„Klein Aachen“, sprich das Indoor Brabant geht in die letzte Runde.Warum gestern im Pressezentrum der Champagnerkorken knallte und was die Warendorfer Szene zur Zeit am meisten beschäftigt.
Letzter Tag bei diesem Weltcupfinale in Hertogenbosch, das uns alle an den Rand der Nervenkraft gebracht hat. Der Tod von Holger Schmezer, der phantastische Ritt von Helen Langehanenberg gestern in der Weltcukür, der von olympischem Edelmetall träumen lässt eine mentale Karussellfahrt. Jetzt bereiten sich die Springreiter auf ihre letzte Wertung vor, alle Pferde haben letztendlich den Vetcheck passiert, das Pferd des an zweiter Stelle liegenden Schweizers Steve Guerdat, Nino des Buissonets, allerdings erst im zweiten Anlauf heute Morgen. Diese Information freilich wurde der Presse vorenthalten, alle durch strahlte mich Turnierleiter Jan Swinkels heute morgen an, ohne die Re-Inspektion mit einem Wort zu erwähnen. Er habe das auch nicht gewusst, dass gestern einer nicht durchgekommen war, sorry. Entschuldigung angenommen. Jan Swinkels ist Veranstalter-Urgestein und er weiß sicherlich, dass bei jeder Vertuschung der Schuss nach hinten losgeht und die Wahrheit meist sowieso ans Licht kommt. Ansonsten hat er Grund zum Strahlen, die Halle bei den Hauptevents ausverkauft, 8500 Zuschauer passen rein, die Leute schieben sich dicht an dicht über die Gänge der Ausstellung, wo es alles gibt, was des Pferdemenschen Herz erfreut, vom Weidezaun bis zum Stiefel aus geflecktem Kuhfell. Hertogenbosch ist eine Mischung aus wie Klein-Aachen in der Halle und Equitana.
Ein leidiges Thema, auch wenn man nicht immer jammern soll, ist mal wieder die Verpflegung. Abgesehen davon, dass es für den gemeinen Zuschauer nur kalorien- und fettreichen Junkfood aus der Familie von Haribo, Pommes und Co gibt, wird man wie schon bei der Europameisterschaft in Rotterdam auf raffinierte Weise abgezockt. Man kann nämlich nicht bezahlen, sondern muss Chips kaufen. Und wenn man etwas möchte, was anderthalb Chips kostet, sechs Euro,etwa ein Hotdog, dann ist der halbe Chip nicht direkt für die Katz, aber weg, beziehungsweise hat den Weg gefunden von meinem Portemonnaie in das des Veranstalters.
Die Dressurreiter sind abgereist, Isabell Werth war bereits nach dem Grand Prix über Nacht nach Hause nach Rheinberg gefahren und morgens wieder gekommen. Sie konnte es einfach nicht ertragen, ein paar Türen weiter von dem Zimmer zu schlafen, in dem Holger Schmezer am Donnerstagabend tot aufgefunden worden war.
Alle vier deutschen Springreiter gehen noch an den Start, Ludger Beerbaum greift mit Chaman aus dem Hinterfeld an mit 18 Punkten auf dem Buckel, Marco Kutscher und Marcus Ehning mit je zehn und Philipp Weishaupt mit 4 Punkten, nur einen Springfehler vom Führenden, Pius Schwizer entfernt. Auf ihn werde ich heute meine Rolex-Wette abgeben, wenn ich Glück habe, gibts wieder eine Flasche Veuve Cliquot Magnum, wie Donnerstag abend, als ich Richard Fellers, den silberhaarigen US-Reiter, der wie der jüngere Bruder von Sky du Mont aussieht, getippt hatte. Ich dachte, ich wäre die einzige, aber nicht weniger als fünf Kollegen hatten ihn auf der Liste, meinen Zettel hat Fellers aus der Kiste gezogen. Gestern abend haben wir im Kollegenkreis die Flasche geköpft.
Heute morgen stand eine junge Kollegin aus China vor mir, fragte nach dem ST. GEORG und möchte ein Austausch-Abo. Kann sie haben, ich hoffe nur, ihr Deutsch ist besser als mein Chinesisch. Der Reitsport wird halt immer internationaler. Das Gerangel um die Olympiakkrediteriungen für den Entourage der Reiter beschäftigt hier die Gemüter. Denn wir werden wohl diesmal auf so manches vertraute Funktionärsgesicht verzichten müssen. Nicht mal FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau hat bis jetzt seine Akkreditierung sicher, auch nicht Pressechefin Susanne Hennig, die Frau, die wir Journalisten wirklich brauchen, weil sie uns Kontakte herstellen kann, die bei den Olympischen Absperrmaßnahmen für uns schwierig sind. Der Mannschaftsarzt Dr. Manfred Giensch hat ebenso wenig eine Akkreditierung wie die Psychologin Gaby Bussmann, geschweige denn die Mitglieder der verschiedenen Ausschüsse. Hat ja auch was Gutes: Niemand kann zufällig auf der Stallgasse herumstehen, wenn es einen Rums gibt bei einem kollabierenden Pferd wie in Hongkong.
Die Akkreditierungen sind diesmal so knapp, weil die deutsche Mannschaft insgesamt kleiner ist, mehrere Mannschaftssportarten sind nicht qualifiziert, und weil diesmal die Besitzer zwei pro Pferd meist selber fahren wollen oder jemanden kennen, der ihnen noch näher steht als die Warendorfer Funktionäre.
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