Verritten? Das gab’s bei Isabell Werth noch nie. Was Hüte über ihre Träger verraten und warum die Amis Karrieren à la Richenhagen lieben.
Heute war der Tag, an dem die Hutverkäufer, mindestens zehn im Shopping-Dorf, mal wieder umräumen mussten. Die eleganten Strohhüte à la Ascot verschwanden nach der Eröffnungsfeier in den hinteren Regalen. Die gewachsten Regenhüte, unter denen jedes weibliches Wesen wie eine Großnichte von Queen Mum aussieht, stapelten sich in der ersten Reihe. Daneben die Cowboyhüte, weil die Westernreiter noch bis morgen im Dressurstadion Gas geben, dass der Sand nur so spritzt. Wer zu welcher Fraktion gehört, ist in Aachen schon von weitem zu erkennen. Cowboyhüte, am liebsten ein echter Stetson, siehe oben. Größte Sorge des deutschen Westernreiters Ludwig Grischa: „Dass wir demnächst feste Reithelme tragen müssen.“ Warum soll es den Reinern besser gehen als den Dressurreitern? Bei denen verdrängen die Kappen auch mehr und mehr den Zylinder – für Traditionalisten ein Absturz in wahrhaft proletarische Niederungen.
Buschreiter tragen entweder Schirmmützen oder englische Filzhüte in grau oder oliv. Weitgereiste bringen knautschbare Modelle mit, die auch eine Reise im Koffer nicht übel nehmen. Und bei Regen nehmen alle, was gerade zur Hand ist. Die ersten Güsse gingen in der Soers nieder, als gerade Jessica von Bredow-Werndl einritt. Zuvor hatte Isabell Werth mit Don Johnson für stockenden Atem gesorgt: Sie verritt sich im ersten Drittel der Aufgabe. „Ich war heute einfach zu blond“, kommentierte sie. Daran kann sich wohl keiner erinnern, dass sich die stets konzentrierte Multi-Olympionikin jemals verritten hätte. Sie auch nicht, kopfschüttelnd verließ sie die Arena. War aber nicht schlimm, eine Medaille im Grand Prix Special wäre es auch so nicht geworden (Platz sieben), und bei der Kür morgen ist sie trotzdem dabei.
Mit hautfarbener Augenklappe ritt die Britin Fiona Bigwood ein. Sie hatte sich vor einem Jahr bei einem Sturz eine Gehirnverletzung zugezogen, sieht seitdem doppelt und kann sich nur konzentrieren, wenn sie die Augenklappe trägt. Jetzt steht ihr eine OP bevor, die vielleicht Besserung bringt.
Nicht genug des Dramas: Auch Bronze-Medallist Hans Peter Minderhout, der seine erste Einzelmedaille bei einem Championat gewann, konnte seinen Ritt nicht wirklich genießen. Nicht, weil er zu alkoholreich gefeiert hätte, sondern Magen-Darm-Probleme bescherten ihm eine schlechte Nacht im LKW mit den üblichen üblen Begleiterscheinungen. „Meine Beine waren wie Spaghetti“, klagte er. Ist das etwa ansteckend? Der neben ihm sitzende Chefrichter Andrew Ralph Gardener blieb gelassen: „Keine Sorge, es gibt einen Ersatzrichter.“
In die Nähe der Stätte, wo er sein Berufsleben begann, ist Martin Richenhagen zurückgekehrt. Von seiner Loge in Aachen verfolgt der 63-Jährige die Ritte auf dem Viereck und versteht auch ein bisschen was davon. Der Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzen des US-amerikanischen Agco-Konzerns mit Sitz im USA-Staat Georgia, unterrichtete einst am Gymnasium im rheinischen Ort Frechen Religion. In seiner Freizeit leitete er einen Reitstall. Die Karriere ging weiter über den St. Martin beim jährlichen Laternen-Umzug über einige Zwischenstationen zur Agco. Lebensläufe wie seine finden Amis spannend. Den Pferden blieb er verbunden, ist sogar Dressurrichter und war 2008 in Hongkong Equipechef. Das Fendt-Logo, das alle deutschen Reiter auf ihrer Championatsjacke tragen, steht für das Sponsoring, das Richenhagen der FN beschert hat. Sein Lieblingswitz: „Treffen zwei Farmer einen Mann der (Fendt-Konkurrenz-) Firma Jon Dere. Fragt der eine Farmer den anderen : Warum grüßt Du den Typen von John Dere nicht? Antwort: Weil ich den schon heute morgen in der Werkstatt gesehen habe.“air jordan 1 low outlet | nike sb dunk sizing and fit guide
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