CDV Cup-Station Löwenberg – Premierensieg für Janette Kalis

Von
Janette Kalis und Wellenstein

Schöning

Janette Kalis sitzt jeden Tag auf dem Pferd. Und nicht nur auf einem. Aber bislang wurden die von ihr ausgebildeten Talente immer verkauft, ehe sie die Chance gehabt hätte, mit ihnen eine L-Vielseitigkeit zu bestreiten. Jetzt hatte sie zum ersten Mal die Möglichkeit – und nutzte sie!

Meine erste VL und dann gleich gewonnen das war der Wahnsinn!! Auch zwei Tage nach ihrem Erfolg beim Vielseitigkeitsturnier in Löwenberg Linde, Brandenburg, hört man der 28 Jahre alten Speditionskauffrau Janette Kalis ihre Euphorie noch deutlich an. Mit genau 43 Minuspunkten hat sie in der zweiten CDV Cup-Qualifikation 2014 zahlreiche namhafte deutsche Buschreiter locker hinter sich gelassen. Und das in der ersten L-Vielseitigkeit ihres Lebens auf einem Pferd, das eigentlich ihrer Zwillingsschwester Mandy gehört: dem zwölfjährigen Mecklenburger Wellenstein, genannte Welle. Der ist ein ganz besonderes Pferd, wie Janette nicht müde wird, zu erzählen. Er ist ein Sensibelchen. Er weiß ganz genau was er will und was er nicht will. Und seine Reiter, die sucht er sich selbst aus. Nachdem seine eigentliche Besitzerin zwecks Berufsausbildung viel auf Reisen ist, musste eine Nachfolgerin in Welles Sattel her. Die fand sich in Hamburg. Oder vielmehr hätte sie sich dort finden sollen. Stattdessen erhielten die Kalis-Schwestern einen Anruf, dass Welle sich in seinem neuen Zuhause nicht recht wohl fühlt. Also ging er zurück zur Familie Kalis, wo Janette ihn übernahm und sich von ihrer Schwester in die Geheimnisse von Welles sensibler Psyche einweisen ließ. Über den Winter sind wir dann in Dressur und Springen ganz gut zusammengewachsen. Auch das Geländetraining klappte gut. Aber auf dem Turnier ist das ja immer noch etwas anderes. Vor allem wenn man solche Dinger, wie sie da aufgebaut waren, noch nie gesprungen ist. Einige Hindernisse hätten ihr schon Kopfzerbrechen gemacht. Völlig unnötig, wenn man einen vierbeinigen Partner wie Wellenstein an seiner Seite hat. Das war der Wahnsinn! Der ist da durchgaloppiert als sei es ein E-Springen und war die ganze Zeit zu 100 Prozent bei mir. Ich hatte immer den Eindruck, dass er fragt: ,Was machen wir als nächstes? Wo gehts lang? Ein unglaubliches Gefühl!, schwärmt Janette. Nur ihre Schwester könne nachvollziehen, wie es sich anfühlt, wenn Welle sich entschließt, für seinen Reiter zu kämpfen. Was er wie gesagt, nicht bei jedem tut. Aber für Janette scheint er sein Herz entdeckt zu haben. Dementsprechend geht es jetzt weiter mit den beiden. Ihr Saisonziel ist eine Ein-Sterne-Vielseitigkeit, vielleicht beim CDV Cup-Finale auf Gut Waitzrodt!
In Löwenberg Linde haben sie schon einmal eine ordentliche Visitenkarte abgegeben. Unter anderem haben die beiden Janet Wiesner und FST Golden Joy hinter sich gelassen, die zusammen schon Zwei-Sterne-Prüfungen gewonnen haben und beispielsweise auch bei den Europameisterschaften der ländlichen Vielseitigkeitsreiter erfolgreich im Einsatz waren. In Löwenberg Linde belegte das Erfolgspaar Platz zwei mit 43,5 Minuspunkten. Für das CDV Cup-Finale kommen die beiden aufgrund ihrer Erfolge nicht infrage. Anders Sophie Raedel und Soraya, die insgesamt mit 50,1 Minuspunkten die vierbeste Leistung ablieferten und zweitbestes CDV Cup-Paar wurden. Dazwischen schob sich Christian Gärtner mit Winzerkönig (49,0 Minuspunkte).
Dritte der CDV Cup-Wertung und Sechste insgesamt wurden Jenny Zimpel und Luheli MG. Wie übrigens auch Janette Kalis bildet Jenny Zimpel ihre Pferde in der Regel selbst aus. Nur dass dies für Jenny nicht nur Berufung, sondern Beruf ist. Für den Besitzer ihrer Trakehner Stute Luheli MG vom Gestüt Grigoleit bringt sie immer wieder junge Vielseitigkeitspferde in den Sport und ist mit ihnen unter anderem beim Bundeschampionat im Einsatz. Das Ziel von Zimpel und Luheli ist für diese Saison der Zwei-Sterne-Bereich. Die 35-jährige Pferdewirtin ist was die Reiterei angeht, eine recht spät berufene. Erst mit 14 Jahren stieg sie erstmals in den Sattel. Aus einem einfachen Grund: Vor der Wende war es nicht so ohne weiteres Möglich, privat Reitstunden zu nehmen. Aber wie man sieht: Auch spät Berufene können noch voll durchstarten.

Anspruchsvoll, aber fair das war das einmütige Fazit der Reiter über den Kurs in Löwenberg Linde. Wenn man nach Löwenberg fährt, weiß man, dass es reell schwer wird, sagt Janette Kalis. Dem Veranstalter Tobias Pfitzmann, der zusammen mit Bernhard Pede für den Aufbau verantwortlich ist, ist das bewusst. Wir wollen eine Mischung zwischen mutigem Springen und technischen Abfragen. Ich denke, das ist uns gelungen. Vor zehn Jahren war er der Mann der ersten Stunde bei der Löwenberger Vielseitigkeit, die auf seinen landwirtschaftlichen Flächen stattfindet. Damals hatten wir 165 Starter, heute sind es mehr als 1000. Pfitzmann weiß, was Reiter und Pferde benötigen, um sich bei einem Turnier wohl zu fühlen. Schließlich war er einst selbst erfolgreich bis zur mittelschweren Klasse. Zusammen mit seinem Helferstamm bauen sie sowohl die Hindernisse selbst als auch die Trasse. Von E bis L haben wir alles da, was man üben kann. Auch der Boden wird von den Reitern immer wieder gelobt. Und was natürlich auch ganz wichtig ist: die Unterbringung der Pferde und die Atmosphäre auf dem Turnierplatz. Aber darum muss man sich ja bei von Vielseitigkeitsliebhabern organisierten Veranstaltungen in der Regel keine Sorgen machen
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