Wichtige Themen, welche die Zukunft des Pferdesports im Allgemeinen und bei Olympischen Spielen insbesondere betreffen, wurden in den vergangenen beiden Tagen in Lausanne besprochen. Hier die Übersetzung der FEI-Protokolle aus den Sitzungen.
FEI Präsident Ingmar de Vos hieß 270 Delegierte zum vierten FEI-Sportforum in Lausanne willkommen, darunter Repräsentanten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), der nationalen Vereinigungen (NFs), Reiter-, Trainer-, Veranstalterinteressengemeinschaften, Sponsoren, Experten, Medienvertreter, Gäste und FEI-Mitarbeiter.
„Wir sind alle hier, weil wir uns um unseren Sport sorgen“, sagte de Vos in seiner Eröffnungsrede. „Wir müssen uns offen und ehrlich, den Herausforderungen stellen, die sich unserem Sport stellen. Aber darüber hinaus müssen wir konstruktiv und mutig genug sein, die Veränderungen in Betracht zu ziehen, mit denen wir diesen Herausforderungen begegnen können. Ich denke da an einen Ausspruch von Thomas Bach Jensen, der sagte: , Ändert euch oder ihr werdet geändert‘.“
„Von daher geht es hier absolut nicht darum eine Veränderung um der Veränderung willen herbeizuführen. Und auf gar keinen Fall gibt es irgendeinen Wunsch, die Werte und Traditionen unseres Sports zu verlieren oder zu ersetzen. Aber wir müssen offen sein für Veränderungen, die unseren Sport und sein Erbe für die kommenden Generationen verbessern könne. Was soll geändert werden und wie, das sind die Fragen, warum wir hier zusammen gekommen sind und ich bin dankbar für jeden, der sich die Zeit genommen hat, an diesem Sport Forum teilzunehmen.“
Erster Punkt auf der Tagesordnung: die Weltreiterspiele
Die erste Sitzung des Forums war den Weltreiterspielen gewidmet, mit dem Ziel, das FEI Vorzeige-Event genauestens unter die Lupe zu nehmen, um potenzielle Veränderungen in den FEI-Disziplinen und den Wettkampfformaten herauszuarbeiten und so das Interesse zukünftiger Bewerber, der Öffentlichkeit der Medien und des Fernsehens zu steigern.
Tim Hadaway, der Leiter des Bereiches Championate bei der FEI, hob die Größe der Weltreiterspiele 2014 in der Normandie hervor, die die größten in der 25-jährigen Geschichte der Spiele waren mit 74 vertretenen Nationen, was einen Rekordzuwachs von 28 Prozent bedeutete. Über 25.000 Individuen inklusive mehr als 900 Teilnehmer, 3000 Freiwillige 1750 Medienvertreter und 250 Funktionäre waren akkreditiert und mehr als 1000 Pferde traten auf fünf Wettkampfstätten in der gesamten Normandie an.
Was den ökonomischen Effekt für die Region betrifft, hob Hadaway hervor, dass 46.300 Hotelnächte durch das Organisationskomitee gebucht worden waren und dass 103.500 Mahlzeiten an die akkreditierten Personen ausgegeben wurden. Auch habe es einen Rekordverkauf an Eintrittskarten gegeben mit 575.000 verkauften Tickets.
Das Ereignis habe eine beachtliche Medienreichweite mit über 24.000 medialen Erwähnungen in Frankreich, 3173 Stunden weltweiter Übertragung, insgesamt 330 Millionen Fernsehzuschauern und 5,5 Millionen Klicks auf dem FEI-YouTube-Kanal während der Spiele gehabt. Die Spiele seien außerdem enorm erfolgreich in den sozialen Medien gewesen.
Das Gesamtbudget der Spiele waren 79,6 Millionen Euro, wobei man geschätzt hat, dass der wirtschaftliche Einfluss auf die Normandie bei 190 Millionen Euro liegen würde und auf ganz Frankreich bei 368 Millionen. Man geht davon aus, dass das Organisationskomitee in Kürze das bekannt geben wird, weas Hadaway als „einen deutlichen Überschuss“ bezeichnet.
Trotz all dieser positiven Aspekte, die die Spiele insgesamt zu einem Erfolg machen, merkte die FEI an, dass einige Aspekte bei dem Ereignis auch weniger gut gut liefen.
Ausführliche Nachgespräche, an denen zahlreiche Beteiligte teilnahmen, ergaben, dass die Veranstaltung der Spiele über verschiedene Wettkampfstätten hinweg in einer komplizierten Logistik endeten, die zu einem Anstieg der Kosten geführt hat. Andere Probleme schlossen Informationslücken von wichtigen Angelegenheiten mit ein und Vorfälle mit dem IT System, der Security, dem Transport und Verzögerungen bei der Bearbeitungen von Papieren zur Abreise der Pferde. Unzureichende Höflichkeit und Serviceorientiertheit zusammen mit Verkehrsproblemen haben zu wachsender Frustration bei einigen Zuschauern geführt.
Die FEI merkt an, dass die Weltreiterspiele sich zu einer enormen logistischen und finanziellen Herausforderung entwickelt haben und dass trotz all des Positiven, dem herausragenden Sport und die angenehmen Stimmung, die verschiedenen Wettkampfstätten die Sache verkompliziert sowie finanzielle und menschliche Reserven erschöpft haben. Von Zeit zu Zeit führte das auch dazu, dass das originäre Konzept, die Familie der Pferdesportler zusammenzubringen verloren ging.
