Blog 1 vom Weltcupfinale Göteborg 2019: Zimtschnecken, Computer-Erbinnen und Mittagessen um vier

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Die Arena im Scandinavium in Göteborg wartet auf die Teilnehmer am Weltcup-Finale 2019 (© Pauline von Hardenberg)

St.GEORG-Herausgeberin Gabriele Pochhammer über die Ruhe vor dem Sturm beim Weltcup Finale in Göteborg, die Umweltrealität im Greta-Land und Haudegen mit kaputten Schlüsselbeinen.

Ich habe noch nie so viele Kaffeeautomaten mit Einwegbechern gesehen wie hier im Greta-Land. An jeder Ecke stehen sie, in der Hotellobby, unten in dem kleinen Raum neben dem Einritt, wo sich die Reiter treffen, im Pressezentrum. Der Mülleimer gleich daneben. Ein lohnendes Feld für klimafreundliche Aktivitäten. Aber vielleicht nicht so medienwirksam wie die Einführung der Viertage-Woche an deutschen Schulen.

Allmählich füllt sich das Pressezentrum neben dem Scandinavium in Göteborg, wo das Weltcup-Finale entschieden wird. Mittagessen ist für vier Uhr nachmittags vorgesehen, bis dahin trösten wir uns mit Zimtschnecken. Wie vor 29 Jahren bei den ersten Weltreiterspielen in Stockholm. Ist doch schön, dass es ein paar Konstanten gibt im Leben.

Die Kollegen aus aller Welt trudeln ein. Louise aus Irland ist schon da, ihr Federbusch in den irischen Farben grün, weiß und orange liegt neben ihr. Leider kann sie ihn nur für Judy Reynolds am Rande des Dressurvierecks wedeln, von den Springreitern von der grünen Insel ist keiner dabei.

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In ein paar Stunden beginnt die erste Qualifikation der Springreiter, die Dressurer sind erst morgen dran mit dem Grand Prix. Das Springer-Starterfeld ist eine kuriose Mischung aus Weltklassereitern und gut betuchten gehobenen Amateuren. Aus Deutschland sind die drei Nicht-Kaderreiter Daniel Deußer und Christian Ahlmann, Nummer eins und zwei der Qualifikationen, am Start sowie der Nachrücker Ludger Beerbaum, der ja bekanntlich seit Rio der Nationalmannschaft entsagt hat. Bundestrainer Otto Becker will im Fall Deußer und Ahlmann in Göteborg weitere Überzeugungsarbeit leisten, endlich die Athletenvereinbarung zu unterschreiben, heißt es. Sie machen’s ja wirklich spannend. Aber Europameister Peder Fredricson mit All In, sein schwedischer Landsmann Henrik von Eckermann mit Mary Lou, Martin Fuchs (SUI) mit Clooney, Max Kühner (AUT) mit Chardonnay, sind Top-Paare, die für sich sprechen. Der Schweizer Weltranglistenerste Steve Guerdat reitet den KWPN-Wallach Alamo. Die Stute Hannah musste Guerdat bekanntlich dem mexikanischen Besitzer zurückgeben, weil sie angeblich zu wenig Erfolg hatte („nur“ 130.000 Franken Gewinngeld) und er sie, wie es heißt, selbst reiten will.

Für die Schweiz ist auch Beat Mändli wieder dabei, der inzwischen in USA als Trainer lebt und sich auch dort qualifiziert hat. Die US-Amazone Elizabeth Madden wird mit Breitling versuchen, ihren Vorjahrssieg von Paris zu wiederholen. Ihr Landsmann McLain Ward fehlt, sein WM-Pferd Clinta sei nicht in Ordnung, heißt es. Stattdessen bekommt die 20-jährige Tochter Eve des verstorbenen Apple-Gründers Steve Jobs eine Chance. Die 14-jährige belgische Stute Venue D’Fees des Hazalles, auch so ein Name, den man nicht braucht, reitet sie seit zwei Jahren. Fachleute bescheinigen Jobs großes Talent. In Kombi mit einem satt gefüllten Konto macht das Reiten dann richtig Spaß. Übrigens hat sie die belgische Vorbesitzerin der Stute nach Göteborg eingeladen, was ja wirklich ein netter Zug ist. Eve Jobs und der Saudi Khaled Almobty sind mit ihren 20 Jahren die Jüngsten des Feldes. Letzter wird vom Olympiadritten von Sydney 2000, Khaled al Eid trainiert.

Zu den weniger geläufigen Namen gehört auch die Japanerin Shino Hirota, auf dem 16-jährigen Scheckwallach Life is beautiful, der seine Karriere einst als Kutschpferd begann. Ein ganz bekannter Name musste gleich am ersten Tag die Segel streichen. Der Brite John Whitaker wollte zwar nicht am Weltcup teilnehmen (er ist in keiner Quali gestartet, kein Brite ist am Start – weder im Springen noch in der Dressur), aber in der kleinen Tour. Er stürzte auf dem Abreiteplatz, konnte zwar die Bahn zu Fuß verlassen, aber im Krankenhaus wurde ein Schlüsselbeinbruch festgestellt. Doch dies kleine Missgeschick wird den 63-Jährigen nicht daran hindern, seine Aufnahme in die „Hall of Fame“ der Göteborg Horse Show am Sonntag mitzufeiern. Darauf wette ich eine Zimtschnecke!men’s new jordans release dates | cheap air jordan 1 low

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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