Chris Bartle hat eine neue Uhr, Wolle ging von der Fahne und die Queen plauderte über Burghley.
Der schottische Landregen hatte heute aufgehört, aber allerhand Spuren hinterlassen: herbstliche Temperaturen von acht Grad, und eine Mondlandschaft, dort wo gestern noch saftiger Rasen lachte. Die Wege zwischen den Ständen: ein morastiger Acker. Wer nicht musste, kaufte jetzt nichts mehr ein. Im Member’s Zelt bemühen sich Helfer hektisch, mit großen Staubsaugern die Schlammspuren zu entfernen. Viel nützte es nicht, denn von den Stiefeln wurde minütlich neuer Dreck hereingetragen. Alle, auch wir Presseleute, waren angehalten, uns ordentlich anzuziehen. Empfohlener Dresscode für Fotografen: Krawatte und Tweed-Blazer! Erwartet wurden nämlich die Queen und Prinz Philipp und pünktlich um zwei Uhr saßen die beiden mit ihrer Entourage in der Royal Box hinter Bahnen aus Schottenstoff und Blumenschmuck. Die Queen trug einen weißen Hut und einen schicken Wollmantel mit schwarz/grauem Hahnentrittmuster, Prinz Philipp einen Lodenmantel. Geht doch nichts über bayerischen Loden. Mit interessierter Miene verfolgte die Queen den zweiten Teil des Springens, anschließend schritt sie zur Siegerehrung. Silbermedaillengewinnerin Sandra Auffarth knickste nett, Michi Jung ging in die Hocke, um sich die Medaille umhängen zu lassen. Mit ihm plauderte die Queen eine kleine Weile, sie gratulierte ihm auch noch zu seinem Burghley-Sieg eine Woche zuvor. Auch die Mannschaftsreiter nahmen ihre Medaillen aus königlicher Hand in Empfang, was bei dem baumlangen William Fox-Pitt nicht ohne Probleme abging. Er musste sich gaaaanz klein machen, damit seine Monarchin ihm das Band mit der Medaille überstülpen konnte. Wie gut, dass er nicht oben auf dem Siegertreppchen, sondern nur auf der zweiten Stufe stand. Dann fuhr der Landrover vor und chauffierte die Queen und den Herzog von Edinburgh aus der Arena. Die Reiter gingen auf die Ehrenrunde, Ingrid Klinke und Dirk Schrade hielten zwischen sich die Fahne, „Wolle“ von Sandra Auffarth ging derweil von derselben und war nur mühsam wieder einzufangen. Alle bekamen eine Uhr vom FEI-Hauptsponsor und eine Flasche Schampus. Bundestrainer Hans Melzer reichte seine Uhr gleich weiter an Honorartrainer Chris Bartle, der ja bei solchen Gelegenheiten immer bescheiden im Hintergrund steht. Sie sind schon ein tolles Team, die beiden.
Unterm Strich war es eine schöne Strecke gewesen am Samstag, die sich gut hätte reiten lassen, wenn sie nicht vor allem in der zweiten Hälfte in eine Rutschpartie ausgeartet wäre. Aufbauer Ian Stark, selbst einst Olympiareiter, hätte besseres Wetter verdient gehabt. Viele Parkplätze blieben leer und die, die kamen, hatten keine Hand zum Beifallklatschen frei, denn sie mussten ja ihren Regenschirm festhalten. Die rechte Stimmung kam nicht auf, alles versank in Regen und Nebel. Wer kam, brachte Hunde und Kinder mit. Der Engländer an sich fährt ja am liebsten mit wenigstens zwei Hunden aufs Turnier, fast alle waren von Pfote bis Schnauze eingedeckt gegen die Nässe. Was kleiner war als ein Labrador, wurde getragen. Mit seinen Kindern ist der Brite weit weniger zimperlich: kurze Hosen und keine Mütze werden offensichtlich als erwünschte Abhärtungsmaßnahme angesehen. Jemand meinte, hier würden die letzten Wikinger großgezogen. Da ist wohl was dran. Einige findige Britinnen setzten sich gestern einen kleinen Regenschirm auf den Kopf, der fest auf den Schultern befestigt war, ein Eine-Frau-Schirm sozusagen. Was die Kopfbedeckungen angeht, geht der Trend ansonsten zur pastellfarbenen Wollmütze mit Puschel, die man eigentlich nur tragen kann, wenn die Konfirmation nicht allzu lange zurückliegt.
Wir sagen Tschüss, die Highlands haben auch uns verzaubert, trotz Regen, Sturm und widerborstigem Internet. Und wir danken unseren Reitern für ein paar herrliche Tage mit Leistungen, die das Herz jedes Pferdemenschen höher schlagen ließen.nike air force 1 uv color change da8301 100 101 release date | air jordan 1 mid se cheap
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