Was haben Schneewittchen, (halb-) nackte Männer und Basecaps mit Aufschrift „Wolle“ gemeinsam? Hier lesen Sie es!
Gestern war Luhmühlen noch einfach nur Luhmühlen, der Startschuss der Europameisterschaft der Vielseitigkeitsreiter stand kurz bevor. Pferde und Reiter waren schon da, die Verfassung stand aber erst am Nachmittag auf dem Programm. Für uns ist das wichtig, weil wir nur im Vorfeld die Geländestrecke filmen dürfen. Wenn aus Luhmühlen erst einmal der Europameisterschafts-Schauplatz geworden ist, dann hat der Weltreiterverband FEI das Sagen. Dann dürfen wir für unsere Website nur noch das filmen (Film, kommt im Laufe des Tages!), was nicht zum Field of play zählt, also das, was sich nicht auf dem Spielfeld tummelt. Und das Spielfeld ist auch der Abreiteplatz. Aber egal, wir versuchen, so viel wie möglich hinzubekommen.
Wir sind nicht die einzigen, die sich für den Kurs interessieren. Ist es die Sonne (30 Grad, gefühlte Luftfeuchtigkeit mindestens 100 Prozent)? Mag sein, zumindest sind wir geblendet, als wir, die schwere Kamera auf der Schulter, losziehen. Es ist aber nicht nur die Sonne, es ist ein Astralkörper, der meiner Kollegin die Sprache verschlägt. Durchtrainierte Oberarme, in klassischer Reiterbräune zur Hälfte knusprig braun, die andere Hälfte, die dann nahtlos in den Oberkörper übergeht, leuchtend weiß: Peter Thomsen geht die Strecke ab, dreieinhalb Sterne, toller Europameisterschaftskurs, einige Klippen, interessant, fasst der deutsche Einzelreiter seinen ersten Eindrücke holsteinisch knapp und präzise zusammen und geht entschlossenen Schritts weiter. Später treffen wir Peter noch mal, da hat er aber das rote Mannschafts-Polohemd an und guckt sich den Jeep-Wasserkomplex an. Geschnitzte Bären, Steilsprünge mit Fischen und kleine Springbrunnen Kleinkunst in der Lüneburger Heide. Das Ganze auf einer Linie zu springen, die auch die Briten, die ja neben Deutschland die großen Favoriten sind, ins Grübeln bringen. Ihr Teamcoach Yogi Breisner umkreist immer wieder den Teich, durch den es zweimal geht. Und die Britin Polly Stockton tritt gleichzeitig immer wieder die Distanz im Wasser ab. Platsch, platsch, platsch.
Derweil guckt sich William Fox-Pitt auch alles an. Auch er oben ohne, was insofern etwas witzig aussieht, weil er hinter einem schmalen Element steht, so sieht man ihn bis zum Bauchnabel und das einzige Textil, das er trägt, ist ein Basecap. Weitere Recherchen, ob er sich dem britischen Volkssport des Moonings, also des nackten-Hintern-in-der-Öffentlichkeit-zeigens, verschrieben hat, sind nicht notwenig. Der Mannschaftseuropameister von 2009 und Vierter der Einzelwertung tritt hinter dem Sprung hervor, er trägt Bermudashorts und Wanderstiefel.
Ähnlich robustes Schuhwerk hat auch Captain Mark Phillips gewählt, der Kursbauer, der mit seinem typischen breiten Lächeln von der Strecke spricht. Vor allem von der letzten Klippe, dem Rolex-Komplex. Das ist das drittletzte Hindernis, kommt nach einem neu gestalteten Coffin. Das Coffin finde ich furchteinflößend, Weltmeister Michael Jung, den wir mit verhülltem Oberkörper auch beim Abgehen des Kurses treffen, meint, da müsste man ein bisschen überlegt reiten. Aber das Rolex-Hindernis ist der Hammer: Ein Graben, dahinter ein Steilsprung mehr Bretterwand als Hecke, dahinter ein schmales Element, ein Würfel, den man genau treffen muss, will man den direkten Weg nehmen, und dann geht es in eine Linkskurve über Teil C. Das ist ein Element, das so schmal ist, das man es auch übersehen könnte. Hammer!
Auch Teamneuling Sandra Auffarth guckt in Richtung Coffin und Rolex und zieht die Stirn in Falten. Sie ist der Shootingstar des Jahres, von naja null darf man nicht sagen, aber vom Viersternedebüt vor ein paar Monaten direkt ins Team. Ein NDR-Kamera-Team hat sich an ihre Fersen geheftet und porträtiert sie. Sie hat einen tierischen Fanclub. Menschen, die Wolle-Basecaps tragen. Wolle das ist Opgun Luovo, ihr Fuchs. Das sei nett, sagt sie. Hey hallo Wolle, brüllen die Fans ihr hinterher. Könnten ja auch mal ,Hallo Sandra sagen, findet die Championatsdebütantin, sich auf ihre neue Rolle eingestellt hat: schwarz-rot-goldener Nagellack. Wenn das kein Hingucker ist.
Apropos Hingucker: Am Dienstagabend war Mannschaftsabend, das ist ein ungeschriebenes Gesetz auf Europameisterschaften. Jedes Team bereitet eine kleine Darbietung vor. Anschließend wird gewertet. Die Franzosen hatten Schneewittchen eingeprobt. Schneewittchen war natürlich – ein Kerl aus der Equipe tricolore. Der Auftritt der sieben Zwerge soll ein echter Brüller gewesen sein, als aber Schneewittchen starb und die Zwerge in ihrer Verzweiflung einen Arzt bemühten, der eine Infusion legte und Schneewittchen mit einem Rektalisierungshandschuh aus dem Tierarztkoffer untersuchte, tobte das Haus. Die Deutschen hatten Die Glocken von Rom einstudiert. Dabei hatten die Reiterinnen sich als Nonnen verkleidet, die Herren trugen Sonnenbrille, lange Wachsmäntel und nur wenig mehr. An zentralem Punkt kaum mehr als einen Kochtopf, zwischen den Knien ein Rührlöffel wie das dann aussieht kann man hier sehen – allerdings nicht mit Dibo, Michi und Co. Die müssen Sie sich dann schon selbst vorstellen, denn Fotomaterial ist uns bislang noch nicht zugespielt worden.
Riesenapplaus soll auch eine Russin bekommen haben. Die Dame gehört zur Entourage des Einzelreiters Mykhailo Nastenko und tanzte am Stuhl. Es heißt, das habe doch einen sehr professionellen Eindruck hinterlassen, auch als dann Herren aus dem Publikum zum Mittanzen auf einem Tisch bemüht wurden. Männer, so das Fazit einer anwesenden Dame, die keinen gesteigerten Wert auf Namennennung legt, funktionieren doch alle gleich
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