Wer zu Füßen von Man o‘ War liegt, warum Thomas Bach sich in Kentucky blicken lässt und Trabrennen ihre zwei Seiten haben.
Gestern traf ich Guido v. Plato, er ist als Tierarzt der Saudis da, drei von ihnen trainieren in Belgien. Er vermittelte mir den Kontakt zu Sara, der Frau von Ramzy Al Duham. Die beiden leben die Hälfte des Jahres in Belgien, die andere Hälfte in Saudi-Arabien. Sara hofft, eines Tages auch ihr Land bei einer internationalen Meisterschaft vertreten zu können. Sie reitet überall Turniere, nur nicht in ihrer Heimat. Dort dürfen Frauen in der Öffentlichkeit nämlich überhaupt keinen Sport treiben, reiten dürfen sie nur in geschlossenen privaten Anlagen, wo die Sittenpolizei sie nicht sieht. Sara, in Kentucky mit Designer-Sonnenbrille und Jeans am Rande des Abreiteplatzes, vollführt zweimal im Jahr den Wechsel zwischen den beiden Welten, der muslimischen und der westlichen. Ich habe kein Problem, den Schleier zu tragen, wenn ich zu Hause bin, es ist Teil unserer Tradition, sagt sie. Aber jede Frau, die die Tradition durchbricht, stoße eine Tür auf. Wie die junge Reiterin, die als erste Sportlerin aus Saudi-Arabien bei den Olympischen Jugendspielen in Singapore eine Bronzemedaille gewann. Oder wie die Sheika Latifa aus dem Dubai-Herrscherhaus der Maktoums, die seit vielen Jahren in Belgien trainiert. Das sind unsere Vorbilder, sagt Sara, Wir müssen kleine Schritte machen, aber eines Tages werden wir auch da sein, wo Sie schon sind. Wir halten ihr die Daumen.
Gestern nahm mich die Pressechefin mit auf eine Rundfahrt durch den Kentucky Horse Park. Er wurde 1978 gegründet, die 500 Hektar kaufte der Staat, um dort ein Pferdezentrum einzurichten, um es mal prosaisch auszudrücken. In der Hall of Champions genießen alte Rennpferde ihren Ruhestand. Tagsüber sind sie im Paddock, nachts in Boxen, die größer sind als meine Hamburger Wohnung. Alle möglichen Pferderassen werden gezeigt, sind jetzt allerdings während der Spiele meist ausquartiert. Inmitten eines Blumenbeets steht eine riesige Bronze von Man oWar, der amerikanischen Legende als Rennpferd und Vatertier. Um das Beet herum sind Grabsteine drapiert, die meisten tragen Namen berühmter Rennpferde, etwa der Arc Triomphe-Siegerin Allez France oder von War Admiral, dem Gegenspieler des im Film verewigten Sea Biscuit.
Auch ein Mensch hat hier seine letzte Ruhe gefunden, der Negro Jockey Isaac Burns Murphy. Der berühmte schwarze Jockey, der nur wenige Kilometer entfernt in Lexington geboren wurde, gewann im 19. Jahrhundert 638 der 1412 Rennen, in denen er startete. Er starb mit nur 36 Jahren an Lungenentzündung. Ursprünglich begraben auf einem ehemaligen Sklavenfriedhof, wurde er 1978 in den Kentucky Horse Park überführt.
900.000 Gäste kommen jedes Jahr in den Kentucky Horse Park, er ist die größte Touristenattraktion des US-Staates. Drei Rennbahnen und 450 Gestüte liegen im näheren und weiteren Umkreis, endlose Weiden, eingezäunt von kilometerlangen braunen oder weißen Zäunen. Eines davon gehört dem Dubai-Regenten Scheich Mohammed Maktoum, dem Ehemann der Präsidentin des Weltreiterverbandes, Prinzessin Haya. Im Garten des Hauses in einem Zelt bewirtete sie während der Weltmeisterschaft die Vertreter der Reiternationen.
Schließlich ist Wahlkampf, im November will sie wiedergewählt werden und hat zwei Gegenkandidaten, den Schweden Sven Holmberg und den Holländer Henk Rottinghuis. Letzterer verteile Hochglanzbroschüren, für Holmberg gab die schwedische FN einen Empfang.
Am 8.Oktober kommt das deutsche IOC-Mitglied Thomas Bach nach Kentucky auf einen Blitzbesuch. Natürlich nicht einfach so. Er möchte gerne, dass sich FEI-Prinzessin Haya und der deutsche Reiterpräsident Breido Graf zu Rantzau wieder näher kommen. Das Verhältnis gilt als unterkühlt, vor allem um die Medikationsliste, auf der Buta und Co genehmigt wurde, gab es herbe Meinungsverschiedenheiten. Und Bach braucht Hayas Stimme für die Olympiabewerbung von München und seine eigene Kanditatur als IOC-Präsident 2013. Da könnte eine in ihrer Antidoping-Politik allzu standfeste deutsche FN womöglich stören!
Es wird immer kälter, morgens und abends. Mittags bei Sonnenschein geht es. Aber einige von uns kommen nur noch mit dicker Wolldecke in den Horse Park. Auf den Weiden sieht man auch die ersten eingedeckten Pferde. Und wo gestern noch Stuten mit Fohlen grasten, kuscheln sich jetzt kleine Herden von Absetzern aneinander, offenbar frisch getrennt von Muttern. Wir hatten heute morgen sozusagen frei, weil das Springen erst heute Nachmittag anfing. Die Zeit haben wir genutzt für einen Bummel durch das nette Städtchen Midway, zwei Kilometer von unserem Haus. Viele vollgestopfte kleine Antik-Shops mit Pferdekitsch as kitsch can. Da musste man gar nichts kaufen, schont das Portemonnaie und das Fluggewicht.
Mein Kollege Achim Begall war vorgestern auf der Rennbahn in Lexington. Da sah er ein Trabrennen, bei dem die Pferde merkwürdige Geschirre trugen, um nicht anzugaloppieren. In Deutschland ist das aus Tierschutzgründen verboten, aber in Amerika gelten andere Gesetze…..
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