Der Name Darboven steht nicht nur für ein erfolgreiches Kaffeeimperium, er steht auch für schnelle Pferde und ein weitsichtiges Engagement im Turniersport.
Wenn man Albert Darboven und sein Vollblutgestüt Idee besuchen will, dann lernt man automatisch Hamburgs feinstes Viertel kennen. Man fährt von Blankenese nach Falkenstein, vorbei an weißen Villen mit hohen Eisenzäunen und schmucken Portalen, an fast jedem Eingang mehr oder weniger sichtbar eine Videokamera, die darüber wacht, dass niemand eindringt, der hier nichts zu suchen hat. Am Ende des Weges biegt man links ab Richtung Elbe. Große Container-Dampfer schieben sich den Horizont entlang, dann steht man vor dem Gestüt Idee. Auch hier ein eisernes Tor, aber weit offen. Einen Moment lang macht sich Zweifel breit, ob man sich nicht doch verfahren hat.
Pferde sind auf den ersten Blick nämlich keine zu erblicken. Stattdessen rechts eine große gepflegte Rasenfläche mit allerlei bunten und skurrilen Figuren. Weit emporragend ein hohes Brandenburger Tor, zusammengebaut aus Hufeisen. Nicht weit weg davon der Hamburger Michel gleicher Machart. Also doch richtig. Vor dem Wohngebäude empfängt mich der Hausherr Albert Darboven, aufrechte 83 Jahre, schlank, sportlich und präsent. Die graue Flanellhose mit feinen grünen Nadelstreifen wird ergänzt durch eine Patchwork-Steppjacke in lebhaften Grüntönen – cooles Outfit für den gestandenen Gentleman!
Darboven, der Kunstkenner
Wir wollen über Pferde reden heute nachmittag, aber zunächst schlendern wir durch den Skulpturenpark. „Konzeptkunst“ nennt es der Hausherr. Es würde zu weit führen, hier alles zu beschreiben, aber jedes einzelne Objekt zeugt von Ideenreichtum und bewundernswerter Phantasie. Da sind die europäischen Staaten als gebogene Stäbe arrangiert, alle in blau, bis auf einen, der ist grün. „Das ist Großbritannien, wenn sich die Engländer vor Weihnachten den Brexit nochmal überlegen, wird er wieder blau.“ Davon ist Darboven nämlich überzeugt.
Ein acht Tonnen schwerer gegabelter Baumstamm, von hinten eindeutig an weibliche Formen erinnernd, stellt sich von vorne als eine Darstellung der Jeanne d’Arc heraus. Die Rockröhre Tina Turner fehlt ebenso wenig wie das russische Ballettgenie Nijinsky und die alttestamentliche Königin Salome, die mehrere abgehackte Menschenköpfe auf einer Platte balanciert. An die Katastrophe von Hiroshima erinnert ein gespaltener Stein, an den Terroranschlag auf das World Trade Centre 9/11 zwei verkohlte Äste, die Darboven aus den Resten des letzten Osterfeuers gerettet hat.
Wir gehen Richtung Haus, im Innenhof wartet ein großer Apfel aus Marmor, an einer Seite angebissen. „Da haben wir Männer doch alle mal reingebissen“, sagt Darboven. Die dazugehörige Schlange, die sich einmal um den Apfel winden soll, ist noch in Arbeit, das jüngste Projekt von Darboven, der von sich selbst sagt, dass er nicht malen könne und sich auch selbst nicht als Künstler bezeichnen würde, sondern viel mehr als Handwerker. Aber für die Kunst hat er gute Leute.
Darboven, der Pferdemensch
Vor dem Stallgebäude aus rotem Backstein steht ein Rennreiter aus Buchsbaum, der vor wenigen Wochen noch auf der Rennbahn in Horn seinen Platz hatte. „Unkompliziert in der Haltung“, sagt die Gestütsleiterin Vanessa Körner. „Braucht nur ab und zu die Schermaschine.“
Wir gehen in den einstigen „Hühnerstall“, der zu einer gemütlichen Stube umgebaut wurde, aber immer noch so heißt. Wir reden – natürlich bei einer Tasse Idee Kaffee – über das Leben des Pferdemenschen Albert Darboven, das einst mit Pony Plumpi begann. Es folgten strenge Reitstunden für den jungen Mann aus der Hamburger Kaffeedynastie. „Da musste ich richtig lernen, die Beine ranzunehmen und auch springen.“
Während der Ausbildung, der ersten Berufsjahre, die von langen Reisen begleitet wurden, in denen Erfahrung im Kaffeegeschäft gesammelt wurde, traten die Pferde ein wenig in den Hintergrund. Als Albert Darboven wieder in den Sattel stieg, lag der auf dem Rücken eines Polopferdes, das Polospiel war lange seine zweite Leidenschaft neben dem Pferderennen. Seit 1965 züchtet Darboven auf dem Gestüt nicht weit von der Elbe Vollblüter. Er nennt seine Zucht „klein aber fein“ und hat es immerhin geschafft, einen Derbysieger zu stellen, Pik König im Jahr 1992. Es ist Sitte, dass der Besitzer des Derbysiegers am Vorabend des nächsten Derbys eine Rede hielt. Schon 1993, also vor 26 Jahren, forderte Darboven, die Peitsche bei Rennen zu verbieten. „In Skandinavien ist das schon lange verboten“, sagt er. „Wir hatten dort Pferde laufen, die haben auch gewonnen, ohne Peitsche. Wenn ein Pferd den Hieb spürt, verhält es sich erst mal. Das ist, als ob man Gaspedal und Bremse gleichzeitig betätigt.“ Mit seiner Forderung, die er auch in diesem Jahr wederholte, machte er sich in Galopperkreisen nicht nur Freunde. Was für ihn kein Grund ist, aus seiner Überzeugung einen Hehl zum machen.
Der Traum vom Derby-Sieger
In diesem Jahr wurden neun Stuten gedeckt, zwei davon vom gestütseigenen Hengst Polish Vulcano, einem hübschen Fuchs, aus derselben Familie wie Pik König. Noch einmal eine Derbysieger zu züchten, das wäre der Traum des 83-Jährigen.
Der andere ist das Hippologische Zentrum in Hamburg-Horn. Eine Stätte für den Pferdesport in allen Facetten, wo es innen neben der Galopprennbahn auch eine Renntrasse für Traber gibt, einen Turnierplatz für Springen und Dressur und Platz genug für Poloturniere. Der Bürgermeister sei begeistert, sagt Darboven. Wie immer geht es ums Geld.
„Da steht ein Riesenbetrag im Raum. Aber ich habe Sorge, dass wir da eines Tages so landen werden wie mit der Elbphilharmonie.“ Realismus konkurriert mit großen Träumen. Aber ist die Elphi nicht auch trotz aller Kämpfe um Kosten und Termine am Ende nicht doch ein Hamburger Schmuckstück?
Das ganze Interview mit Albert Darboven, Gedanken zur Vollblutzucht, auch und gerade im Hinblick auf die Sportpferdezucht, lesen Sie in der Oktober-Ausgabe des St.GEORG.nike sb dunk sizing and fit guide | air jordan 1 mid outlet
0 Kommentare
Schreibe einen Kommentar