Die ersten Fazits aus dem Luhmühlener Cross, Begegnungen mit dem Hochadel und eine Dänin, die Hilfe vom Himmel bekam.
Geländetag in Luhmühlen, die Buschfans strömen in die Heide, ausgerüstet mit wanderfesten Schuhen, Sitzstöcken, Hunden (meist, aber nicht immer an der Leine) und ausstaffiert nach der Methode Zwiebel, will heißen, zur Not kann bis aufs T-Shirt alles abgelegt oder bis zur sturm- und regenfesten Jacke aufgerüstet werden. Schon eine Stunde, bevor Andreas Dibowski als erster Reiter mit Corrida startete, sind alle Parkplätze rappelvoll. Er hat heute einen langen Arbeitstag, Corrida und den CCI4*-Vorjahrssieger It’s Me xx in der Kurzprüfung, zugleich Deutsche Meisterschaft, Butts Avedon in der Viersterne-Prüfung.
Spannend: Wie geht der neue Aufbauer, Mike Etherington-Smith, mit den Aufgaben in der Heide um. Erfahrungsgemäß sind alle morgendlichen Spekulationen am Abend Makulatur, weil’s dann doch anders kommt, als man dachte, aber Dibo war zufrieden nach seinem Auftaktritt: „Lässt sich gut reiten, klare Aufgaben, in manchen Kurven etwas rutschig.“ Aber in der Zeit zu bleiben, ist nicht so einfach, es gibt ein Paar neue Kringel im Wald.
Michi Jung zeigte natürlich als fünfter Reiter mit Star Connection, dass es geht, aber er ist ja auch eine Klasse für sich. Bettina Hoy, führend in beiden Prüfungen, konnte sich nach einem fehlerfreien Geländeritt auf Seigneur Medicott mit einer Punktlandung auf der Bestzeit (6:41) im CIC vorne behaupten. Wermutstropfen: „Micky“ steht zum Verkauf, Interessenten lauerten schon am Abreiteplatz. „So ist das nun mal“, sagte sie, ganz Profi, „Ich kann nur versuchen, dass das Pferd zu einem Reiter kommt, der zu ihm passt.“ 250.000 Euro müssen angeblich hingeblättert werden.
Gedenkmomente
Viele Tische stehen da im Gelände und nach dem Geschmack mancher Reiter zu viele Tiefsprünge. An vier Hindernissen, zwei Tischen und zwei Ecken, wurde das Sicherheitssystem MIM angebracht, mit einem Haltemechanismus, der sich öffnet, wenn das Pferd hart anschlägt. Das ist vor allem bei den Tischen ein kompliziertes Verfahren, das die Akribie eines Ingenieurs erfordert, weswegen der schwedische Hersteller die Hindernisse komplett selbst gebaut hat. An einer Stelle, am äußersten Ende der Strecke auf einer Wiese, wird nie mehr ein Hindernis stehen. Es ist der Platz, an dem vor drei Jahren Benjamin Winter an einem Tisch tödlich verunglückte. Eine große hölzerne Libelle am Waldesrand, die sich in die Lüfte zu schwingen scheint, erinnert an den traurigen Tag.
Royaler Besuch
Am ersten Dressurtag, am Donnerstag, war Prinzessin Anne da, um den Luhmühlenern zum 60. Jubiläum zu gratulieren, bevor sie nach Hamburg zum Anglo-German Club weiterreiste, um als Vertreterin ihrer Mutter, der Queen, deren offiziellen Geburtstag zu feiern. In Luhmühlen war ein netter kleiner Empfang für 100 Leute arrangiert, Her Royal Highness, die selbst in Luhmühlen Mannschaftseuropameisterin geworden war, genoss die Atmosphäre sichtlich und hatte Spaß an den Ponykindern und der „Cross-Country-Führzügelklassse“. Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Grosse-Brömer hielt eine kleine Ansprache. Sein Thema: der Brexit und seine Folgen, ziemlich ausführlich. Es wurde schon ein bisschen peinlich, aber Princess Anne war schon immer groß darin, Leute auf ihren Platz zu setzen. „50 Percent of your speech was wasted“, sagte sie, „because I am not in politics.“ („Die Hälfte Ihrer Rede war verschwendet, denn ich beschäftige mich nicht mit Politik.“) Das hat gesessen. Dass Mitglieder der Royal Family sich aus dem politischen Alltag heraushalten (müssen), dürfte auch einem deutschen Bundestagsabgeordneten bekannt sein.
Ganz besonders herausgeputzt im englischen Look hatte sich Doppelolympiasieger Hinni Romeike für den königlichen Besuch. Darauf von unserer Kollegin, die sich immer so bescheiden Donata von Preußen nennt, angesprochen, sagte er forsch: „Na wenn doch eine Prinzessin kommt.“ Konterte die Urenkelin des letzten deutschen Kaisers: „Für mich machst Du Dich nie so schick.“ Und da fiel selbst dem wortgewandten Hinni nichts mehr ein.
Glück im Unglück
Welche Rolle das Dressurergebnis spielt, weiß man auch erst am Ende des Tages. Eine dänische Reiterin hatte Glück. Sie hatte sich bereits einmal verritten, schlug erneut einen falschen Weg ein. Chefrichter Topp griff zum Glöckchen, aber das gab keinen Laut von sich, weil der Schwengel abgefallen war. Kein Läuten, keine Fehler fürs Verreiten, gut gelaufen für die Reiterin.
Die Geehrten
Das Turnier in Luhmühlen ist natürlich auch immer der richtige Moment für fällige Ehrungen. Die schönste erhielt Erfolgsbundestrainer Hans Melzer, der wurde zum Reitmeister ernannt, die Urkunde wurde ihm von Chris Bartle überreicht, seinem Kollegen bei so vielen Erfolgen, unter anderem fünf olympischen Goldmedaillen. Bartle ist bekanntlich zu seinen Briten zurückgekehrt, ließ sich aber in Luhmühlen nicht davon abhalten, jeden deutschen Reiter mit Interesse zu verfolgen. In die Hall of Fame wurden Harry Klugmann für seine Busch-Erfolge in den 1960er und 70er-Jahren berufen, darunter die Mannschaftsbronzemedaille bei den Olympischen Spielen in München 1972, und der 18-jährige Hop und Skip, der unter Dirk Schrade zweimal Mannschaftseuropameister (2013 und 2015) und Mannschaftsweltmeister geworden war.nike air jordan 1 low outlet | Air Jordan 1 Outlet Store
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