Während die Dressurreiter heute im Viereck viel auf der Stelle traben, geben die Vierspänner im Stadtpark Vollgas. Gabriele Pochhammer über den Marathon-Samstag in Göteborg (SWE).
Samstag morgen ist der Slottskogen City Park schon an normalen Wochenenden der Tummelplatz der Göteborger, die mal Hunde und Kinder ausführen wollen, wobei der Trend eindeutig zum Zweitkind und Dritthund geht. Dazwischen Jogger und Walker mit und ohne Stöcke, Familien auf Picknickdecken in kleinen Gruppen auf den Wiesen. Alles untermalt von einem flotten Unterhaltungsprogramm, das die Wartezeit auf die Gespanne verkürzte: eine Blaskapelle, eine Volkstanzgruppe in schwedischer Tracht und Hiphop sorgten für Kurzweil. Denn es dauerte mehr als eine Stunde, bis die erste Kutsche ihren Weg vom Stall durch die Stadt bis in den Park gefunden hatte.
Auf dem Wiesengelände unter uralten Bäumen, deren Wurzeln sorgfältig durch Säcke und Sandpolster geschützt waren, standen acht Hindernisse, besser Hinderniskomplexe mit mindestens fünf bis sechs Durchfahrten. Um aus dem Labyrinth wieder herauszufinden, braucht ein normaler Mensch ein Navi. Für die Männer (und die eine Frau, die Deutsche Mareike Harms) auf dem Bock sind das natürlich leichte Übungen. Es geht noch um ganz andere Dinge. So wurde beim Abgehen jeder Stein umgedreht, um die ideale Linie zu finden. Sogar unter den Blumen guckte Boyd Exell nach, ob sich da ein Steinchen verbirgt und ob der Boden auch trittfest ist, wenn die Blumen doch mal unter die Räder kommen sollten.
Der australische Multiweltmeister und Weltcupsieger war in Göteborg, um den deutschen Fahrern beizustehen, und das war ein voller Erfolg. Selbst der alte Hase Christoph Sandmann war am Ende dankbar, als Boyd ihn nochmal vorfahren ließ. Sandmann, der im Emsland eine große Spedition hat, war schon bei der WM 1990 in Stockholm dabei, inzwischen ist die ganze Familie quasi mit eingespannt: Tochter Anna fährt bereits selbst Weltmeisterschaften mit Zweispännern, und auch die übrigen Familienmitglieder sitzen entweder hinten auf dem Wagen oder machen sich beim Kaffeekochen nützlich.
Bei Georg von Stein setzte sich Exell sogar selbst nochmal kurz auf den Bock, beim Reiten wäre das, glaube ich, verboten. Zwei der Pferde gehörten ihm ohnehin, die hatte er seinem Kollegen Georg von Stein geliehen. Mareike Harms trainiert öfter mit ihm, drei ihrer Pferde hat sie von dem belgischen Weltmeister Felix Brasseur gekauft.
Exell lebt im belgischen Valkensward, ist quasi Nachbar von Global Champions Tour-Erfinder Jan Tops. Begonnen hat alles in Australien, als der pferdebegeisterte Junge aus einfachen Verhältnissen merkte, dass es mit dem Reiten nicht ganz reicht. Bescheiden mit einem Einspänner fing es an, die Pferdezahl vervierfachte sich im Laufe der Jahre und heute ist Boyd Exell einer der ganz Großen. Wenn er fährt, hat er vier Augen, für jedes Pferd eines, heißt es anerkennend aus den Kreisen der Kollegen. Inzwischen hat er auch einen Sponsor, der ihm unter die Arme greift, denn ohne eine Finanzquelle außerhalb des Sports ist das Fahren mit vier Pferden (eigentlich fünf mit Reservepferd) kaum darstellbar. Es sei denn, man hat wie einst Prinz Philip einen königlichen Marstall mit einer entsprechenden Helferschar hinter sich hat. Der Mann der britischen Königin gewann in den 70er- und 80er-Jahren, als sich der Fahrsport in der heutigen Form zu etablieren begann, regelmäßig die erste Teilprüfung, genannt Präsentation. Da kam es auf jede Schnalle an, nicht nur, dass sie gut geputzt war und mit der Sonne um die Wette blinkte, es musste auch alles stilecht sein. Was natürlich für das Gespann der Queen, betreut vom königlichen Stallmeister Sir John Miller, sowieso eine Selbstverständlichkeit war. Leider hat Prinz Philipp die eine oder andere unersetzliche historische Kutsche zu Bruch gefahren, irgendwann stieg er dann auf kleine schwarze Fellponys um. Auch der Fahrsport ist heute anders als früher. Die Präsentation ist einer schlichten Verfassungsprüfung gewichen, stählerne Marathonwagen haben die gemütlichen Kutschwagen von anno schnuff ersetzt. Die halten mehr aus, der Schwerpunkt liegt tiefer, deswegen kann man rasanter durch die Kurven brettern, wie die Zuschauer im Slottskogen City Park hautnah erlebten. Da spritzen schon mal Matsch und Wasser auf das Picknick-Ei, wenn Ben Hur 2017 Gas gibt.do nike outlets sell jordan 1 | cheap air jordan 1 university blue
Mark Malvin