute 63-jährige 16-fache Championatsteilnehmer und Buchautor wurde vor 41 Jahren zum ersten Mal französischer Meister. Seine Karriere begann mit vier, auf einem gesattelten Schaf…

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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