Die gründlichen Nachbesprechungen nach den Spielen haben eine Menge detaillierter organisatorischer Ratschläge ergeben. Schon in der Planungsphase des Turniers muss es eine engere Abstimmung zwischen Organisation und FEI geben. Eine genauere Definition der Notwendigkeiten und technischen Angaben wird vorbereitet, um ein erfolgreiches und nachhaltiges Turnier zu veranstalten, das attraktiv für künftige Bewerber ist.
Lust auf Veränderungen
Matthew Wilson von The Sports Consultancy stellte die Ergebnisse einer strategischen Untersuchung der Weltreiterspiele vor, die von der FEI vor der Normandie in Auftrag gegeben worden war. Die TSC hat eine Rückschau gemacht, um zu verstehen, wie das Flaggschiff-Turnier wieder auf Kurs gebracht werden könnte, damit es seine ursprünglichen Ziele erreicht und dem Pferdesport hilft zu wachsen.
Das Ergebnis dieses Beratungsprozess war eindeutig: 97 Prozent der zu Rate gezogenen waren der Meinung, dass die Spiele als Highlight des Pferdesportkalenders bleiben sollen und 83 Prozent wollten, dass alle acht Disziplinen bei den Spielen vertreten bleiben. Es wurde aber auch klar, dass ein großes Bedürfnis nach Veränderungen da ist. Die Hauptherausforderung für die FEI war, dass das Event auf Dauer Bestand hat und weiterhin wächst und gedeiht.
Ein Kernpunkt in den Ergebnissen der TSC Studie war der, dass das Budget der 2014er Spiele als außerordentlich hoch betrachtet wurde und weitreichende Investments von Seiten der Öffentlichkeit erforderte. Nur sehr wenige Nationen können es sich leisten, ein so teures und komplexes Turnier auszurichten.
Folgende Kernkonsequenzen aus der Studie wurden hervorgehoben:
- Die Anzahl der Teilnehmer muss reduziert werden
- Das Turnier muss verkürzt werden, mit der oprimalen Länge von neun bis zehn Tagen über zwei Wochenenden. Das derzeitige Format wird als zu lang empfunden, um Medien- und Zuschauerinteresse aufrecht erhalten zu können.
- Das Format der Entscheidungen und des Zeitplans sollte geändert werden, so dass das Turnier einen kompakteren Eindruck macht.
- Entwicklung und Etablierung von Konzepten, die die Bedürfnisse der nicht reitsportaffinen Fans erfüllen.
Wilson schloss seinen Vortrag, indem er die klaren strategischen Ziele aufzeigte, die die FEI als eine Leitlinie bei den vorgeschlagenen Änderungen nutzen sollte. Die Spiele müssen sich weiterhin von anderen FEI Events unterscheiden und ein Höhepunkt im Pferdesportkalender bleiben. Sie müssen dem Sport helfen zu wachsen und ihn unterstützen, indem sie den globalen Einfluss aufzeigen, den es für den olympischen Status braucht. Das Budget für die Spiele muss so attraktiv wie möglich für die Gastgeber sein und ein weniger großes finanzielles Risiko tragen. Die öffentliche Beteiligung muss machbar sein, auch für eine größere Anzahl potenzieller Gastgeber durch die Ausschüttung eines bedeutend höheren Rückflusses der Aufwendungen. Die Spiele müssen kommerziell effektiv sein für die FEI. Und die Spiele müssen zugänglich und attraktiv sein für die Zuschauer vor Ort und über die Übertragung, um das Erlebnis für die Beteiligten zu vergrößern.
Die Quote ist König
Stefan Kürten von der European Broadcast Union (EBU), einem Berufsverband, der für den europäischen öffentlich-rechtlichen Rundfunk tätig ist, wandte sich an das Forum. Seit 1989 sind die FEI und die EBU Partner und die Zusammenarbeit ist kürzlich bis 2022 ausgedehnt worden.
Kürten sprach von den Herausforderungen, denen Sportarten derzeit im öffentlich-rechtlichen Rundfunk begegnen. Dazu gehört ein harter Wettbewerb zwischen den Sportereignissen, weniger Sendezeit für Sportveranstaltungen auf den allgemeinen Sendern, die starke Fragmentierung des TV-Marktes, zunehmende Konflikte wegen Zeitgleichheit der Veranstaltungen und die Dauer der Sportveranstaltungen im Vergleich zu Unterhaltungsprogrammen. Sport war teuer verglichen mit anderen Programmen. Aber er blieb stark, wenn er mit Emotionen verbunden und von nationalem Interesse war und wenn er live übertragen werden konnte. Die Zahl der Spartenkanäle ist explodiert. Das führte zu weniger Sport auf den allgemeinen Programmen. Aber die Quoten sind immer König.“
Der Schlüssel zu längerer Sendezeit im öffentlichen Fernsehen, was ein essenzieller Faktor für ein erfolgreiches und attraktives Sponsorenpaket wäre, wäre ein qualitativ hochwertige TV-Produktion, das Erzeählen von Geschichten, die Erfüllung der Bedürfnisse des Rundfunks und die Notwendigkeit, sich streng an den Zeitplan zu halten.
Diese Punkte wurden auch herausgestrichen von Uli Lacher, dem Gründer und Besitzer von Lacher Consulting sowie von Welf Konieczny und Gert Hermann, die vor Ort ARD, WDR und ZDF vertraten.
Die Zusammenfassungen weitere Punkte aus dem Forum folgen!mens jordan shoes release dates | air jordan 1 outlet near me
Neueste Kommentare
Onfire war seit sieben Jahren in Rente.
Mit 22 können Pferde nicht mehr Turniere machen. Deshalb ist das Pferd bestimmt gestorben!
Wenn ich das lese, schaudert es mich. Wer da noch behauptet, dass alles in Ordnung ist, lebt - für mich - in einer anderen Welt.