Was die Vielseitigkeitsmannschaft mit dem RV Ostbevern gemeinsam hat, welche Yoga-Fähigkeiten Mark Todd hat sowie Trainingsmomente aus der Dressur und ein Bundestrainer, der den Geländekurs als eine Mischung von drei Hochkarätern empfindet.
Gestern morgen erster Besuch im Reitstadion. Die Gegend ist sichtlich besser, Einzelhäuser frisch gestrichen. Kein Wunder, hier regiert das Militär und die Offiziere wohnen natürlich nicht in Favelahütten, sondern in properen Villen. Nach gefühlten 60 Minuten am Security Check konnten wir endlich ins Stadion. Gut, dass wir wissen, dass Olympia ist, die Ringe sind hier nämlich nirgendwo zu sehen, weder an der Wand hinter dem Podium im Pressezentrum, noch auf dem Platz selbst. Kein Geld mehr, heißt es aus dem Orga-Team. Auch kein Geld mehr für 60 eingeplante freiwillige Helfer. Das ist natürlich gaaanz schade. Denn so konnten wir ohne überstrenge Kontrollen ungestört über die Abreiteplätze schlendern, um beim Training zuzuschauen. Das ist ja immer interessant. Isabell Werth mit Weihegold und Dorothee Schneider mit Showtime arbeiteten ihre Pferde, wie es im Lehrbuch steht, ruhig, klassisch und jederzeit schön anzugucken. Sönke Rothenberger mit seinen Eltern schaute sich die Teamkollegen an, dass Cosmo zur allgemeinen Erleichterung wieder 30 Liter (ungechlortes) Wasser am Tag säuft, haben wir ja schon berichtet. Ersatzreiter Hubertus Schmidt lief noch in knallroten kurzen Hosen rum, wollte Imperio erst später rausnehmen, auch Desperados von Kristina Bröring-Sprehe kam erst nachmittags dran. Ein Viereck weiter arbeiteten die Holländer – man hat tatsächlich das Gefühl, dass die Rollkur etwas aus der Mode gekommen ist, aber alles sieht man ja auch nicht. Immerhin bedeutend mehr als in London, als mit meterhohen Planen alle Plätze so verdeckt waren, dass man beim besten Willen nicht erahnen war, was sich dahinter abspielte. Und in der Vielseitigkeit ticken die Uhren ja so und so anders.
Ein Viereck weiter trainiert William Fox-Pitt seine Teamkameraden, dass der baumlange Brite nach seinen schweren Kopfverletzungen im vergangenen Jahr überhaupt hier ist, kann schon als ein kleiner Sieg gelten. Seinem 16-jährigen Fuchshengst Chilli Morning winkt nach den Spielen der Ruhestand inklusive erfülltes Sexleben. Bettina Hoy kümmert sich um ihren russischen Schüler, sie ist natürlich froh, dass er hier reiten darf und nicht unter das IOC-Verdikt fällt. „Und er tut ja keinem weh“, beschreibt sie realistisch die Chancen ihres Schützlings.
Die deutschen Vielseitigkeitsreiter durften gestern morgen ihre Pferde eine halbe Stunde lang in der Hauptarena arbeiten. Das Ganze lief unter „Official Familiarization“, also das offizielle Vertrautmachen der Pferde mit der Arena. Und was dann kam, hätte dem 100-jährigen Paul Stecken Spaß gemacht: Die fünf Reiter traten als Abteilung auf und sahen ein bisschen aus, wie der Reiterverein Ostbevern bei der Generalprobe im westfälischen Standartenwettkampf. Vorneweg Sandra Auffahrt mit Opgun Luovo, dahinter Reservistin Julia Krajewski mit Samourai du Thot, Michael Jung mit Sam, Ingrid Klimke mit Hale Bob und als Schlussreiter Andreas Ostholt mit So is et. Alle tadellos hingesetzt, wie der alte Kavallerist sagen würde, die Pferde nach den Richtlinien für Reiten und Fahren ausgebildet, einfach fabelhaft. An jeder Ecke stand ein Trainer und rief gute Ratschläge ins Viereck, Jürgen Koschel und Hans Melzer an den langen Seiten, an den kurzen Seiten Chris Bartle und Vater Joachim Jung. Anschließend ritt dann jeder seine eigenen Wege. Das (offizielle) Outfit ist allerdings ziemlich trostlos mit den grauen Hosen und grauen Polohemden, Marke graue Mäuse.
Mittags durften wir in den Stall, da herrschen strenge Regeln: Immer nur 25 Leute zugleich, wie eine Schafherde von vorne und hinten durch zweibeinige Wachhunde zusammengehalten. Unsere Führerin, FEI-Stewardess (heißt so eigentlich ein weiblicher FEI-Steward?) Maria geleitete uns mit durchdringender Stimme, die ein bisschen an eine Kettensäge erinnerte, durch den Stallbereich. Ja nichts anfassen! war die Devise unter Androhung strengster Sanktionen wie sofortiger Rausschmiss. Erster Eindruck: Die Pferde haben’s richtig gut, in großen 3 mal 3,50 Meter großen Boxen, die Führwege mit Sand abgestreut. Die deutschen Buschis machten es sich in einem kleinen Innenhof gemütlich, der Neuseeländer Mark Todd saß im Schneidersitz auf dem kleinen Grasstreifen vor der Box seines Pferdes Leonidas, muss man auch erstmal können mit fast 60. So is et wurde zum Grasen geführt. Jawohl, so is et. Es war nämlich ein Gerücht, dass die Pferde hier nicht grasen können. Ein eingezäuntes Areal mit sattem Grün steht bereit – Fotobeweis anbei.
„Eine Mischung als Burghley, Badminton und Pau“
HANS MELZER, Bundestrainer Vielseitigkeit
Nach dem Stallbesuch gab es einen ersten Eindruck von der Geländestrecke zusammen mit Parcourschef Pierre Michelet, der seine „Philosophie“ erläuterte. Kurz gefasst: Olympia heißt nicht dreieinhalb Sterne, sondern vier. Schwer, technisch und immer bergauf-bergab. „Eine Mischung als Burghley, Badminton und Pau“, sagt Hans Melzer. In zwei Stunden, nach der Verfassungsprüfung, gibt er die Startfolge innerhalb des Teams bekannt und ich behaupte, wie immer er es macht, beliebt macht er sich damit nicht. Denn drei seiner Reiter haben theoretisch eine Chance auf den Sieg und das wird wahrscheinlich nicht der erste Starter des Teams sein.
Freitag morgen sechs Uhr. Ich habe den ersten Bus genommen, mit mir nur Workforce in bunten Hemden, die Kettensäge war auch schon da. Ich sitze auf der Pressetribüne, lausche dem Geplauder der Putzfrauen und schaue dem zu Trecker, der zum x.-Mal die Arena eggt. Vor mir ein sensationeller Sonnenaufgang. Besser kann man’s nicht haben.nike air jordan 1 outlet | cheapest air jordan 1 lows
[…] ging jarenlang hard van leer tegen de Nederlandse dressuurruiters en hun trainingsmethoden. Haar laatste blog is milder gestemd. “Je krijgt bijna het gevoel dat Rollkür uit de mode lijkt te raken bij […]
Toller Beitrag. Konnte mir das mit der Kettensäge so gut vorstellen – kenne das von meiner Kollegin.
Ist trotzdem etwas gemein.