Blog 11: Papageienoutfit und großenSchritte

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Alles tummelt sich im Parcours und will die Hindernisse begucken. Stünde da nicht das House of Parliament und der feuerrote Bus, denkt man, man ist in Aachen.

Eben habe ich einen Zugang zum Parcours zur Vorbesichtigung ergattert, beziehungsweise die nette Kollegin an der Pressestelle hat sie mir angeboten. Wahrscheinlich als Bonbon, weil auch an Tag zehn der Olympics, das von mir bezahlte Info-System nicht auf meinem Computer installiert werden konnte. Aber so ein Sonderpass ist besser, auch wenn man wirklich nur in den Kurs darf, und schon der Weg zum Abreiteplatz wieder versperrt ist.

Die Hindernisse sind aufs Schönste nach Londoner und britischen Motiven gestaltet. Alles ist da, das House of Parliament, die Tower Bridge, ein roter Bus als Steilsprung und die Löwen am Trafalgar Square,  aber ansonsten ist es wie in Aachen. Alle sind da und wollen mal gucken. Paul Schockemöhle und Kaiser Johannsmann, schon von weitem im Ukraine-Papageien-Outfit zu erkennen beraten Katharina Offel und Aleksandr Onichenko. Pauls Rat: Immer nach vorne ausgleichen, der Parcourschef denkt, er hat schwierige Distanzen aufgebaut, dabei kann man ganz ruhig nach vorne reiten, mit geschlossenen Augen. Dann aber doch: Drei Galoppsprünge vor dem Hindernis sollte man sie besser wieder aufmachen. Wenigstens das Pferd. Kaiser hat sich den Einmarsch der Athleten bei der Eröffnungsfeier nicht nehmen lassen. In Moskau 1980 wäre ich dabei gewesen, da sind wir dann nicht hingegangen. Einmal wollte ich dabei sein. Er ist Equipechef der Ukrainer und fands grandios. Und fragt sich Wozu habe ich bloß einen Koffer mit Klamotten mitgebracht, alle tragen doch den ganzen Tag nur das Mannschafts-Outfit. Paul hat von Anfang an nur kleines Gepäck gepackt. Er weiß, wie es ist bei Olympics, der Fuchs. Die Goldmedaille für das hässlichste Outfit geht schon mal an die Ukraine, Favaorit auf Silber ist die russische Kluft, eine wild gemusterte Rot-Weiß-Kombination, mit der unter anderem Trainer René Tebbel rumlaufen muss.

Bundestrainer Otto Becker geht mit Janne Friederike Meyer den Kurs ab, Achaz von Buchwald mit seinem Schweizer Schützling Pius Schwizer. Die Kanadier sammeln sich um Ian Millar, der nicht nur äußerlich alle überragt, zehnte Spiele, 64 Jahre alt und fit wie ein Turnschuh. Am Finger trägt er einen Ring mit den olympischen Ringen, er möge ihm Glück bringen.

Auch George Morris guckt sich den Kurs an, seine letzten Spiele, zum ersten Mal war er 1960 in Rom dabei, als Reiter, später viele Male als Coach des US-Teams. Jahrelang hat Morris im ST. GEORG seine Stilkritik gemacht, die Serie war Kult, er hat Leserfotos kommentiert (unter anderem übrigens Michael Jung). Auch der deutsche Chefrichter Springen, Stephan Ellenbruch guckte sich den Kurs an, selbst er kämpft mit dem Regelwerk. Da denkt man, man hat alles auswendig gelernt, dann kommt einer und zieht wieder eine andere IOC-Regel aus der Tasche. sagt er. Auch Denis Lynch, der verhinderte irische Olympiastarter ist da. Nachdem sein Pferd zum xten Mal wegen überempfindlicher Beine in Aachen eliminiert wurde, hatte der irische Verband ihn bekanntlich durch Cian oConnor ersetzt, den Doper von Athen, der sein Gold wieder abgeben musste. Eingetroffen ist auch Ludger Beerbaum, von seinem Stall ist im Endeffekt nur der Schwede Henrik von Eckermann auf Allerdings übrig geblieben. Als Besitzer des Fuchses ist der 86-jährige Hans Günter Winkler akkreditiert, dessen 2011 tödlich verunglückter Frau Debbie das Pferd gehörte und nun ihm. Christian Ahlmann geht den Kurs mit großen Schritten alleine ab, er wird seit gestern im Internet beschimpft, weil er Codex One nach der Verweigerung in der ersten Qualifikation mit einem Peitschenschlag animierte. (Ohne ihn zu verprügeln). Man kann es auch übertreiben. Jeder, der schon mal auf einem Pferd gesessen hat, weiß, dass in so einem Moment der Peitscheneinsatz gerechtfertigt ist. Sonst brauchte man sie gar nicht zu erlauben im Parcours.

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Gabriele PochhammerHerausgeberin

Herausgeberin des St.GEORG, den sie als Chefredakteurin von 1995-2012 als erste Frau auf dieser Position verantwortet hat. Als Berichterstatterin auf elf Olympischen Spielen und unzähligen Welt- und Europameisterschaften. Erfolgreiche Pferdezüchterin: Der von ihr gezogene Wallach Leonidas II war eines der besten Vielseitigkeitspferde seiner Zeit. Eines der Fachgebiete: internationale Sportpolitik, schreibt für die Süddeutsche Zeitung.

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