Das Publikum liebte und feierte ihn und war sich einig mit der Körkommission: Der Siegerhengst der Westfalenkörung war ein Brauner v. Laureus-Lord Sinclair, der für 240.000 Euro Spitzenpferd der Auktion war. Bei der Prämienvergabe gaben sich Westfalens Zuchtgewaltige großzügig: 15 mal wurde die Auszeichnung vergeben.
Was er noch nicht an Stockmaß hat (1,64 Meter), das macht der neue Champion (Z.: Ludger Budde, Oelde) in der Bewegung wett: Der Hengst trabte immer in großer Pose aus einem enorm aktiven Hinterbein, das zu keiner Zeit breit fußte, so dass die Kraft und Dynamik des Braunen sich in herrliche Bergaufbewegungen umsetzte. Im Trab und Galopp war kein Hengst da, der ihm das Wasser hätte reichen können. Im Schritt ging der Braune losgelassen und entspannt, trat auch ca. 1,5 Hufbreit über, aber großzügiges Schreiten aus der Schulter heraus hätte man dem Sieger gewünscht. Das Freispringen absolvierte er routiniert und mit Übersicht. 240.000 Euro ließ sich das Reitsportzentrum Massener Heide in Unna den Hengst kosten. Er soll das Flaggschiff werden, wenn 2013 die Besamungsstation auf der Reitanlage eröffnet wird. Unternehmer Thomas Wiese ersteigerte noch einen weiteren Prämienhengst, einen Sir Donnerhall-Rotspon-Sohn (70.000 Euro) mit großen Trabbewegungen.
Auch der Reservesieger bleibt in Westfalen. Dr. Sven Rothenberger verpachtete den in den Niederlanden gezogenen Rappen Van Vivaldi v. Vivaldi-Olivi an die Hengststation Holkenbrink in Münster-Albachten. Der Rappe ist ein echter Black Beauty. Schick von Kopf bis Schweif mit sehr guten Trabbewegungen und gutem Galopp, im Schritt war er klar im Takt, hätte aber raumgreifender seine runden ziehen dürfen in der Halle, die wohltuend neuer Wind in Westfalen!? nicht mehr mit Weihnachtsutensilien überfrachtet war.
Die geografische und wohl auch persönliche Nähe der Westfalen zu den Niederlanden schlägt sich auch im Körurteil nieder: Auch der zweite Reservesieger, ein Rappe v. Ampere-Gribaldi-Jazz, ist beim holländischen Warmblutzuchtverband registriert. Der All at once getaufte Rappe, der an der Hand gut trabte, aber ebenfalls im Schritt noch reichlich Luft nach oben hat, wird Pachthengst im nordrheinwestfälischen Landgestüt Warendorf.
Vier weitere Hengste sind künftig Staatsbedienstete: der großlinige Florenciano-Dimension-Sohn Farbenspiel (Z.: Andrea Wilms, Bergkamen), Flavis (Z.: Hermann Berger, Ascheberg), ein drahtiger noch in der Entwicklung stehender Sohn aus dem Debütjahrgang des ehemaligen Siegerhengstes Flanagan v. Fidertanz, sowie die Springhengste Milvano v. Monte Bellini-Polydor (Z.: Walter Droege, Düsseldorf), der noch nicht immer zur Losgelassenheit überm Sprung kam und in der Niere etwas fest wirkte und abschließend eine züchterische Rarität, ein Sohn der Westfalen-Legende Pilot, gezogen aus einer Mutter v. Carthago-Stakkato-Grannus: Pilothago. Ein echter Pilot mit buntem Schweif, hochbeinig und etwas gerade in der Galoppade und viel Vermögen, das er erst zu zeigen begann, als der Oxer höher und höher wurde. Beeindruckend wie der 1,70 Meter Stockmaß messende Braune da die Hinterbeine in die Luft warf Höhe spielt da keine Rolle!
Bester Springhengst war ein auffallend vorsichtig springender Coupe de Coeur-Cornet Obolensky-Sohn, der von seinem Züchter Jan Sprehe ausgestellt wurde. Der Schimmel war schnell im Bein, zeigte Vermögen für ganz oben und wurde für 150.000 Euro nach Niedersachsen verkauft. Damit war er der dritteuerste Hengst. 18 gekörte Hengste kosteten im Durchschnitt 71.444 Euro, 11 nicht gekörte 11.722 Euro. Zweitteuerster Hengst war der schon im Vorfeld viel besprochene Schwarzbraune Ampere-Carabas-Sohn (Z.: Christa Nagelschmidt-Terwort, Haan), der im Trab und Galopp viele Freunde hatte und im Schritt einer der besten der vier gekörten Ampere-Söhne war. In der Oberlinie, gerade in der Nierenpartie, wirkte der Hengst recht linear. Die Ampere-Köreuphorie der Kommission zahlte sich aus, da auch der viertteuerste Hengst, ein Brauner KWPN-Vertreter mit knappem Schritt für 120.000 Euro verkauft wurde. Er wird Landbeschäler in Moritzburg.
Den vielleicht nicht schönsten, aber sicher in Sachen Schritt besten Ampere-Sohn bekam Hubert Vornholt gekört. Der Braune, der elastisch trabte stammt aus einer mütterlichen Halbschwester zu Ingrid Klimkes Dresdenmann.
Zu den auffälligen Dressurhengsten zählte ein Diamond Hit-Roh Magic-Sohn, der als Pachthengst auf der Station Rüscher-Konermann wirken wird ein Pferd mit elastischen Bewegungen und sehr gutem Schritt. Ein Estobar-Sohn, der aus der Linie seines Vaters bei Familie Borgmann gezogen war und ein geschicht springender Sohn des Comme il faut- FAN Holland, der für 48.000 Euro nach Niedersachsen verkauft wurde.
Insgesamt waren die Körurteile gut nachvollziehbar. Dass ein Numero Uno-Sohn nicht das ersehnte Urteil erhielt, verwunderte die wenigen, die noch bis zum Schluss ausgehalten hatten so sehr, dass es gellende Pfiffe hagelte. Aber sonst waren die Zuschauer daccord mit den Entscheidungen der Crew rund um den neuen Geschäftsführer und Zuchtleiter des Westfälischen Pferdestammbuchs, Wilken Treu.
Neueste Kommentare
Onfire war seit sieben Jahren in Rente.
Mit 22 können Pferde nicht mehr Turniere machen. Deshalb ist das Pferd bestimmt gestorben!
Wenn ich das lese, schaudert es mich. Wer da noch behauptet, dass alles in Ordnung ist, lebt - für mich - in einer anderen Welt.